den Leuten zu sprechen, und das ging vortrefflich. Wir fanden hier ja schon in Nuys die Theema- schine eingeführt, und die Leute gewohnt Thee zu geben. Daß man in den meisten Wirthshäusern von Süddeutschland, selbst in den größern Städ- ten so mühselig ein Theeapparat zu Stande bringt, hat mich schon oft verdrossen, hier ists in einem Nu bereit, und der Thee sogar -- denn ich kostete ihn aus Neugier, recht erträglich. Auf der Seite von Xanthen gegen Cleve fanden wir wieder einen artigen neu angelegten Spatziergang, und den Weg meistentheils mit Bäumen bepflanzt; von ihm aus hatten wir die Aussicht auf die schönsten Weid- und Ackerplätze, alle mit Weiden einge- faßt, auch ganze Wäldchen regelmäßig gepflanz- ter Bäume dieser Gattung, von einer Schönheit wie ich sie nie sah, so silberweiß und großblätte- rig. Die Umgebungen von Cleve sind sehr ange- nehm. Bis auf eine Stunde von der Stadt fuh- ren wir durch viele ausgehauene Waldstrecken, diese Gehölze werden alle fünf bis sechs Jahre ab- getrieben, wachsen aber in dieser Zeit zu einer sol- chen Höhe, die mir unbegreiflich schien, so daß ich mir späterhin das Zeugniß eines Gutsherrn geben ließ, daß ein schattiger Wald, in dem ich
den Leuten zu ſprechen, und das ging vortrefflich. Wir fanden hier ja ſchon in Nuys die Theema- ſchine eingefuͤhrt, und die Leute gewohnt Thee zu geben. Daß man in den meiſten Wirthshaͤuſern von Suͤddeutſchland, ſelbſt in den groͤßern Staͤd- ten ſo muͤhſelig ein Theeapparat zu Stande bringt, hat mich ſchon oft verdroſſen, hier iſts in einem Nu bereit, und der Thee ſogar — denn ich koſtete ihn aus Neugier, recht ertraͤglich. Auf der Seite von Xanthen gegen Cleve fanden wir wieder einen artigen neu angelegten Spatziergang, und den Weg meiſtentheils mit Baͤumen bepflanzt; von ihm aus hatten wir die Ausſicht auf die ſchoͤnſten Weid- und Ackerplaͤtze, alle mit Weiden einge- faßt, auch ganze Waͤldchen regelmaͤßig gepflanz- ter Baͤume dieſer Gattung, von einer Schoͤnheit wie ich ſie nie ſah, ſo ſilberweiß und großblaͤtte- rig. Die Umgebungen von Cleve ſind ſehr ange- nehm. Bis auf eine Stunde von der Stadt fuh- ren wir durch viele ausgehauene Waldſtrecken, dieſe Gehoͤlze werden alle fuͤnf bis ſechs Jahre ab- getrieben, wachſen aber in dieſer Zeit zu einer ſol- chen Hoͤhe, die mir unbegreiflich ſchien, ſo daß ich mir ſpaͤterhin das Zeugniß eines Gutsherrn geben ließ, daß ein ſchattiger Wald, in dem ich
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den Leuten zu ſprechen, und das ging vortrefflich.
Wir fanden hier ja ſchon in Nuys die Theema-
ſchine eingefuͤhrt, und die Leute gewohnt Thee zu
geben. Daß man in den meiſten Wirthshaͤuſern
von Suͤddeutſchland, ſelbſt in den groͤßern Staͤd-
ten ſo muͤhſelig ein Theeapparat zu Stande bringt,
hat mich ſchon oft verdroſſen, hier iſts in einem
Nu bereit, und der Thee ſogar — denn ich koſtete
ihn aus Neugier, recht ertraͤglich. Auf der Seite
von Xanthen gegen Cleve fanden wir wieder einen
artigen neu angelegten Spatziergang, und den
Weg meiſtentheils mit Baͤumen bepflanzt; von
ihm aus hatten wir die Ausſicht auf die ſchoͤnſten
Weid- und Ackerplaͤtze, alle mit Weiden einge-
faßt, auch ganze Waͤldchen regelmaͤßig gepflanz-
ter Baͤume dieſer Gattung, von einer Schoͤnheit
wie ich ſie nie ſah, ſo ſilberweiß und großblaͤtte-
rig. Die Umgebungen von Cleve ſind ſehr ange-
nehm. Bis auf eine Stunde von der Stadt fuh-
ren wir durch viele ausgehauene Waldſtrecken,
dieſe Gehoͤlze werden alle fuͤnf bis ſechs Jahre ab-
getrieben, wachſen aber in dieſer Zeit zu einer ſol-
chen Hoͤhe, die mir unbegreiflich ſchien, ſo daß
ich mir ſpaͤterhin das Zeugniß eines Gutsherrn
geben ließ, daß ein ſchattiger Wald, in dem ich
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/103>, abgerufen am 27.11.2024.
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