mannschaft, welche wie in Zürich und St. Gallen den Postdienst betrieb, daraus einen so grossen pekuniären Gewinn, dass sie der Stadt und gemeinnützigen Vereinen Schenkungen machte.
Von den Taxis erfahren wir beispielsweise, dass Joan von Taxis, Graf von Villamediana II. (+ 1622) zu Anfang des 16. Jhh. dafür, dass er Vaz Brandon auf Lebensdauer zum Post- meister für Aragonien ernannte, sich eine Jahres-Abgabe von 300 Dukaten ausbedang. Im Hinblick auf diese und eine Un- masse anderer Vergebungen in Spanien erscheint es als nicht sehr übertrieben, wenn gleichzeitig, noch während des ungün- stigen 30jährigen Krieges, die Jahres-Einnahmen aus dem Reichs- postlehen von dem ehemaligen Taxis'schen Postmeister Dr. Birghden auf 100000 Dukaten angegeben werden (dessen Schätzung kann allerdings nicht vollen Glauben beanspruchen, weil er damals mit dem Taxis'schen Hause zerfallen war). --
Das österreichische Erblandpostmeisteramt wurde während des 30jährigen Krieges 1623 um 15000 fl. verkauft. Der Kapitalwert des Monopols (oder Privilegs) der vene- zianischen Botenzunft betrug im 17. Jahrhundert über 300000 Scudi; nach dem Bericht des Berner Postmeisters Fi- scher wurde im Falle der Erledigung einer "Gerechtigkeit" der Anteil, der je den 32. Teil des Zunftprivilegs der aus 32 Mit- gliedern bestehenden Zunft der "Corrieri di Venezia" betrug, um 10000 Scudi weiterverkauft; die Genossenschaft wird von Sacchi als "le prime base delle societa milionarie del nostro secolo" erklärt.
Als Philipp II. Portugal mit Spanien vereinigte, verkaufte er das Generalpostmeisteramt über Portugal für eine damals enorme Summe an Gomez de Mata, (dessen Nachkommen das Amt auch nach der Wiederabtrennung Portugals behielten). In Frankreich ergab der Jahrespacht 80 Jahre lang von Sully bis Louvois je 30000 Thlr., in England unter Karl I. 1640: 7000, 1660: 21500, 1685: 43000 Pfd. Sterling.
mannschaft, welche wie in Zürich und St. Gallen den Postdienst betrieb, daraus einen so grossen pekuniären Gewinn, dass sie der Stadt und gemeinnützigen Vereinen Schenkungen machte.
Von den Taxis erfahren wir beispielsweise, dass Joan von Taxis, Graf von Villamediana II. († 1622) zu Anfang des 16. Jhh. dafür, dass er Vaz Brandon auf Lebensdauer zum Post- meister für Aragonien ernannte, sich eine Jahres-Abgabe von 300 Dukaten ausbedang. Im Hinblick auf diese und eine Un- masse anderer Vergebungen in Spanien erscheint es als nicht sehr übertrieben, wenn gleichzeitig, noch während des ungün- stigen 30jährigen Krieges, die Jahres-Einnahmen aus dem Reichs- postlehen von dem ehemaligen Taxis’schen Postmeister Dr. Birghden auf 100000 Dukaten angegeben werden (dessen Schätzung kann allerdings nicht vollen Glauben beanspruchen, weil er damals mit dem Taxis’schen Hause zerfallen war). —
Das österreichische Erblandpostmeisteramt wurde während des 30jährigen Krieges 1623 um 15000 fl. verkauft. Der Kapitalwert des Monopols (oder Privilegs) der vene- zianischen Botenzunft betrug im 17. Jahrhundert über 300000 Scudi; nach dem Bericht des Berner Postmeisters Fi- scher wurde im Falle der Erledigung einer »Gerechtigkeit« der Anteil, der je den 32. Teil des Zunftprivilegs der aus 32 Mit- gliedern bestehenden Zunft der »Corrieri di Venezia« betrug, um 10000 Scudi weiterverkauft; die Genossenschaft wird von Sacchi als »le prime base delle società milionarie del nostro secolo« erklärt.
Als Philipp II. Portugal mit Spanien vereinigte, verkaufte er das Generalpostmeisteramt über Portugal für eine damals enorme Summe an Gomez de Mata, (dessen Nachkommen das Amt auch nach der Wiederabtrennung Portugals behielten). In Frankreich ergab der Jahrespacht 80 Jahre lang von Sully bis Louvois je 30000 Thlr., in England unter Karl I. 1640: 7000, 1660: 21500, 1685: 43000 Pfd. Sterling.
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mannschaft, welche wie in Zürich und St. Gallen den Postdienst
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Von den Taxis erfahren wir beispielsweise, dass Joan von
Taxis, Graf von Villamediana II. († 1622) zu Anfang des 16.
Jhh. dafür, dass er Vaz Brandon auf Lebensdauer zum Post-
meister für Aragonien ernannte, sich eine Jahres-Abgabe von
300 Dukaten ausbedang. Im Hinblick auf diese und eine Un-
masse anderer Vergebungen in Spanien erscheint es als nicht
sehr übertrieben, wenn gleichzeitig, noch während des ungün-
stigen 30jährigen Krieges, die Jahres-Einnahmen aus dem Reichs-
postlehen von dem ehemaligen Taxis’schen Postmeister Dr.
Birghden auf 100000 Dukaten angegeben werden (dessen
Schätzung kann allerdings nicht vollen Glauben beanspruchen,
weil er damals mit dem Taxis’schen Hause zerfallen war). —
Das österreichische Erblandpostmeisteramt wurde
während des 30jährigen Krieges 1623 um 15000 fl. verkauft.
Der Kapitalwert des Monopols (oder Privilegs) der vene-
zianischen Botenzunft betrug im 17. Jahrhundert über
300000 Scudi; nach dem Bericht des Berner Postmeisters Fi-
scher wurde im Falle der Erledigung einer »Gerechtigkeit« der
Anteil, der je den 32. Teil des Zunftprivilegs der aus 32 Mit-
gliedern bestehenden Zunft der »Corrieri di Venezia« betrug,
um 10000 Scudi weiterverkauft; die Genossenschaft wird von
Sacchi als »le prime base delle società milionarie del nostro
secolo« erklärt.
Als Philipp II. Portugal mit Spanien vereinigte, verkaufte er
das Generalpostmeisteramt über Portugal für eine damals
enorme Summe an Gomez de Mata, (dessen Nachkommen das
Amt auch nach der Wiederabtrennung Portugals behielten).
In Frankreich ergab der Jahrespacht 80 Jahre lang von Sully
bis Louvois je 30000 Thlr., in England unter Karl I. 1640:
7000, 1660: 21500, 1685: 43000 Pfd. Sterling.
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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/231>, abgerufen am 07.07.2024.
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