ligen Festung gelangt ist, findet man ein übrigens sehr unbedeutendes thurmartiges Gebäude, das Belvedere genannt, von dessen; Höhe man eine umfassende, herrliche Aussicht auf eine zahllose Menge Canäle, Gebüsche, Alleen und Windmüh- len hat, alles von der stillwogenden breiten Waal durchschnitten. In diesem Gebäude versammel- ten sich Gesellschaften, und gab man Gastmahle wie unser Führer uns sagte, jetzt weniger als vor wenig Jahren -- ob aus Wankelmuth, ob aus Oekonomie? konnte ich nicht erfahren. Möge es keine der beiden Ursachen seyn, und die Nimwe- ger stets an diesem schönen Standort Friede und Fülle über ihrer, sanften Landschaft schweben sehen.
Es giebt mehrere geräumige lange Straßen in Nimwegen, die Häuser haben ein Ansehen von Tüchtigkeit, Wohlhabenheit, Gemächlichkeit und Reinlichkeit, das kein Haus in Niedersachsen nach der neuen Bauart, und keines an der Donau im alten Style, darbietet. Von Bern hätten die Häuser eher eine Aehnlichkeit, die widrigen Arka- den abgerechnet, die man hier nicht findet. Statt dieser sieht man hier im Erdgeschoß eine Menge unverhältnißmäßig hoher Fenster, hinter deren
ligen Feſtung gelangt iſt, findet man ein uͤbrigens ſehr unbedeutendes thurmartiges Gebaͤude, das Belvedere genannt, von deſſen; Hoͤhe man eine umfaſſende, herrliche Ausſicht auf eine zahlloſe Menge Canaͤle, Gebuͤſche, Alleen und Windmuͤh- len hat, alles von der ſtillwogenden breiten Waal durchſchnitten. In dieſem Gebaͤude verſammel- ten ſich Geſellſchaften, und gab man Gaſtmahle wie unſer Fuͤhrer uns ſagte, jetzt weniger als vor wenig Jahren — ob aus Wankelmuth, ob aus Oekonomie? konnte ich nicht erfahren. Moͤge es keine der beiden Urſachen ſeyn, und die Nimwe- ger ſtets an dieſem ſchoͤnen Standort Friede und Fuͤlle uͤber ihrer, ſanften Landſchaft ſchweben ſehen.
Es giebt mehrere geraͤumige lange Straßen in Nimwegen, die Haͤuſer haben ein Anſehen von Tuͤchtigkeit, Wohlhabenheit, Gemaͤchlichkeit und Reinlichkeit, das kein Haus in Niederſachſen nach der neuen Bauart, und keines an der Donau im alten Style, darbietet. Von Bern haͤtten die Haͤuſer eher eine Aehnlichkeit, die widrigen Arka- den abgerechnet, die man hier nicht findet. Statt dieſer ſieht man hier im Erdgeſchoß eine Menge unverhaͤltnißmaͤßig hoher Fenſter, hinter deren
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0112"n="98"/>
ligen Feſtung gelangt iſt, findet man ein uͤbrigens<lb/>ſehr unbedeutendes thurmartiges Gebaͤude, das<lb/>
Belvedere genannt, von deſſen; Hoͤhe man eine<lb/>
umfaſſende, herrliche Ausſicht auf eine zahlloſe<lb/>
Menge Canaͤle, Gebuͤſche, Alleen und Windmuͤh-<lb/>
len hat, alles von der ſtillwogenden breiten Waal<lb/>
durchſchnitten. In dieſem Gebaͤude verſammel-<lb/>
ten ſich Geſellſchaften, und gab man Gaſtmahle<lb/>
wie unſer Fuͤhrer uns ſagte, jetzt weniger als vor<lb/>
wenig Jahren — ob aus Wankelmuth, ob aus<lb/>
Oekonomie? konnte ich nicht erfahren. Moͤge es<lb/>
keine der beiden Urſachen ſeyn, und die Nimwe-<lb/>
ger ſtets an dieſem ſchoͤnen Standort Friede und<lb/>
Fuͤlle uͤber ihrer, ſanften Landſchaft ſchweben<lb/>ſehen.</p><lb/><p>Es giebt mehrere geraͤumige lange Straßen in<lb/>
Nimwegen, die Haͤuſer haben ein Anſehen von<lb/>
Tuͤchtigkeit, Wohlhabenheit, Gemaͤchlichkeit und<lb/>
Reinlichkeit, das kein Haus in Niederſachſen nach<lb/>
der neuen Bauart, und keines an der Donau im<lb/>
alten Style, darbietet. Von Bern haͤtten die<lb/>
Haͤuſer eher eine Aehnlichkeit, die widrigen Arka-<lb/>
den abgerechnet, die man hier nicht findet. Statt<lb/>
dieſer ſieht man hier im Erdgeſchoß eine Menge<lb/>
unverhaͤltnißmaͤßig hoher Fenſter, hinter deren<lb/></p></div></body></text></TEI>
[98/0112]
ligen Feſtung gelangt iſt, findet man ein uͤbrigens
ſehr unbedeutendes thurmartiges Gebaͤude, das
Belvedere genannt, von deſſen; Hoͤhe man eine
umfaſſende, herrliche Ausſicht auf eine zahlloſe
Menge Canaͤle, Gebuͤſche, Alleen und Windmuͤh-
len hat, alles von der ſtillwogenden breiten Waal
durchſchnitten. In dieſem Gebaͤude verſammel-
ten ſich Geſellſchaften, und gab man Gaſtmahle
wie unſer Fuͤhrer uns ſagte, jetzt weniger als vor
wenig Jahren — ob aus Wankelmuth, ob aus
Oekonomie? konnte ich nicht erfahren. Moͤge es
keine der beiden Urſachen ſeyn, und die Nimwe-
ger ſtets an dieſem ſchoͤnen Standort Friede und
Fuͤlle uͤber ihrer, ſanften Landſchaft ſchweben
ſehen.
Es giebt mehrere geraͤumige lange Straßen in
Nimwegen, die Haͤuſer haben ein Anſehen von
Tuͤchtigkeit, Wohlhabenheit, Gemaͤchlichkeit und
Reinlichkeit, das kein Haus in Niederſachſen nach
der neuen Bauart, und keines an der Donau im
alten Style, darbietet. Von Bern haͤtten die
Haͤuſer eher eine Aehnlichkeit, die widrigen Arka-
den abgerechnet, die man hier nicht findet. Statt
dieſer ſieht man hier im Erdgeſchoß eine Menge
unverhaͤltnißmaͤßig hoher Fenſter, hinter deren
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/112>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.