Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.Was die letztere Beziehung (der Produktion zu der Kom- Begriff (Verkehr) ist der Anfangsgrund und das Ziel des besondern; der all-
gemeine Begriff als das "potius" hängt nicht allein vom Transport und dessen Stand ab (Arbeitsgliederung und Kredit z. B. sind ebenso wichtig), er wird aber immer, bei jeder Aenderung eine Rückwirkung auf das "mi- nus" ausüben; (schon wegen dieser Rückwirkung und der dem Unter- und Oberbegriff gemeinsamen Voraussetzungen lässt sich, im Gegensatz zum Marx'schen Standpunkt, die arbeitsteilige Produktion nicht von der Kom- munikation lostrennen). Ein Transportfortschritt also wird nicht nur durch Verbesserung von Motor und Fahrbahn, sondern nicht minder auch durch eine Vervollkommnung der beiden wirtschaftlichen Hebel, Arbeitsteilung und Arbeitsvereinigung (z. B. feinerer Organisation des Postwesens) erbracht; vermöge dieser Wechselbeziehung fördern sie einander, aber -- und das gilt auch gegenüber dem Uebereifer in der Rekonstruktion des älteren Post- wesens -- sie begrenzen auch einander: "alles ist Frucht und alles ist Samen". Ein intensives Transportmittel -- intensiv nach Zeit und Kraft (d. h. Kapital-Aufwand) -- wie z. B. die Eisenbahn ist unwirtschaftlich für eine extensive Produktion und umgekehrt ist eine intensive Produktion, wie z. B. das Manufakturwesen, da nicht möglich, wo nicht ein ähnlich inten- sives Beförderungsmittel vorhanden ist. Was die letztere Beziehung (der Produktion zu der Kom- Begriff (Verkehr) ist der Anfangsgrund und das Ziel des besondern; der all-
gemeine Begriff als das »potius« hängt nicht allein vom Transport und dessen Stand ab (Arbeitsgliederung und Kredit z. B. sind ebenso wichtig), er wird aber immer, bei jeder Aenderung eine Rückwirkung auf das »mi- nus« ausüben; (schon wegen dieser Rückwirkung und der dem Unter- und Oberbegriff gemeinsamen Voraussetzungen lässt sich, im Gegensatz zum Marx’schen Standpunkt, die arbeitsteilige Produktion nicht von der Kom- munikation lostrennen). Ein Transportfortschritt also wird nicht nur durch Verbesserung von Motor und Fahrbahn, sondern nicht minder auch durch eine Vervollkommnung der beiden wirtschaftlichen Hebel, Arbeitsteilung und Arbeitsvereinigung (z. B. feinerer Organisation des Postwesens) erbracht; vermöge dieser Wechselbeziehung fördern sie einander, aber — und das gilt auch gegenüber dem Uebereifer in der Rekonstruktion des älteren Post- wesens — sie begrenzen auch einander: »alles ist Frucht und alles ist Samen«. Ein intensives Transportmittel — intensiv nach Zeit und Kraft (d. h. Kapital-Aufwand) — wie z. B. die Eisenbahn ist unwirtschaftlich für eine extensive Produktion und umgekehrt ist eine intensive Produktion, wie z. B. das Manufakturwesen, da nicht möglich, wo nicht ein ähnlich inten- sives Beförderungsmittel vorhanden ist. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0150" n="134"/> <p>Was die letztere Beziehung (der Produktion zu der Kom-<lb/> munikation) anbelangt, so verhalten sich beide zu einander<lb/> wie Angebot und Nachfrage: Wie in den Uranfängen, so<lb/> stehen auch im weiteren Fortschreiten einerseits Kultur, Handel,<lb/> Produktion und anderseits das Kommunikations- und Trans-<lb/> portwesen (Tragkraft, später Zugkraft, Fahrzeug, Fahrbahn<lb/> und Organisation) zu einander in der Wechselbeziehung von<lb/> Ursache und Folge. Im privaten Haushalt ist Kapital die Kry-<lb/> stallisationsform für die Fertigkeit, andere für sich arbeiten zu<lb/> lassen, fremde Arbeitskraft für sich auszunützen. Auf dem Welt-<lb/> markt versieht der spekulative Handel, (den die englischen Na-<lb/> tionalökonomen auch unter »capital« rubrizieren) den gleichen<lb/> Dienst. Wie das dingliche Eigentum über die Arbeiter sich<lb/> mit dem Aufkommen der Werte freier Arbeit in eine vertrags-<lb/> mässige, (obligatorische) Ausnützung des (scheinbar) freien Pro-<lb/> duzenten umgewandelt hat, so ist die politische, früher gewalt-<lb/> thätige Unterwerfung fremder Völker in eine Art »Obligations«-<lb/> Botmässigkeit oder Schuldknechtschaft verfeinert worden, ver-<lb/> möge deren das herrschende Volk die andern für sich arbeiten<lb/><note xml:id="seg2pn_12_2" prev="#seg2pn_12_1" place="foot" n="1)">Begriff (Verkehr) ist der Anfangsgrund und das Ziel des besondern; der all-<lb/> gemeine Begriff als das »potius« hängt nicht allein vom Transport und<lb/> dessen Stand ab (Arbeitsgliederung und Kredit z. B. sind ebenso wichtig),<lb/> er wird aber immer, bei jeder Aenderung eine Rückwirkung auf das »mi-<lb/> nus« ausüben; (schon wegen dieser Rückwirkung und der dem Unter- und<lb/> Oberbegriff gemeinsamen Voraussetzungen lässt sich, im Gegensatz zum<lb/> Marx’schen Standpunkt, die arbeitsteilige Produktion nicht von der Kom-<lb/> munikation lostrennen). Ein Transportfortschritt also wird nicht nur durch<lb/> Verbesserung von Motor und Fahrbahn, sondern nicht minder auch durch<lb/> eine Vervollkommnung der beiden wirtschaftlichen Hebel, Arbeitsteilung und<lb/> Arbeitsvereinigung (z. B. feinerer Organisation des Postwesens) erbracht;<lb/> vermöge dieser Wechselbeziehung fördern sie einander, aber — und das<lb/> gilt auch gegenüber dem Uebereifer in der Rekonstruktion des älteren Post-<lb/> wesens — sie begrenzen auch einander: »alles ist Frucht und alles ist<lb/> Samen«. Ein intensives Transportmittel — intensiv nach Zeit und Kraft<lb/> (d. h. Kapital-Aufwand) — wie z. B. die Eisenbahn ist unwirtschaftlich für<lb/> eine extensive Produktion und umgekehrt ist eine intensive Produktion, wie<lb/> z. B. das Manufakturwesen, da nicht möglich, wo nicht ein ähnlich inten-<lb/> sives Beförderungsmittel vorhanden ist.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [134/0150]
Was die letztere Beziehung (der Produktion zu der Kom-
munikation) anbelangt, so verhalten sich beide zu einander
wie Angebot und Nachfrage: Wie in den Uranfängen, so
stehen auch im weiteren Fortschreiten einerseits Kultur, Handel,
Produktion und anderseits das Kommunikations- und Trans-
portwesen (Tragkraft, später Zugkraft, Fahrzeug, Fahrbahn
und Organisation) zu einander in der Wechselbeziehung von
Ursache und Folge. Im privaten Haushalt ist Kapital die Kry-
stallisationsform für die Fertigkeit, andere für sich arbeiten zu
lassen, fremde Arbeitskraft für sich auszunützen. Auf dem Welt-
markt versieht der spekulative Handel, (den die englischen Na-
tionalökonomen auch unter »capital« rubrizieren) den gleichen
Dienst. Wie das dingliche Eigentum über die Arbeiter sich
mit dem Aufkommen der Werte freier Arbeit in eine vertrags-
mässige, (obligatorische) Ausnützung des (scheinbar) freien Pro-
duzenten umgewandelt hat, so ist die politische, früher gewalt-
thätige Unterwerfung fremder Völker in eine Art »Obligations«-
Botmässigkeit oder Schuldknechtschaft verfeinert worden, ver-
möge deren das herrschende Volk die andern für sich arbeiten
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1) Begriff (Verkehr) ist der Anfangsgrund und das Ziel des besondern; der all-
gemeine Begriff als das »potius« hängt nicht allein vom Transport und
dessen Stand ab (Arbeitsgliederung und Kredit z. B. sind ebenso wichtig),
er wird aber immer, bei jeder Aenderung eine Rückwirkung auf das »mi-
nus« ausüben; (schon wegen dieser Rückwirkung und der dem Unter- und
Oberbegriff gemeinsamen Voraussetzungen lässt sich, im Gegensatz zum
Marx’schen Standpunkt, die arbeitsteilige Produktion nicht von der Kom-
munikation lostrennen). Ein Transportfortschritt also wird nicht nur durch
Verbesserung von Motor und Fahrbahn, sondern nicht minder auch durch
eine Vervollkommnung der beiden wirtschaftlichen Hebel, Arbeitsteilung und
Arbeitsvereinigung (z. B. feinerer Organisation des Postwesens) erbracht;
vermöge dieser Wechselbeziehung fördern sie einander, aber — und das
gilt auch gegenüber dem Uebereifer in der Rekonstruktion des älteren Post-
wesens — sie begrenzen auch einander: »alles ist Frucht und alles ist
Samen«. Ein intensives Transportmittel — intensiv nach Zeit und Kraft
(d. h. Kapital-Aufwand) — wie z. B. die Eisenbahn ist unwirtschaftlich für
eine extensive Produktion und umgekehrt ist eine intensive Produktion, wie
z. B. das Manufakturwesen, da nicht möglich, wo nicht ein ähnlich inten-
sives Beförderungsmittel vorhanden ist.
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Zitationshilfe: | Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/150>, abgerufen am 16.02.2025. |