ischen und römischen Welthandels in der der Araber, die dem europäischen Markt die Erzeugnisse Asiens und der Ost- küste Afrikas zuführten und die wohl auch manches von dem Ueberflusse Europas in den Ländern des Orients ver- breiteten, (später übernahmen die Portugiesen, Hol- länder, Engländer dieses Handelsmonopol).
Der gegebene Mittelpunkt dieses Verkehrs von Norden und Südosten -- Levantehandel -- war im Mittelalter Italien, zuerst Amalfi (für Sizilien-Arabien), später Venedig, (das im 15. Jahrhundert im Mittelpunkte des Welthandels stand, wie früher Rom), ferner Genua und Pisa, (für den Geld- und Bankdienst Florenz).
Deutschland wurde, wie Karl Wilhelm Nitzsch wiederholt betonte, in dem früheren Mittelalter von den Strassen des Welthandels mehr umgangen als berührt: es fehlte ihm der Transithandel, der anderen Ländern, wie England, Spanien, Frankreich die Geldwirtschaft (und da- mit eine geordnete Steuerverfassung, eine parlamentarisch- nationale Zusammenfassung der politischen und kapitalisti- schen Kräfte) erbrachte. Auch in diesem Punkte zeigte die Seestrasse ihr Uebergewicht über dem Landbezug; die meisten Orientartikel wurden für die deutsche Kundschaft von dem italienischen Zwischenhandel nach Brügges und Antwerpen gebracht (s. Heyd, Geschichte des Levante- handels, 1886, S. 731 und 736). Beim Ausgang des Mittelalters führten nur zwei europäische Haupthandels- strassen über Augsburg und Nürnberg, die eine nach Brügge, die andere nach der Ostsee. Eine andere Welt- handelsstrasse zog von Norden nach Konstantinopel einer- seits über Breslau, Regensburg, andererseits den Dnjepr hinab über Kiew, Nowgorod; letztere Weltverkehrslinie wurde im Mittelalter von der Hansa benützt und beherrscht. Deutlich tritt an den Wandlungen dieser Weltstrasse her- vor, wie die Civilisation mit diesem Routensystem, mit
ischen und römischen Welthandels in der der Araber, die dem europäischen Markt die Erzeugnisse Asiens und der Ost- küste Afrikas zuführten und die wohl auch manches von dem Ueberflusse Europas in den Ländern des Orients ver- breiteten, (später übernahmen die Portugiesen, Hol- länder, Engländer dieses Handelsmonopol).
Der gegebene Mittelpunkt dieses Verkehrs von Norden und Südosten — Levantehandel — war im Mittelalter Italien, zuerst Amalfi (für Sizilien-Arabien), später Venedig, (das im 15. Jahrhundert im Mittelpunkte des Welthandels stand, wie früher Rom), ferner Genua und Pisa, (für den Geld- und Bankdienst Florenz).
Deutschland wurde, wie Karl Wilhelm Nitzsch wiederholt betonte, in dem früheren Mittelalter von den Strassen des Welthandels mehr umgangen als berührt: es fehlte ihm der Transithandel, der anderen Ländern, wie England, Spanien, Frankreich die Geldwirtschaft (und da- mit eine geordnete Steuerverfassung, eine parlamentarisch- nationale Zusammenfassung der politischen und kapitalisti- schen Kräfte) erbrachte. Auch in diesem Punkte zeigte die Seestrasse ihr Uebergewicht über dem Landbezug; die meisten Orientartikel wurden für die deutsche Kundschaft von dem italienischen Zwischenhandel nach Brügges und Antwerpen gebracht (s. Heyd, Geschichte des Levante- handels, 1886, S. 731 und 736). Beim Ausgang des Mittelalters führten nur zwei europäische Haupthandels- strassen über Augsburg und Nürnberg, die eine nach Brügge, die andere nach der Ostsee. Eine andere Welt- handelsstrasse zog von Norden nach Konstantinopel einer- seits über Breslau, Regensburg, andererseits den Dnjepr hinab über Kiew, Nowgorod; letztere Weltverkehrslinie wurde im Mittelalter von der Hansa benützt und beherrscht. Deutlich tritt an den Wandlungen dieser Weltstrasse her- vor, wie die Civilisation mit diesem Routensystem, mit
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ischen und römischen Welthandels in der der Araber, die
dem europäischen Markt die Erzeugnisse Asiens und der Ost-
küste Afrikas zuführten und die wohl auch manches von
dem Ueberflusse Europas in den Ländern des Orients ver-
breiteten, (später übernahmen die Portugiesen, Hol-
länder, Engländer dieses Handelsmonopol).
Der gegebene Mittelpunkt dieses Verkehrs von Norden
und Südosten — Levantehandel — war im Mittelalter Italien,
zuerst Amalfi (für Sizilien-Arabien), später Venedig, (das im
15. Jahrhundert im Mittelpunkte des Welthandels stand, wie
früher Rom), ferner Genua und Pisa, (für den Geld- und
Bankdienst Florenz).
Deutschland wurde, wie Karl Wilhelm Nitzsch
wiederholt betonte, in dem früheren Mittelalter von
den Strassen des Welthandels mehr umgangen als berührt:
es fehlte ihm der Transithandel, der anderen Ländern, wie
England, Spanien, Frankreich die Geldwirtschaft (und da-
mit eine geordnete Steuerverfassung, eine parlamentarisch-
nationale Zusammenfassung der politischen und kapitalisti-
schen Kräfte) erbrachte. Auch in diesem Punkte zeigte
die Seestrasse ihr Uebergewicht über dem Landbezug; die
meisten Orientartikel wurden für die deutsche Kundschaft
von dem italienischen Zwischenhandel nach Brügges und
Antwerpen gebracht (s. Heyd, Geschichte des Levante-
handels, 1886, S. 731 und 736). Beim Ausgang des
Mittelalters führten nur zwei europäische Haupthandels-
strassen über Augsburg und Nürnberg, die eine nach
Brügge, die andere nach der Ostsee. Eine andere Welt-
handelsstrasse zog von Norden nach Konstantinopel einer-
seits über Breslau, Regensburg, andererseits den Dnjepr
hinab über Kiew, Nowgorod; letztere Weltverkehrslinie
wurde im Mittelalter von der Hansa benützt und beherrscht.
Deutlich tritt an den Wandlungen dieser Weltstrasse her-
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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/22>, abgerufen am 07.07.2024.
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