Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite

"Amalie! Ich bemerke soeben zu meinem
grössten Erstaunen, Fortinbras ist störrisch!"

Amalie, die jetzt ihre kleine, mollige Fuss¬
bank der Tricottaillen wegen zu ihrem grossen
Leidwesen vom Ofen an's Fenster hatte ver¬
legen müssen, war grade dabei, sich ihre erste
Nadel für heute einzufädeln. Sie hatte wieder
so lange inhaliren müssen . . .

"Störrisch?"

"Wie ich Dir sage, Amalie! Störrisch!"
"Ach, nich doch!"

"Amalie? Ich sage Dir noch einmal --
störrisch! Fortinbras ist störrisch! Stör-risch!!"

"Ach, red' doch nich! Wo soll er denn
störrisch sein!"

"Amalie?!"

Amalie sah sich nicht einmal um. Sie
zuckte kaum mit den Achseln.

"So! So! Also, Du glaubst mir nicht mehr,
wenn ich Dir etwas sage! Du misstraust mir!
In der That! In der That! Ich hätte mir das
denken können! Sag's doch lieber gleich!
Wozu die Umstände! Du bedauerst, dass ich
mich nicht noch schneller aufreibe!"

„Amalie! Ich bemerke soeben zu meinem
grössten Erstaunen, Fortinbras ist störrisch!“

Amalie, die jetzt ihre kleine, mollige Fuss¬
bank der Tricottaillen wegen zu ihrem grossen
Leidwesen vom Ofen an's Fenster hatte ver¬
legen müssen, war grade dabei, sich ihre erste
Nadel für heute einzufädeln. Sie hatte wieder
so lange inhaliren müssen . . .

„Störrisch?“

„Wie ich Dir sage, Amalie! Störrisch!“
„Ach, nich doch!“

„Amalie? Ich sage Dir noch einmal —
störrisch! Fortinbras ist störrisch! Stör-risch!!“

„Ach, red' doch nich! Wo soll er denn
störrisch sein!“

„Amalie?!“

Amalie sah sich nicht einmal um. Sie
zuckte kaum mit den Achseln.

„So! So! Also, Du glaubst mir nicht mehr,
wenn ich Dir etwas sage! Du misstraust mir!
In der That! In der That! Ich hätte mir das
denken können! Sag's doch lieber gleich!
Wozu die Umstände! Du bedauerst, dass ich
mich nicht noch schneller aufreibe!“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0054" n="50"/>
          <p>&#x201E;Amalie! Ich bemerke soeben zu meinem<lb/>
grössten Erstaunen, Fortinbras ist störrisch!&#x201C;</p><lb/>
          <p>Amalie, die jetzt ihre kleine, mollige Fuss¬<lb/>
bank der Tricottaillen wegen zu ihrem grossen<lb/>
Leidwesen vom Ofen an's Fenster hatte ver¬<lb/>
legen müssen, war grade dabei, sich ihre erste<lb/>
Nadel für heute einzufädeln. Sie hatte wieder<lb/>
so lange inhaliren müssen . . .</p><lb/>
          <p>&#x201E;Störrisch?&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wie ich Dir sage, Amalie! Störrisch!&#x201C;<lb/>
&#x201E;Ach, nich doch!&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Amalie? Ich sage Dir noch einmal &#x2014;<lb/>
störrisch! Fortinbras ist störrisch! Stör-risch!!&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Ach, red' doch nich! Wo soll er denn<lb/>
störrisch sein!&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Amalie?!&#x201C;</p><lb/>
          <p>Amalie sah sich nicht einmal um. Sie<lb/>
zuckte kaum mit den Achseln.</p><lb/>
          <p>&#x201E;So! So! Also, Du glaubst mir nicht mehr,<lb/>
wenn ich Dir etwas sage! Du misstraust mir!<lb/>
In der That! In der That! Ich hätte mir das<lb/>
denken können! Sag's doch lieber gleich!<lb/>
Wozu die Umstände! Du bedauerst, dass ich<lb/>
mich nicht noch schneller aufreibe!&#x201C;<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0054] „Amalie! Ich bemerke soeben zu meinem grössten Erstaunen, Fortinbras ist störrisch!“ Amalie, die jetzt ihre kleine, mollige Fuss¬ bank der Tricottaillen wegen zu ihrem grossen Leidwesen vom Ofen an's Fenster hatte ver¬ legen müssen, war grade dabei, sich ihre erste Nadel für heute einzufädeln. Sie hatte wieder so lange inhaliren müssen . . . „Störrisch?“ „Wie ich Dir sage, Amalie! Störrisch!“ „Ach, nich doch!“ „Amalie? Ich sage Dir noch einmal — störrisch! Fortinbras ist störrisch! Stör-risch!!“ „Ach, red' doch nich! Wo soll er denn störrisch sein!“ „Amalie?!“ Amalie sah sich nicht einmal um. Sie zuckte kaum mit den Achseln. „So! So! Also, Du glaubst mir nicht mehr, wenn ich Dir etwas sage! Du misstraust mir! In der That! In der That! Ich hätte mir das denken können! Sag's doch lieber gleich! Wozu die Umstände! Du bedauerst, dass ich mich nicht noch schneller aufreibe!“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/54
Zitationshilfe: Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/54>, abgerufen am 06.05.2024.