kamen, bedeutete nicht viel weniger, als die vorherge- gangene der Route Wien-Brüssel-Madrid; aber ihr Schöpfer wird in den spanischen Quellen nirgends auch nur genannt, die Einrichtung muss also damals als eine besonders schö- pferische That auch nicht angesehen worden sein. Dass ein besonderes Organisations-Talent nicht verlangt und vorausgesetzt wurde, beweist der Umstand, dass die Be- lehnung mit dem Generalat 1536 -- an Franz -- und 1543 -- an Leonard -- an Leute erfolgte, die noch nicht die Volljährigkeit, ja noch nicht einmal das zwanzigste Jahr erreicht hatten.
Die Fabel von der angeblichen Taxis'schen Erfindung glaubten schon frühere Schriftsteller z. B. Matthias (1832, I. Bd. S. 112) für alle Zeiten abgethan zu haben. Sie kam in den letzten Jahrzehnten wohl auch nur deshalb wieder auf, weil alle unkritischen Chronisten es lieben, bahnbrechende Reformen an bekannte Namen anzuknüpfen. Ein Pendant zu der raschen Verbreitung solcher Fabeln haben wir ja aus neuester Zeit, nämlich in der Art wie die Erfindung der Postfreimarke (mit der Vorausbezahlung des Portos) 1839 von der Regierung als von R. Hill herrührend an- genommen worden ist, während die Ehre der Auffindung der neuen Idee Velayer (1659), Mulready und Chalmers, die Ehre der ersten praktischen Einführung der sardinischen Regierung -- Patent von 1818 -- zukommt.
Ebenso verhält es sich mit den Verdiensten des Taxis'schen Hauses um das allgemeine Wohl. Im bisherigen haben wir die erste Einrichtung der Stationen als ein ziem- lich einfaches Geldgeschäft und die weitere Vervollkomm- nung der Organisationskeime als die That Henots kennen gelernt: der Nachruhm scheint mir demnach grösser als das wirkliche Verdienst zu sein.
Auch für diesen Nachruhm giebt es ein Pendant aus neuester Zeit, nämlich derjenige, in welchem der moderne
kamen, bedeutete nicht viel weniger, als die vorherge- gangene der Route Wien-Brüssel-Madrid; aber ihr Schöpfer wird in den spanischen Quellen nirgends auch nur genannt, die Einrichtung muss also damals als eine besonders schö- pferische That auch nicht angesehen worden sein. Dass ein besonderes Organisations-Talent nicht verlangt und vorausgesetzt wurde, beweist der Umstand, dass die Be- lehnung mit dem Generalat 1536 — an Franz — und 1543 — an Leonard — an Leute erfolgte, die noch nicht die Volljährigkeit, ja noch nicht einmal das zwanzigste Jahr erreicht hatten.
Die Fabel von der angeblichen Taxis’schen Erfindung glaubten schon frühere Schriftsteller z. B. Matthias (1832, I. Bd. S. 112) für alle Zeiten abgethan zu haben. Sie kam in den letzten Jahrzehnten wohl auch nur deshalb wieder auf, weil alle unkritischen Chronisten es lieben, bahnbrechende Reformen an bekannte Namen anzuknüpfen. Ein Pendant zu der raschen Verbreitung solcher Fabeln haben wir ja aus neuester Zeit, nämlich in der Art wie die Erfindung der Postfreimarke (mit der Vorausbezahlung des Portos) 1839 von der Regierung als von R. Hill herrührend an- genommen worden ist, während die Ehre der Auffindung der neuen Idee Velayer (1659), Mulready und Chalmers, die Ehre der ersten praktischen Einführung der sardinischen Regierung — Patent von 1818 — zukommt.
Ebenso verhält es sich mit den Verdiensten des Taxis’schen Hauses um das allgemeine Wohl. Im bisherigen haben wir die erste Einrichtung der Stationen als ein ziem- lich einfaches Geldgeschäft und die weitere Vervollkomm- nung der Organisationskeime als die That Henots kennen gelernt: der Nachruhm scheint mir demnach grösser als das wirkliche Verdienst zu sein.
Auch für diesen Nachruhm giebt es ein Pendant aus neuester Zeit, nämlich derjenige, in welchem der moderne
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gangene der Route Wien-Brüssel-Madrid; aber ihr Schöpfer
wird in den spanischen Quellen nirgends auch nur genannt,
die Einrichtung muss also damals als eine besonders schö-
pferische That auch nicht angesehen worden sein. Dass
ein besonderes Organisations-Talent nicht verlangt und
vorausgesetzt wurde, beweist der Umstand, dass die Be-
lehnung mit dem Generalat 1536 — an Franz — und 1543
— an Leonard — an Leute erfolgte, die noch nicht die
Volljährigkeit, ja noch nicht einmal das zwanzigste Jahr
erreicht hatten.
Die Fabel von der angeblichen Taxis’schen Erfindung
glaubten schon frühere Schriftsteller z. B. Matthias (1832,
I. Bd. S. 112) für alle Zeiten abgethan zu haben. Sie kam
in den letzten Jahrzehnten wohl auch nur deshalb wieder
auf, weil alle unkritischen Chronisten es lieben, bahnbrechende
Reformen an bekannte Namen anzuknüpfen. Ein Pendant
zu der raschen Verbreitung solcher Fabeln haben wir ja
aus neuester Zeit, nämlich in der Art wie die Erfindung
der Postfreimarke (mit der Vorausbezahlung des Portos)
1839 von der Regierung als von R. Hill herrührend an-
genommen worden ist, während die Ehre der Auffindung
der neuen Idee Velayer (1659), Mulready und Chalmers,
die Ehre der ersten praktischen Einführung der sardinischen
Regierung — Patent von 1818 — zukommt.
Ebenso verhält es sich mit den Verdiensten des
Taxis’schen Hauses um das allgemeine Wohl. Im bisherigen
haben wir die erste Einrichtung der Stationen als ein ziem-
lich einfaches Geldgeschäft und die weitere Vervollkomm-
nung der Organisationskeime als die That Henots kennen
gelernt: der Nachruhm scheint mir demnach grösser als
das wirkliche Verdienst zu sein.
Auch für diesen Nachruhm giebt es ein Pendant aus
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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/123>, abgerufen am 30.07.2024.
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