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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

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sind also die gleichen Klagen über die Hast der Post, wie sie
40 Jahre vorher der Magistrat von Madrid erhebt). Bei Rom
(S. 136) erwähnt Furttenbach die Post gar nicht; er redet nur
von den Vetturinen, deren man dort so viel finde, als man be-
gehre. Für weitere Postrouten, nämlich Augsburg-Venedig und
Augsburg-Antwerpen und für eine entlegenere Zeit, nämlich für
den Anfang des 16. Jahrhunderts ist L. Rem ein bedeutsamer
Zeuge: er reitet (seit Okt. 1515) wiederholt "auf der post" von
Augsburg nach Antwerpen; 1533 z. B. wird sein Sohn auf dem
Botenfuhrwerk von Venedig nach Augsburg zurückgebracht u. s. w. 1);
das erstmalige Erwähnen des Reitens auf der Post von Brüssel
nach Augsburg könnte man versucht sein, mit der Beleihung der
Taxis zeitlich in Verbindung zu bringen, wenn dem nicht der
Umstand im Wege stünde, dass die berufsgemässen Empfehler
der Post, nämlich die Kursbücher, die Hendschel jener Zeit, sich
total über die Postgelegenheit ausschweigen.

Dass die Taxis immerhin frühzeitig der Personenbeförderung
ihr Augenmerk geschenkt haben, geht daraus hervor, dass schon im
16. Jahrhundert die "Post" nicht nur Speditionslokal, sondern auch
da und dort zugleich die bestimmungsmässige Herberge für die
Passagiere war. Codogno berichtet darüber S. 49: "L'occasione
d'havere giuntato con esse Poste le Hosterie, mi pare, che siano

1) Eine der sprechenden Belegstellen des Tagebuchs L. Rems handelt
z. B. von der Rückkehr seines Sohnes aus Venedig und lautet: "Adi
9. Febr. 1533 haben Si mir In her gesandt uff der Rod": "Rodfuhrwerk"

hiess nämlich der damals zwischen Venedig und Augsburg kursierende
Botenwagen. Von seinem Urahnherrn erzählt er bezgl. seines Verkehrs mit
Venedig, "fuor wider hinein und also hin und her": ums Jahr 1360, von
welchem die Stelle handelt, kursierte zwar das Rodfuhrwerk noch nicht,
aber aus dem Passus geht hervor, dass Rem diese Beförderungsart als etwas
Längstbestehendes ansah. Ueber sich selbst endlich teilt Rem mit: "Adi
7. (Okt. 1515) fruo rit ich alda (scil. von Brüssel) aus auf der post" (täg-
lich 3--5 posten reitend kam er bis 13. in Augsburg an) .... "Adi 4. Dec.

(1515) nachtz rit Ich aus Augspurg auf der post, dieselbes nacht nur 1, darnach
2--5 posten, kam 12. Dec. gen Antorff"
.
Aehnlich erzählt in seiner Rom-Reise Andreas Masius: "Von Augspurg
biss gen Rom bin ich auf der post geritten
". Der Preis betrug nach ihm
für eine "Post" oder Station 1/2 Kron = 11/2 Gulden des damaligen Geldes
(Rübsam, Johann Baptista von Taxis S. 213. 235).

sind also die gleichen Klagen über die Hast der Post, wie sie
40 Jahre vorher der Magistrat von Madrid erhebt). Bei Rom
(S. 136) erwähnt Furttenbach die Post gar nicht; er redet nur
von den Vetturinen, deren man dort so viel finde, als man be-
gehre. Für weitere Postrouten, nämlich Augsburg-Venedig und
Augsburg-Antwerpen und für eine entlegenere Zeit, nämlich für
den Anfang des 16. Jahrhunderts ist L. Rem ein bedeutsamer
Zeuge: er reitet (seit Okt. 1515) wiederholt »auf der post« von
Augsburg nach Antwerpen; 1533 z. B. wird sein Sohn auf dem
Botenfuhrwerk von Venedig nach Augsburg zurückgebracht u. s. w. 1);
das erstmalige Erwähnen des Reitens auf der Post von Brüssel
nach Augsburg könnte man versucht sein, mit der Beleihung der
Taxis zeitlich in Verbindung zu bringen, wenn dem nicht der
Umstand im Wege stünde, dass die berufsgemässen Empfehler
der Post, nämlich die Kursbücher, die Hendschel jener Zeit, sich
total über die Postgelegenheit ausschweigen.

Dass die Taxis immerhin frühzeitig der Personenbeförderung
ihr Augenmerk geschenkt haben, geht daraus hervor, dass schon im
16. Jahrhundert die »Post« nicht nur Speditionslokal, sondern auch
da und dort zugleich die bestimmungsmässige Herberge für die
Passagiere war. Codogno berichtet darüber S. 49: »L’occasione
d’havere giuntato con esse Poste le Hosterie, mi pare, che siano

1) Eine der sprechenden Belegstellen des Tagebuchs L. Rems handelt
z. B. von der Rückkehr seines Sohnes aus Venedig und lautet: »Adi
9. Febr. 1533 haben Si mir In her gesandt uff der Rod«: »Rodfuhrwerk«

hiess nämlich der damals zwischen Venedig und Augsburg kursierende
Botenwagen. Von seinem Urahnherrn erzählt er bezgl. seines Verkehrs mit
Venedig, »fuor wider hinein und also hin und her«: ums Jahr 1360, von
welchem die Stelle handelt, kursierte zwar das Rodfuhrwerk noch nicht,
aber aus dem Passus geht hervor, dass Rem diese Beförderungsart als etwas
Längstbestehendes ansah. Ueber sich selbst endlich teilt Rem mit: »Adi
7. (Okt. 1515) fruo rit ich alda (scil. von Brüssel) aus auf der post« (täg-
lich 3—5 posten reitend kam er bis 13. in Augsburg an) .... »Adi 4. Dec.

(1515) nachtz rit Ich aus Augspurg auf der post, dieselbes nacht nur 1, darnach
2—5 posten, kam 12. Dec. gen Antorff«
.
Aehnlich erzählt in seiner Rom-Reise Andreas Masius: »Von Augspurg
biss gen Rom bin ich auf der post geritten
«. Der Preis betrug nach ihm
für eine »Post« oder Station ½ Kron = 1½ Gulden des damaligen Geldes
(Rübsam, Johann Baptista von Taxis S. 213. 235).
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[170/0186] sind also die gleichen Klagen über die Hast der Post, wie sie 40 Jahre vorher der Magistrat von Madrid erhebt). Bei Rom (S. 136) erwähnt Furttenbach die Post gar nicht; er redet nur von den Vetturinen, deren man dort so viel finde, als man be- gehre. Für weitere Postrouten, nämlich Augsburg-Venedig und Augsburg-Antwerpen und für eine entlegenere Zeit, nämlich für den Anfang des 16. Jahrhunderts ist L. Rem ein bedeutsamer Zeuge: er reitet (seit Okt. 1515) wiederholt »auf der post« von Augsburg nach Antwerpen; 1533 z. B. wird sein Sohn auf dem Botenfuhrwerk von Venedig nach Augsburg zurückgebracht u. s. w. 1); das erstmalige Erwähnen des Reitens auf der Post von Brüssel nach Augsburg könnte man versucht sein, mit der Beleihung der Taxis zeitlich in Verbindung zu bringen, wenn dem nicht der Umstand im Wege stünde, dass die berufsgemässen Empfehler der Post, nämlich die Kursbücher, die Hendschel jener Zeit, sich total über die Postgelegenheit ausschweigen. Dass die Taxis immerhin frühzeitig der Personenbeförderung ihr Augenmerk geschenkt haben, geht daraus hervor, dass schon im 16. Jahrhundert die »Post« nicht nur Speditionslokal, sondern auch da und dort zugleich die bestimmungsmässige Herberge für die Passagiere war. Codogno berichtet darüber S. 49: »L’occasione d’havere giuntato con esse Poste le Hosterie, mi pare, che siano 1) Eine der sprechenden Belegstellen des Tagebuchs L. Rems handelt z. B. von der Rückkehr seines Sohnes aus Venedig und lautet: »Adi 9. Febr. 1533 haben Si mir In her gesandt uff der Rod«: »Rodfuhrwerk« hiess nämlich der damals zwischen Venedig und Augsburg kursierende Botenwagen. Von seinem Urahnherrn erzählt er bezgl. seines Verkehrs mit Venedig, »fuor wider hinein und also hin und her«: ums Jahr 1360, von welchem die Stelle handelt, kursierte zwar das Rodfuhrwerk noch nicht, aber aus dem Passus geht hervor, dass Rem diese Beförderungsart als etwas Längstbestehendes ansah. Ueber sich selbst endlich teilt Rem mit: »Adi 7. (Okt. 1515) fruo rit ich alda (scil. von Brüssel) aus auf der post« (täg- lich 3—5 posten reitend kam er bis 13. in Augsburg an) .... »Adi 4. Dec. (1515) nachtz rit Ich aus Augspurg auf der post, dieselbes nacht nur 1, darnach 2—5 posten, kam 12. Dec. gen Antorff«. Aehnlich erzählt in seiner Rom-Reise Andreas Masius: »Von Augspurg biss gen Rom bin ich auf der post geritten«. Der Preis betrug nach ihm für eine »Post« oder Station ½ Kron = 1½ Gulden des damaligen Geldes (Rübsam, Johann Baptista von Taxis S. 213. 235).

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Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/186>, abgerufen am 30.04.2024.