zeuge aller Art, unter denen man aber am wenig- sten große Berlinen findet. Viersitzige Schaisen, zweisitzige auf zwei Rädern, ganz kleine schmale Schaischen ohne Verdeck, so leicht, daß ein Kind sie ziehen kann, oft sehr zierlich in Muschelform, mit Vergoldung, zu einem Pferde -- das luftig- ste Fuhrwerk das sich denken läßt -- die weiter oben beschriebnen Kirebu nicht zu vergessen, diese Fuhrwerke stehen Reihenweise bei den Vermiethern und warten auf Bestellung, indeß andre auf dem schönen Pflaster der Stadt, und auf den Sand- wegen umher rollen. Innerhalb der Stadt wer- den die Kanäle zum gesellschaftlichen Verkehr gar nicht gebraucht, leichte Gondeln giebt es auch gar nicht, die zahllosen Fahrzeuge, die auf den Kanä- len liegen, gehören alle dem Handel. Warum die holländischen Städte Venedig in einem Gebrauch nicht nachahmen, zu dem ihre Kanäle eben so ge- schickt sind, wie die Venetianischen, weiß ich nicht, bin aber in voraus so billig, einen vernünftigen Grund zu vermuthen. Der Anblick der Straßen längs den Kanälen, ist höchst angenehm; das Was- ser ist trübe, es riecht auch an mehreren Orten, doch bei weitem nicht so lästig, wie ich es in der Mitte Augusts, bei starker Wärme erwartet hätte.
zeuge aller Art, unter denen man aber am wenig- ſten große Berlinen findet. Vierſitzige Schaiſen, zweiſitzige auf zwei Raͤdern, ganz kleine ſchmale Schaiſchen ohne Verdeck, ſo leicht, daß ein Kind ſie ziehen kann, oft ſehr zierlich in Muſchelform, mit Vergoldung, zu einem Pferde — das luftig- ſte Fuhrwerk das ſich denken laͤßt — die weiter oben beſchriebnen Kirebu nicht zu vergeſſen, dieſe Fuhrwerke ſtehen Reihenweiſe bei den Vermiethern und warten auf Beſtellung, indeß andre auf dem ſchoͤnen Pflaſter der Stadt, und auf den Sand- wegen umher rollen. Innerhalb der Stadt wer- den die Kanaͤle zum geſellſchaftlichen Verkehr gar nicht gebraucht, leichte Gondeln giebt es auch gar nicht, die zahlloſen Fahrzeuge, die auf den Kanaͤ- len liegen, gehoͤren alle dem Handel. Warum die hollaͤndiſchen Staͤdte Venedig in einem Gebrauch nicht nachahmen, zu dem ihre Kanaͤle eben ſo ge- ſchickt ſind, wie die Venetianiſchen, weiß ich nicht, bin aber in voraus ſo billig, einen vernuͤnftigen Grund zu vermuthen. Der Anblick der Straßen laͤngs den Kanaͤlen, iſt hoͤchſt angenehm; das Waſ- ſer iſt truͤbe, es riecht auch an mehreren Orten, doch bei weitem nicht ſo laͤſtig, wie ich es in der Mitte Auguſts, bei ſtarker Waͤrme erwartet haͤtte.
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zeuge aller Art, unter denen man aber am wenig-
ſten große Berlinen findet. Vierſitzige Schaiſen,
zweiſitzige auf zwei Raͤdern, ganz kleine ſchmale
Schaiſchen ohne Verdeck, ſo leicht, daß ein Kind
ſie ziehen kann, oft ſehr zierlich in Muſchelform,
mit Vergoldung, zu einem Pferde — das luftig-
ſte Fuhrwerk das ſich denken laͤßt — die weiter
oben beſchriebnen Kirebu nicht zu vergeſſen, dieſe
Fuhrwerke ſtehen Reihenweiſe bei den Vermiethern
und warten auf Beſtellung, indeß andre auf dem
ſchoͤnen Pflaſter der Stadt, und auf den Sand-
wegen umher rollen. Innerhalb der Stadt wer-
den die Kanaͤle zum geſellſchaftlichen Verkehr gar
nicht gebraucht, leichte Gondeln giebt es auch gar
nicht, die zahlloſen Fahrzeuge, die auf den Kanaͤ-
len liegen, gehoͤren alle dem Handel. Warum die
hollaͤndiſchen Staͤdte Venedig in einem Gebrauch
nicht nachahmen, zu dem ihre Kanaͤle eben ſo ge-
ſchickt ſind, wie die Venetianiſchen, weiß ich nicht,
bin aber in voraus ſo billig, einen vernuͤnftigen
Grund zu vermuthen. Der Anblick der Straßen
laͤngs den Kanaͤlen, iſt hoͤchſt angenehm; das Waſ-
ſer iſt truͤbe, es riecht auch an mehreren Orten,
doch bei weitem nicht ſo laͤſtig, wie ich es in der
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/149>, abgerufen am 24.11.2024.
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