Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite

Der kleine Ole schnäuzte sich. Er war
jetzt wie mit Blut übergossen.

"Ja! Das glaub' ich! Das hast Du wohl
noch nicht so gut gehabt, Dickerchen! Wie?"

Jetzt hatte sich endlich auch Frau Wachtel
über ihn gebückt. Ihr Taschentuch lag wieder
sauber ausgefältelt auf ihrem Schooss, sie kitzelte
ihn jetzt wohlwollend unterm Kinn.

"Ach, mein Putteken! Ach, mein Mäuse¬
ken! Hab'n se Dir so lange hungern lassen!"

Ihre Stimme zitterte, sie sah noch ganz
verweint aus.

Amalie tunkte grade ihre Sauce auf.

Der grosse Thienwiebel aber hatte sich
nunmehr rücklings in seinen Stuhl zurückge¬
lehnt und starrte jetzt, die Hände in den Hosen¬
taschen, erhaben oben in die beiden gelben
Lichtklexe, die die Lampen zitternd an die
Decke malten.

Denn, was ein armer Mann wie Hamlet
ist . . . Nichts mehr davon!

Der Rest war Schweigen . . . . . . .

Endlich war alles wieder abgeräumt. Frau
Wachtel, die nicht Scat spielte, hatte sich mit
ihrem "Seidnen", ihrem Taschentuch und ihrer

Der kleine Ole schnäuzte sich. Er war
jetzt wie mit Blut übergossen.

„Ja! Das glaub' ich! Das hast Du wohl
noch nicht so gut gehabt, Dickerchen! Wie?“

Jetzt hatte sich endlich auch Frau Wachtel
über ihn gebückt. Ihr Taschentuch lag wieder
sauber ausgefältelt auf ihrem Schooss, sie kitzelte
ihn jetzt wohlwollend unterm Kinn.

„Ach, mein Putteken! Ach, mein Mäuse¬
ken! Hab'n se Dir so lange hungern lassen!“

Ihre Stimme zitterte, sie sah noch ganz
verweint aus.

Amalie tunkte grade ihre Sauce auf.

Der grosse Thienwiebel aber hatte sich
nunmehr rücklings in seinen Stuhl zurückge¬
lehnt und starrte jetzt, die Hände in den Hosen¬
taschen, erhaben oben in die beiden gelben
Lichtklexe, die die Lampen zitternd an die
Decke malten.

Denn, was ein armer Mann wie Hamlet
ist . . . Nichts mehr davon!

Der Rest war Schweigen . . . . . . .

Endlich war alles wieder abgeräumt. Frau
Wachtel, die nicht Scat spielte, hatte sich mit
ihrem „Seidnen“, ihrem Taschentuch und ihrer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0067" n="63"/>
          <p>Der kleine Ole schnäuzte sich. Er war<lb/>
jetzt wie mit Blut übergossen.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Ja! Das glaub' ich! Das hast Du wohl<lb/>
noch nicht so gut gehabt, Dickerchen! Wie?&#x201C;</p><lb/>
          <p>Jetzt hatte sich endlich auch Frau Wachtel<lb/>
über ihn gebückt. Ihr Taschentuch lag wieder<lb/>
sauber ausgefältelt auf ihrem Schooss, sie kitzelte<lb/>
ihn jetzt wohlwollend unterm Kinn.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Ach, mein Putteken! Ach, mein Mäuse¬<lb/>
ken! Hab'n se Dir so lange hungern lassen!&#x201C;</p><lb/>
          <p>Ihre Stimme zitterte, sie sah noch ganz<lb/>
verweint aus.</p><lb/>
          <p>Amalie tunkte grade ihre Sauce auf.</p><lb/>
          <p>Der grosse Thienwiebel aber hatte sich<lb/>
nunmehr rücklings in seinen Stuhl zurückge¬<lb/>
lehnt und starrte jetzt, die Hände in den Hosen¬<lb/>
taschen, erhaben oben in die beiden gelben<lb/>
Lichtklexe, die die Lampen zitternd an die<lb/>
Decke malten.</p><lb/>
          <p>Denn, was ein armer Mann wie Hamlet<lb/>
ist . . . Nichts mehr davon!</p><lb/>
          <p>Der Rest war Schweigen . . . . . . .</p><lb/>
          <p>Endlich war alles wieder abgeräumt. Frau<lb/>
Wachtel, die nicht Scat spielte, hatte sich mit<lb/>
ihrem &#x201E;Seidnen&#x201C;, ihrem Taschentuch und ihrer<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0067] Der kleine Ole schnäuzte sich. Er war jetzt wie mit Blut übergossen. „Ja! Das glaub' ich! Das hast Du wohl noch nicht so gut gehabt, Dickerchen! Wie?“ Jetzt hatte sich endlich auch Frau Wachtel über ihn gebückt. Ihr Taschentuch lag wieder sauber ausgefältelt auf ihrem Schooss, sie kitzelte ihn jetzt wohlwollend unterm Kinn. „Ach, mein Putteken! Ach, mein Mäuse¬ ken! Hab'n se Dir so lange hungern lassen!“ Ihre Stimme zitterte, sie sah noch ganz verweint aus. Amalie tunkte grade ihre Sauce auf. Der grosse Thienwiebel aber hatte sich nunmehr rücklings in seinen Stuhl zurückge¬ lehnt und starrte jetzt, die Hände in den Hosen¬ taschen, erhaben oben in die beiden gelben Lichtklexe, die die Lampen zitternd an die Decke malten. Denn, was ein armer Mann wie Hamlet ist . . . Nichts mehr davon! Der Rest war Schweigen . . . . . . . Endlich war alles wieder abgeräumt. Frau Wachtel, die nicht Scat spielte, hatte sich mit ihrem „Seidnen“, ihrem Taschentuch und ihrer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/67
Zitationshilfe: Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/67>, abgerufen am 05.05.2024.