Horner, Heinrich [d. i. Heinrich Homberger]: Der Säugling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Frau ihn zwang, noch mehr zur Begründung seiner Werbung hinzuzufügen. Unser Podere könnte vier Paare ernähren, aber wir sind nur drei Männer, mein Vater, ich und mein Bruder, und der will Kapuziner werden. Glaubt Ihr, daß Ihr so leicht einen wohlhabenderen Eidam finden könntet? Mein Söhnchen, versetzte die Frau, ich glaube gern, daß es Euch gut geht, und Euer Padrone ist eine Perle von einem Signore. Aber Ihr seid zu jung für meine Tochter; im nächsten Monat, zwei Tage nach Santa Teresa, wird sie dreiundzwanzig alt, und Ihr -- -- Was liegt daran, wie alt ich bin! Die Padrona muß mit Euch gesprochen haben. In diesem Augenblick öffnete sich die Hausthüre, und Gigia erschien auf der Schwelle. Maso betrachtete sie und vergaß darüber das Grüßen. Guten Abend, Maso, sagte das Mädchen und lachte und setzte sich neben seine Mutter. Die schaute die Tochter an. Er will dich heirathen -- denk dir, er will dich heirathen. Wundert Euch das, Mamma? Mich nicht. Und du bist's zufrieden? Wenn Ihr's seid, Mamma, bin ich's auch, versetzte die Tochter. Maso stand da mit glühendem Gesicht und offenem Munde. So holt Euch doch einen Stuhl drinnen, redete ihn Gigia an, und stehet nicht da wie ein Stück Mauer. Frau ihn zwang, noch mehr zur Begründung seiner Werbung hinzuzufügen. Unser Podere könnte vier Paare ernähren, aber wir sind nur drei Männer, mein Vater, ich und mein Bruder, und der will Kapuziner werden. Glaubt Ihr, daß Ihr so leicht einen wohlhabenderen Eidam finden könntet? Mein Söhnchen, versetzte die Frau, ich glaube gern, daß es Euch gut geht, und Euer Padrone ist eine Perle von einem Signore. Aber Ihr seid zu jung für meine Tochter; im nächsten Monat, zwei Tage nach Santa Teresa, wird sie dreiundzwanzig alt, und Ihr — — Was liegt daran, wie alt ich bin! Die Padrona muß mit Euch gesprochen haben. In diesem Augenblick öffnete sich die Hausthüre, und Gigia erschien auf der Schwelle. Maso betrachtete sie und vergaß darüber das Grüßen. Guten Abend, Maso, sagte das Mädchen und lachte und setzte sich neben seine Mutter. Die schaute die Tochter an. Er will dich heirathen — denk dir, er will dich heirathen. Wundert Euch das, Mamma? Mich nicht. Und du bist's zufrieden? Wenn Ihr's seid, Mamma, bin ich's auch, versetzte die Tochter. Maso stand da mit glühendem Gesicht und offenem Munde. So holt Euch doch einen Stuhl drinnen, redete ihn Gigia an, und stehet nicht da wie ein Stück Mauer. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030"/> Frau ihn zwang, noch mehr zur Begründung seiner Werbung hinzuzufügen. Unser Podere könnte vier Paare ernähren, aber wir sind nur drei Männer, mein Vater, ich und mein Bruder, und der will Kapuziner werden. Glaubt Ihr, daß Ihr so leicht einen wohlhabenderen Eidam finden könntet?</p><lb/> <p>Mein Söhnchen, versetzte die Frau, ich glaube gern, daß es Euch gut geht, und Euer Padrone ist eine Perle von einem Signore. Aber Ihr seid zu jung für meine Tochter; im nächsten Monat, zwei Tage nach Santa Teresa, wird sie dreiundzwanzig alt, und Ihr — —</p><lb/> <p>Was liegt daran, wie alt ich bin! Die Padrona muß mit Euch gesprochen haben. In diesem Augenblick öffnete sich die Hausthüre, und Gigia erschien auf der Schwelle. Maso betrachtete sie und vergaß darüber das Grüßen.</p><lb/> <p>Guten Abend, Maso, sagte das Mädchen und lachte und setzte sich neben seine Mutter. Die schaute die Tochter an. Er will dich heirathen — denk dir, er will dich heirathen.</p><lb/> <p>Wundert Euch das, Mamma? Mich nicht.</p><lb/> <p>Und du bist's zufrieden?</p><lb/> <p>Wenn Ihr's seid, Mamma, bin ich's auch, versetzte die Tochter.</p><lb/> <p>Maso stand da mit glühendem Gesicht und offenem Munde.</p><lb/> <p>So holt Euch doch einen Stuhl drinnen, redete ihn Gigia an, und stehet nicht da wie ein Stück Mauer.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
Frau ihn zwang, noch mehr zur Begründung seiner Werbung hinzuzufügen. Unser Podere könnte vier Paare ernähren, aber wir sind nur drei Männer, mein Vater, ich und mein Bruder, und der will Kapuziner werden. Glaubt Ihr, daß Ihr so leicht einen wohlhabenderen Eidam finden könntet?
Mein Söhnchen, versetzte die Frau, ich glaube gern, daß es Euch gut geht, und Euer Padrone ist eine Perle von einem Signore. Aber Ihr seid zu jung für meine Tochter; im nächsten Monat, zwei Tage nach Santa Teresa, wird sie dreiundzwanzig alt, und Ihr — —
Was liegt daran, wie alt ich bin! Die Padrona muß mit Euch gesprochen haben. In diesem Augenblick öffnete sich die Hausthüre, und Gigia erschien auf der Schwelle. Maso betrachtete sie und vergaß darüber das Grüßen.
Guten Abend, Maso, sagte das Mädchen und lachte und setzte sich neben seine Mutter. Die schaute die Tochter an. Er will dich heirathen — denk dir, er will dich heirathen.
Wundert Euch das, Mamma? Mich nicht.
Und du bist's zufrieden?
Wenn Ihr's seid, Mamma, bin ich's auch, versetzte die Tochter.
Maso stand da mit glühendem Gesicht und offenem Munde.
So holt Euch doch einen Stuhl drinnen, redete ihn Gigia an, und stehet nicht da wie ein Stück Mauer.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T12:13:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T12:13:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |