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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

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Erst ist, vergleichbar einem wilden Schwan,
Er majestätisch durch die Luft gezogen
Und stieg dann nieder in den Ocean
Und spielte mit den grüngewellten Wogen.
Doch bald verlockte ihn der nahe Strand
Und hinter sich ließ er das Meergebrause
Und ging mit Riesenschritten übers Land
Und hielt dann Rast in einer Felsenklause.
Da lag denn nun tief unter ihm die Welt
Idyllisch da im Sommersonnengolde
Und athmete gen Himmel, duftgeschwellt,
Wie eine farbenprächtge Blüthendolde.
Und Meereswellenschaum und Gottesluft,
Dazu die paradiesischen Gefilde,
Verwoben lieblich sich im Sonnenduft
Zu einem nie geschauten Wunderbilde.
Dir aber schwillt das Herz vor hoher Lust
Bei solcher windgetragnen Himmelskunde,
Und das Gefühl der übervollen Brust
Gestaltet sich zum Wort in deinem Munde.
Du preist Natur und ihre Herrlichkeit,
Die Gott in seinen eignen Werken loben,
Und lächelst über den Pygmäenstreit,
Den wider ihn die Sterblichen erhoben.
Erſt iſt, vergleichbar einem wilden Schwan,
Er majeſtätiſch durch die Luft gezogen
Und ſtieg dann nieder in den Ocean
Und ſpielte mit den grüngewellten Wogen.
Doch bald verlockte ihn der nahe Strand
Und hinter ſich ließ er das Meergebrauſe
Und ging mit Rieſenſchritten übers Land
Und hielt dann Raſt in einer Felſenklauſe.
Da lag denn nun tief unter ihm die Welt
Idylliſch da im Sommerſonnengolde
Und athmete gen Himmel, duftgeſchwellt,
Wie eine farbenprächtge Blüthendolde.
Und Meereswellenſchaum und Gottesluft,
Dazu die paradieſiſchen Gefilde,
Verwoben lieblich ſich im Sonnenduft
Zu einem nie geſchauten Wunderbilde.
Dir aber ſchwillt das Herz vor hoher Luſt
Bei ſolcher windgetragnen Himmelskunde,
Und das Gefühl der übervollen Bruſt
Geſtaltet ſich zum Wort in deinem Munde.
Du preiſt Natur und ihre Herrlichkeit,
Die Gott in ſeinen eignen Werken loben,
Und lächelſt über den Pygmäenſtreit,
Den wider ihn die Sterblichen erhoben.
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[159/0181] Erſt iſt, vergleichbar einem wilden Schwan, Er majeſtätiſch durch die Luft gezogen Und ſtieg dann nieder in den Ocean Und ſpielte mit den grüngewellten Wogen. Doch bald verlockte ihn der nahe Strand Und hinter ſich ließ er das Meergebrauſe Und ging mit Rieſenſchritten übers Land Und hielt dann Raſt in einer Felſenklauſe. Da lag denn nun tief unter ihm die Welt Idylliſch da im Sommerſonnengolde Und athmete gen Himmel, duftgeſchwellt, Wie eine farbenprächtge Blüthendolde. Und Meereswellenſchaum und Gottesluft, Dazu die paradieſiſchen Gefilde, Verwoben lieblich ſich im Sonnenduft Zu einem nie geſchauten Wunderbilde. Dir aber ſchwillt das Herz vor hoher Luſt Bei ſolcher windgetragnen Himmelskunde, Und das Gefühl der übervollen Bruſt Geſtaltet ſich zum Wort in deinem Munde. Du preiſt Natur und ihre Herrlichkeit, Die Gott in ſeinen eignen Werken loben, Und lächelſt über den Pygmäenſtreit, Den wider ihn die Sterblichen erhoben.

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Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/181>, abgerufen am 06.05.2024.