halbes Dunkel und blendenden Glanz erzeugt, hätte sich doch der Zauber des Gesanges hinzuge- fügt! -- nur eine Menschenstimme! bei dem lei- sen Ruderschlag der hie und da vom Wasser her tönte dachte ich immer das: O Santissima, das Vater Herder mit aus Italien brachte, hören zu müssen. Aber das ist kein singendes, ist kein tan- zendes Volk -- denn das seltene Stampfen an Kirmesfesten heißt nicht tanzen. Ein tanzendes Volk wartet nicht auf die Kirmes. Wenn am Fuße des Jura die Abendsonne auf die weißen Thürme von Estavayer scheint, und der See im Schatten des Gebirges ruht, warten die Mädchen, welche die Feierstunde von den Spitzenkissen auf- ruft, auf keine Geige zum Tanze; mit sanfter Stimme lösen sie sich einander im Gesange ihrer Rondeaus ab, und Jugendleben macht die Glie- der gelenkig, die den ganzen Tag bei dem mühse- ligen Spitzenklöppeln erstarrten. Die heilige The- rese sagte vom gefallnen Engel: Der Unglück- liche! er kann nicht lieben! -- wenn ich die angenehmen Mädchen vor ihren allerlieb- sten Häuserchen sehe, und die Familien so wohlgemuth vor ihren reinlichen Thüren, im- mer sitzend und immer klanglos, so möchte
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halbes Dunkel und blendenden Glanz erzeugt, haͤtte ſich doch der Zauber des Geſanges hinzuge- fuͤgt! — nur eine Menſchenſtimme! bei dem lei- ſen Ruderſchlag der hie und da vom Waſſer her toͤnte dachte ich immer das: O Santissima, das Vater Herder mit aus Italien brachte, hoͤren zu muͤſſen. Aber das iſt kein ſingendes, iſt kein tan- zendes Volk — denn das ſeltene Stampfen an Kirmesfeſten heißt nicht tanzen. Ein tanzendes Volk wartet nicht auf die Kirmes. Wenn am Fuße des Jura die Abendſonne auf die weißen Thuͤrme von Eſtavayer ſcheint, und der See im Schatten des Gebirges ruht, warten die Maͤdchen, welche die Feierſtunde von den Spitzenkiſſen auf- ruft, auf keine Geige zum Tanze; mit ſanfter Stimme loͤſen ſie ſich einander im Geſange ihrer Rondeaus ab, und Jugendleben macht die Glie- der gelenkig, die den ganzen Tag bei dem muͤhſe- ligen Spitzenkloͤppeln erſtarrten. Die heilige The- reſe ſagte vom gefallnen Engel: Der Ungluͤck- liche! er kann nicht lieben! — wenn ich die angenehmen Maͤdchen vor ihren allerlieb- ſten Haͤuſerchen ſehe, und die Familien ſo wohlgemuth vor ihren reinlichen Thuͤren, im- mer ſitzend und immer klanglos, ſo moͤchte
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halbes Dunkel und blendenden Glanz erzeugt,
haͤtte ſich doch der Zauber des Geſanges hinzuge-
fuͤgt! — nur eine Menſchenſtimme! bei dem lei-
ſen Ruderſchlag der hie und da vom Waſſer her
toͤnte dachte ich immer das: O Santissima, das
Vater Herder mit aus Italien brachte, hoͤren zu
muͤſſen. Aber das iſt kein ſingendes, iſt kein tan-
zendes Volk — denn das ſeltene Stampfen an
Kirmesfeſten heißt nicht tanzen. Ein tanzendes
Volk wartet nicht auf die Kirmes. Wenn am
Fuße des Jura die Abendſonne auf die weißen
Thuͤrme von Eſtavayer ſcheint, und der See im
Schatten des Gebirges ruht, warten die Maͤdchen,
welche die Feierſtunde von den Spitzenkiſſen auf-
ruft, auf keine Geige zum Tanze; mit ſanfter
Stimme loͤſen ſie ſich einander im Geſange ihrer
Rondeaus ab, und Jugendleben macht die Glie-
der gelenkig, die den ganzen Tag bei dem muͤhſe-
ligen Spitzenkloͤppeln erſtarrten. Die heilige The-
reſe ſagte vom gefallnen Engel: Der Ungluͤck-
liche! er kann nicht lieben! — wenn ich die
angenehmen Maͤdchen vor ihren allerlieb-
ſten Haͤuſerchen ſehe, und die Familien ſo
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/143>, abgerufen am 27.11.2024.
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