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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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wieder beraubt; doch über Architektur müssen Layen
gewiß am wenigsten urtheilen. Auf mich haben
die Trümmern Griechenlands und Roms, und alle
große Trümmern immer mehr gewirkt, wie das
schönste Vorhandne -- welches beweist, daß ich
keinen künstlerischen Sinn für Baukunst habe, denn
bei den Trümmern wirkte die Weltgeschichte auf
mich durch den Anblick, also nicht die Kunst. Sey
nun das erwähnte Palais schön oder tadelnswür-
dig, so glaube ich gern, daß die Zimmer des Kö-
nigs sehr schön verziert seyn mögen. Dem Haupt
und Führer einer Nation, die den Reichthum so
zu schätzen weiß, wie diese, gebührt eine gewisse
Pracht. -- Da man mir keine Kunstwerke daselbst
versprach, sondern nur schönes Geräth, Tapeten
und Spiegel, so lehnte ich es ab, sie zu sehen,
wozu die Erlaubniß wohl erhalten wird. Den
schönen großen Platz vor dem Palais sah ich im-
mer mit gaffenden Menschen bedeckt, die nach den
Fenstern schauten, und oft erscheint der König an
den Fenstern oder auf dem Balkon. Wenn man
sein edles, sanftes Gesicht sieht, wenn man die
vielen Züge hört, die es bewiesen, wie von gan-
zem Herzen er Holländer ist, erfreut die badaude-
rie,
mit der die Leute da gaffen, denn sie kann

wieder beraubt; doch uͤber Architektur muͤſſen Layen
gewiß am wenigſten urtheilen. Auf mich haben
die Truͤmmern Griechenlands und Roms, und alle
große Truͤmmern immer mehr gewirkt, wie das
ſchoͤnſte Vorhandne — welches beweiſt, daß ich
keinen kuͤnſtleriſchen Sinn fuͤr Baukunſt habe, denn
bei den Truͤmmern wirkte die Weltgeſchichte auf
mich durch den Anblick, alſo nicht die Kunſt. Sey
nun das erwaͤhnte Palais ſchoͤn oder tadelnswuͤr-
dig, ſo glaube ich gern, daß die Zimmer des Koͤ-
nigs ſehr ſchoͤn verziert ſeyn moͤgen. Dem Haupt
und Fuͤhrer einer Nation, die den Reichthum ſo
zu ſchaͤtzen weiß, wie dieſe, gebuͤhrt eine gewiſſe
Pracht. — Da man mir keine Kunſtwerke daſelbſt
verſprach, ſondern nur ſchoͤnes Geraͤth, Tapeten
und Spiegel, ſo lehnte ich es ab, ſie zu ſehen,
wozu die Erlaubniß wohl erhalten wird. Den
ſchoͤnen großen Platz vor dem Palais ſah ich im-
mer mit gaffenden Menſchen bedeckt, die nach den
Fenſtern ſchauten, und oft erſcheint der Koͤnig an
den Fenſtern oder auf dem Balkon. Wenn man
ſein edles, ſanftes Geſicht ſieht, wenn man die
vielen Zuͤge hoͤrt, die es bewieſen, wie von gan-
zem Herzen er Hollaͤnder iſt, erfreut die badaude-
rie,
mit der die Leute da gaffen, denn ſie kann

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[162/0176] wieder beraubt; doch uͤber Architektur muͤſſen Layen gewiß am wenigſten urtheilen. Auf mich haben die Truͤmmern Griechenlands und Roms, und alle große Truͤmmern immer mehr gewirkt, wie das ſchoͤnſte Vorhandne — welches beweiſt, daß ich keinen kuͤnſtleriſchen Sinn fuͤr Baukunſt habe, denn bei den Truͤmmern wirkte die Weltgeſchichte auf mich durch den Anblick, alſo nicht die Kunſt. Sey nun das erwaͤhnte Palais ſchoͤn oder tadelnswuͤr- dig, ſo glaube ich gern, daß die Zimmer des Koͤ- nigs ſehr ſchoͤn verziert ſeyn moͤgen. Dem Haupt und Fuͤhrer einer Nation, die den Reichthum ſo zu ſchaͤtzen weiß, wie dieſe, gebuͤhrt eine gewiſſe Pracht. — Da man mir keine Kunſtwerke daſelbſt verſprach, ſondern nur ſchoͤnes Geraͤth, Tapeten und Spiegel, ſo lehnte ich es ab, ſie zu ſehen, wozu die Erlaubniß wohl erhalten wird. Den ſchoͤnen großen Platz vor dem Palais ſah ich im- mer mit gaffenden Menſchen bedeckt, die nach den Fenſtern ſchauten, und oft erſcheint der Koͤnig an den Fenſtern oder auf dem Balkon. Wenn man ſein edles, ſanftes Geſicht ſieht, wenn man die vielen Zuͤge hoͤrt, die es bewieſen, wie von gan- zem Herzen er Hollaͤnder iſt, erfreut die badaude- rie, mit der die Leute da gaffen, denn ſie kann

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/176>, abgerufen am 28.11.2024.