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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

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an dem Itinerarium Antonini und der Weltkarte des Ca-
storius
, an der sogen. Peutinger-Tafel an.

Wir können dies nicht anders erläutern, als dass wir einen
Ueberblick über die Itinerarien überhaupt geben.

Als "Itineraria" bezeichnen sich im Altertum bis in die
Neuzeit 1) herab drei verschiedenartige Reisewerke: Das älteste
Itinerarium gibt eine in Form einer geographischen Karte ge-
gebene Belehrung über die direkte Route, über die Möglichkeit
der Einkehr und Herberge (Stationen) und über die Wegelänge
zwischen den einzelnen Stationen; eine solche handliche Reise-
Erleichterung bietet die Peutingerische Tafel. Die ebengenannten
Notizen lassen sich dann kompendiöser in Buchform, nach Art
der Fahrtenpläne und Kursbücher um- oder überschreiben: ein
solches Büchlein das sich "Itinerario delle Poste" benennt,
erschien in Italien 1563 (von da l'Herba). Die dritte Art
bilden die geschichtlich-statistischen Reisebeschreibungen, "Iti-
neraria historico-politica", wie sich ein 1624 von J. Grasser
herausgegebenes benennt, und in denen die Früchte von Reise-
studien niedergelegt werden.

Am wenigsten ergiebig für unseren Zweck sind die letzteren;
manche wohl enthalten auch einen Passus über den "Gebrauch
der Strassen", geben aber unter diesem Titel nur Auszüge aus
den polizeilichen Vorschriften bzgl. des Gesundheitspasses und
des Tragens von Waffen, über die Art der Verzollung, den Wert
der Gold- Silber- und Kupfermünzen etc.

Allmählich, im 15/16. Jahrhundert kommen Routenverzeich-
nisse auf, die "Itinerarium, Wegweiser, Reisebuch" benannt
werden, aber sich lediglich auf die Aufzeichnung des Strassen-
netzes beschränken. In jener Zeit war zwar schon eine der-
artige Uebersicht, die einem Bedürfnisse entgegenkam, eine
schwierige Arbeit, insofern der Verfasser (bezw. Kompilator),
wie es z. B. Sebastian Brant in seinem 1513--21 entstandenen

1) Noch A. Humboldt schrieb ein "Itineraire" (descriptif de l'Espagne),
das letztmals 1831 in III. Auflage erschien. Das letzterschienene, für den
praktischen Gebrauch bestimmte Itineraire, das von Siegmaier 1829 ver-
öffentlichte, führt in der deutschen Ausgabe den bezeichnenden Titel: "All-
gemeines Postreisebuch und vollständiger Meilenzeiger".
12 *

an dem Itinerarium Antonini und der Weltkarte des Ca-
storius
, an der sogen. Peutinger-Tafel an.

Wir können dies nicht anders erläutern, als dass wir einen
Ueberblick über die Itinerarien überhaupt geben.

Als »Itineraria« bezeichnen sich im Altertum bis in die
Neuzeit 1) herab drei verschiedenartige Reisewerke: Das älteste
Itinerarium gibt eine in Form einer geographischen Karte ge-
gebene Belehrung über die direkte Route, über die Möglichkeit
der Einkehr und Herberge (Stationen) und über die Wegelänge
zwischen den einzelnen Stationen; eine solche handliche Reise-
Erleichterung bietet die Peutingerische Tafel. Die ebengenannten
Notizen lassen sich dann kompendiöser in Buchform, nach Art
der Fahrtenpläne und Kursbücher um- oder überschreiben: ein
solches Büchlein das sich »Itinerario delle Poste« benennt,
erschien in Italien 1563 (von da l’Herba). Die dritte Art
bilden die geschichtlich-statistischen Reisebeschreibungen, »Iti-
neraria historico-politica«, wie sich ein 1624 von J. Grasser
herausgegebenes benennt, und in denen die Früchte von Reise-
studien niedergelegt werden.

Am wenigsten ergiebig für unseren Zweck sind die letzteren;
manche wohl enthalten auch einen Passus über den »Gebrauch
der Strassen«, geben aber unter diesem Titel nur Auszüge aus
den polizeilichen Vorschriften bzgl. des Gesundheitspasses und
des Tragens von Waffen, über die Art der Verzollung, den Wert
der Gold- Silber- und Kupfermünzen etc.

Allmählich, im 15/16. Jahrhundert kommen Routenverzeich-
nisse auf, die »Itinerarium, Wegweiser, Reisebuch« benannt
werden, aber sich lediglich auf die Aufzeichnung des Strassen-
netzes beschränken. In jener Zeit war zwar schon eine der-
artige Uebersicht, die einem Bedürfnisse entgegenkam, eine
schwierige Arbeit, insofern der Verfasser (bezw. Kompilator),
wie es z. B. Sebastian Brant in seinem 1513—21 entstandenen

1) Noch A. Humboldt schrieb ein »Itinéraire« (descriptif de l’Espagne),
das letztmals 1831 in III. Auflage erschien. Das letzterschienene, für den
praktischen Gebrauch bestimmte Itinéraire, das von Siegmaier 1829 ver-
öffentlichte, führt in der deutschen Ausgabe den bezeichnenden Titel: »All-
gemeines Postreisebuch und vollständiger Meilenzeiger«.
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[179/0195] an dem Itinerarium Antonini und der Weltkarte des Ca- storius, an der sogen. Peutinger-Tafel an. Wir können dies nicht anders erläutern, als dass wir einen Ueberblick über die Itinerarien überhaupt geben. Als »Itineraria« bezeichnen sich im Altertum bis in die Neuzeit 1) herab drei verschiedenartige Reisewerke: Das älteste Itinerarium gibt eine in Form einer geographischen Karte ge- gebene Belehrung über die direkte Route, über die Möglichkeit der Einkehr und Herberge (Stationen) und über die Wegelänge zwischen den einzelnen Stationen; eine solche handliche Reise- Erleichterung bietet die Peutingerische Tafel. Die ebengenannten Notizen lassen sich dann kompendiöser in Buchform, nach Art der Fahrtenpläne und Kursbücher um- oder überschreiben: ein solches Büchlein das sich »Itinerario delle Poste« benennt, erschien in Italien 1563 (von da l’Herba). Die dritte Art bilden die geschichtlich-statistischen Reisebeschreibungen, »Iti- neraria historico-politica«, wie sich ein 1624 von J. Grasser herausgegebenes benennt, und in denen die Früchte von Reise- studien niedergelegt werden. Am wenigsten ergiebig für unseren Zweck sind die letzteren; manche wohl enthalten auch einen Passus über den »Gebrauch der Strassen«, geben aber unter diesem Titel nur Auszüge aus den polizeilichen Vorschriften bzgl. des Gesundheitspasses und des Tragens von Waffen, über die Art der Verzollung, den Wert der Gold- Silber- und Kupfermünzen etc. Allmählich, im 15/16. Jahrhundert kommen Routenverzeich- nisse auf, die »Itinerarium, Wegweiser, Reisebuch« benannt werden, aber sich lediglich auf die Aufzeichnung des Strassen- netzes beschränken. In jener Zeit war zwar schon eine der- artige Uebersicht, die einem Bedürfnisse entgegenkam, eine schwierige Arbeit, insofern der Verfasser (bezw. Kompilator), wie es z. B. Sebastian Brant in seinem 1513—21 entstandenen 1) Noch A. Humboldt schrieb ein »Itinéraire« (descriptif de l’Espagne), das letztmals 1831 in III. Auflage erschien. Das letzterschienene, für den praktischen Gebrauch bestimmte Itinéraire, das von Siegmaier 1829 ver- öffentlichte, führt in der deutschen Ausgabe den bezeichnenden Titel: »All- gemeines Postreisebuch und vollständiger Meilenzeiger«. 12 *

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Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/195>, abgerufen am 30.04.2024.