schöne Saal sehr imposant seyn. Ich wünsche, er würde ganz so erhalten, und in einer bessern Zeit das Andenken schönerer Zeiten zurückrufen.
In einem andern Saale wünschte ich alle mei- ne kunstfleißigen Freundinnen zu versammeln, um den Kunstfleiß einer wunderlichen Nation zu be- wundern, die, wie mir nebenbei einfällt, wahr- scheinlich in ihrer Kultur einige Aehnlichkeit mit den Holländern hat. Dieser Saal ist ganz chinesisch verziert, und das ganze Geräth desselben ein Ge- schenk des Kaisers von China an die letzte Prinzes- sin von Oranien. Die Wandbekleidung besteht in einem weißen Atlas mit lauter ganz und halb er- habnen Figuren, die Vögel und Blumen aus einer fremden Welt, vielleicht aus Eldorado, vorstellen. Sie stehen mit aufgesperrten Schnäbeln neben glän- zendem Schilfe in so natürlicher und doch theatra- lischer Stellung, daß man glaubt, jetzt werden einem die Ohren von ihrem Schreien gellen. An- dere picken an herrlichen wunderbaren Beeren, an- dere erheben sich über prächtige fremde Blumen, und Paradisvögelein mit den schimmerndsten Far- ben schweben in der Luft. Alle Schilfhalme, Federn, Schnäbel und Pfoten sind von Pergamentstreifen und Drath, mit Seide und Gold umsponnen, so, daß
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ſchoͤne Saal ſehr impoſant ſeyn. Ich wuͤnſche, er wuͤrde ganz ſo erhalten, und in einer beſſern Zeit das Andenken ſchoͤnerer Zeiten zuruͤckrufen.
In einem andern Saale wuͤnſchte ich alle mei- ne kunſtfleißigen Freundinnen zu verſammeln, um den Kunſtfleiß einer wunderlichen Nation zu be- wundern, die, wie mir nebenbei einfaͤllt, wahr- ſcheinlich in ihrer Kultur einige Aehnlichkeit mit den Hollaͤndern hat. Dieſer Saal iſt ganz chineſiſch verziert, und das ganze Geraͤth deſſelben ein Ge- ſchenk des Kaiſers von China an die letzte Prinzeſ- ſin von Oranien. Die Wandbekleidung beſteht in einem weißen Atlas mit lauter ganz und halb er- habnen Figuren, die Voͤgel und Blumen aus einer fremden Welt, vielleicht aus Eldorado, vorſtellen. Sie ſtehen mit aufgeſperrten Schnaͤbeln neben glaͤn- zendem Schilfe in ſo natuͤrlicher und doch theatra- liſcher Stellung, daß man glaubt, jetzt werden einem die Ohren von ihrem Schreien gellen. An- dere picken an herrlichen wunderbaren Beeren, an- dere erheben ſich uͤber praͤchtige fremde Blumen, und Paradisvoͤgelein mit den ſchimmerndſten Far- ben ſchweben in der Luft. Alle Schilfhalme, Federn, Schnaͤbel und Pfoten ſind von Pergamentſtreifen und Drath, mit Seide und Gold umſponnen, ſo, daß
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ſchoͤne Saal ſehr impoſant ſeyn. Ich wuͤnſche, er
wuͤrde ganz ſo erhalten, und in einer beſſern Zeit
das Andenken ſchoͤnerer Zeiten zuruͤckrufen.
In einem andern Saale wuͤnſchte ich alle mei-
ne kunſtfleißigen Freundinnen zu verſammeln, um
den Kunſtfleiß einer wunderlichen Nation zu be-
wundern, die, wie mir nebenbei einfaͤllt, wahr-
ſcheinlich in ihrer Kultur einige Aehnlichkeit mit den
Hollaͤndern hat. Dieſer Saal iſt ganz chineſiſch
verziert, und das ganze Geraͤth deſſelben ein Ge-
ſchenk des Kaiſers von China an die letzte Prinzeſ-
ſin von Oranien. Die Wandbekleidung beſteht in
einem weißen Atlas mit lauter ganz und halb er-
habnen Figuren, die Voͤgel und Blumen aus einer
fremden Welt, vielleicht aus Eldorado, vorſtellen.
Sie ſtehen mit aufgeſperrten Schnaͤbeln neben glaͤn-
zendem Schilfe in ſo natuͤrlicher und doch theatra-
liſcher Stellung, daß man glaubt, jetzt werden
einem die Ohren von ihrem Schreien gellen. An-
dere picken an herrlichen wunderbaren Beeren, an-
dere erheben ſich uͤber praͤchtige fremde Blumen,
und Paradisvoͤgelein mit den ſchimmerndſten Far-
ben ſchweben in der Luft. Alle Schilfhalme, Federn,
Schnaͤbel und Pfoten ſind von Pergamentſtreifen
und Drath, mit Seide und Gold umſponnen, ſo, daß
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/351>, abgerufen am 24.11.2024.
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