gewöhnliche Größe, mehr schlank als breitschulte- rig, aber von festem Bau und blühender Gesichts- farbe. Eben so fand ich die Weiber. Bei den Bäuerinnen in Holland selbst fallt die weiße Ge- sichtsfarbe und die rothen Wangen sehr auf, mehr als unter den Städtern, wo sie auch allgemein ist, und sich bis im späten Alter erhält. Nie sah ich so angenehme alte Frauen, wie in dieser Gegend. Größtentheils ist das wohl Folge der bequemen Le- bensart, und guten Nahrung. Die Bäuerin hat außer dem Hause gar kein Geschäft -- das liegt dem Manne ob, und im Hause fand ich sie beim Käsemachen immer ganz gemächlich vor dem Fasse sitzen. Auch die Klassen der Handwerksfrauen scheinen mir nicht so hart zu arbeiten, wie in den meisten Gegenden Deutschlands. In den Städ- ten ist mehr Fabrik- und Handelswesen, der Acker- bau fordert nicht die getheilte Mühe, welche unsre Kleinstädter von ihrem Handwerk abruft, ohne ihre Felder zu verbessern. In Amsterdam fielen mir unter der Volksklasse hingegen viele mißgestal- tete Menschen, besonders aber viel Hinkende auf. Der Zufall wollte, daß ich eben auch hinkte, denn ich hatte mir durch einen Sprung aus dem Wagen auf dem Wege nach Amsterdam das Knie ver-
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gewoͤhnliche Groͤße, mehr ſchlank als breitſchulte- rig, aber von feſtem Bau und bluͤhender Geſichts- farbe. Eben ſo fand ich die Weiber. Bei den Baͤuerinnen in Holland ſelbſt fallt die weiße Ge- ſichtsfarbe und die rothen Wangen ſehr auf, mehr als unter den Staͤdtern, wo ſie auch allgemein iſt, und ſich bis im ſpaͤten Alter erhaͤlt. Nie ſah ich ſo angenehme alte Frauen, wie in dieſer Gegend. Groͤßtentheils iſt das wohl Folge der bequemen Le- bensart, und guten Nahrung. Die Baͤuerin hat außer dem Hauſe gar kein Geſchaͤft — das liegt dem Manne ob, und im Hauſe fand ich ſie beim Kaͤſemachen immer ganz gemaͤchlich vor dem Faſſe ſitzen. Auch die Klaſſen der Handwerksfrauen ſcheinen mir nicht ſo hart zu arbeiten, wie in den meiſten Gegenden Deutſchlands. In den Staͤd- ten iſt mehr Fabrik- und Handelsweſen, der Acker- bau fordert nicht die getheilte Muͤhe, welche unſre Kleinſtaͤdter von ihrem Handwerk abruft, ohne ihre Felder zu verbeſſern. In Amſterdam fielen mir unter der Volksklaſſe hingegen viele mißgeſtal- tete Menſchen, beſonders aber viel Hinkende auf. Der Zufall wollte, daß ich eben auch hinkte, denn ich hatte mir durch einen Sprung aus dem Wagen auf dem Wege nach Amſterdam das Knie ver-
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gewoͤhnliche Groͤße, mehr ſchlank als breitſchulte-
rig, aber von feſtem Bau und bluͤhender Geſichts-
farbe. Eben ſo fand ich die Weiber. Bei den
Baͤuerinnen in Holland ſelbſt fallt die weiße Ge-
ſichtsfarbe und die rothen Wangen ſehr auf, mehr
als unter den Staͤdtern, wo ſie auch allgemein iſt,
und ſich bis im ſpaͤten Alter erhaͤlt. Nie ſah ich
ſo angenehme alte Frauen, wie in dieſer Gegend.
Groͤßtentheils iſt das wohl Folge der bequemen Le-
bensart, und guten Nahrung. Die Baͤuerin hat
außer dem Hauſe gar kein Geſchaͤft — das liegt
dem Manne ob, und im Hauſe fand ich ſie beim
Kaͤſemachen immer ganz gemaͤchlich vor dem Faſſe
ſitzen. Auch die Klaſſen der Handwerksfrauen
ſcheinen mir nicht ſo hart zu arbeiten, wie in den
meiſten Gegenden Deutſchlands. In den Staͤd-
ten iſt mehr Fabrik- und Handelsweſen, der Acker-
bau fordert nicht die getheilte Muͤhe, welche unſre
Kleinſtaͤdter von ihrem Handwerk abruft, ohne
ihre Felder zu verbeſſern. In Amſterdam fielen
mir unter der Volksklaſſe hingegen viele mißgeſtal-
tete Menſchen, beſonders aber viel Hinkende auf.
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/239>, abgerufen am 04.12.2024.
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