Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.Greis schlich am Stabe so langsam fort, daß er sich "Auf's Schloß, Landsmann; auf's Schloß." Und so allein, ohne Führer? "Sind alle vorauf; konnten's nicht erwarten." Was denn? Giebt's 'was zu seh'n? "Die neue Herrschaft, halt!" Die neue Gutsherrschaft hält ihren Einzug? Also "Der Herr van der Helfft ist verstorben, Lands- Wie heißt er denn? "Weiß nicht! Weiß niemand nicht. Hat sich nicht Greis ſchlich am Stabe ſo langſam fort, daß er ſich „Auf’s Schloß, Landsmann; auf’s Schloß.“ Und ſo allein, ohne Fuͤhrer? „Sind alle vorauf; konnten’s nicht erwarten.“ Was denn? Giebt’s ’was zu ſeh’n? „Die neue Herrſchaft, halt!“ Die neue Gutsherrſchaft haͤlt ihren Einzug? Alſo „Der Herr van der Helfft iſt verſtorben, Lands- Wie heißt er denn? „Weiß nicht! Weiß niemand nicht. Hat ſich nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0097" n="93"/> Greis ſchlich am Stabe ſo langſam fort, daß er ſich<lb/> kaum vom Flecke zu bewegen ſchien. Dabei war er<lb/> faſt erblindet. Anton ſprach ihn an: wohin des<lb/> Weges, Vaͤterchen?</p><lb/> <p>„Auf’s Schloß, Landsmann; auf’s Schloß.“</p><lb/> <p>Und ſo allein, ohne Fuͤhrer?</p><lb/> <p>„Sind alle vorauf; konnten’s nicht erwarten.“</p><lb/> <p>Was denn? Giebt’s ’was zu ſeh’n?</p><lb/> <p>„Die neue Herrſchaft, halt!“</p><lb/> <p>Die neue Gutsherrſchaft haͤlt ihren Einzug? Alſo<lb/> iſt Liebenau wieder verkauft worden?</p><lb/> <p>„Der Herr van der Helfft iſt verſtorben, Lands-<lb/> mann, draußen, weit weg. Hat viel Prozeſſe hinter-<lb/> laſſen! Sie haben Akten geſchrieben, multum; mul-<lb/> tum viel, Landsmann. Vor acht Taͤgen war Ver-<lb/> kaufs-Termin. Hoch fortgegangen: Hundert fufzig-<lb/> Tauſend. Viel Geld das, aber gleich deponirt, pure<lb/> Pfandbriefe. Reicher Kerl, der Kaͤufer!“</p><lb/> <p>Wie heißt er denn?</p><lb/> <p>„Weiß nicht! Weiß niemand nicht. Hat ſich nicht<lb/> benamſet. Sein Affenkate iſt mit Vollmacht gekom-<lb/> men: General-Spezial-Vollmacht. Heute wird er<lb/> ſich zeigen. Neugierig; Alle neugierig im ganzen<lb/> Dorfe. Sagen, ’s waͤr’ ein Fremder, einer aus der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [93/0097]
Greis ſchlich am Stabe ſo langſam fort, daß er ſich
kaum vom Flecke zu bewegen ſchien. Dabei war er
faſt erblindet. Anton ſprach ihn an: wohin des
Weges, Vaͤterchen?
„Auf’s Schloß, Landsmann; auf’s Schloß.“
Und ſo allein, ohne Fuͤhrer?
„Sind alle vorauf; konnten’s nicht erwarten.“
Was denn? Giebt’s ’was zu ſeh’n?
„Die neue Herrſchaft, halt!“
Die neue Gutsherrſchaft haͤlt ihren Einzug? Alſo
iſt Liebenau wieder verkauft worden?
„Der Herr van der Helfft iſt verſtorben, Lands-
mann, draußen, weit weg. Hat viel Prozeſſe hinter-
laſſen! Sie haben Akten geſchrieben, multum; mul-
tum viel, Landsmann. Vor acht Taͤgen war Ver-
kaufs-Termin. Hoch fortgegangen: Hundert fufzig-
Tauſend. Viel Geld das, aber gleich deponirt, pure
Pfandbriefe. Reicher Kerl, der Kaͤufer!“
Wie heißt er denn?
„Weiß nicht! Weiß niemand nicht. Hat ſich nicht
benamſet. Sein Affenkate iſt mit Vollmacht gekom-
men: General-Spezial-Vollmacht. Heute wird er
ſich zeigen. Neugierig; Alle neugierig im ganzen
Dorfe. Sagen, ’s waͤr’ ein Fremder, einer aus der
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