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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.

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Gatte, mein Mortimer, bei Hose deklamire und dann,
-- o nein, -- lang lebe der König, es freue sich, was
oben athmet im rosigten Licht, -- nein, dann kann
es nicht fehlen, daß ihm Auszeichnung, Belohnung
und Rang zu Theil werden; er wird, ich zweifle nicht,
-- fest gemauert in der Erden steht mein Glaube, --
eine Anstellung erhalten als königlicher Kunstredner
und wirklicher Ober-Gefühls-Veredler für Gymna-
sien und Bürger-Schulen. Um dies erreichen, um
in der stolzen Residenz unserer würdig auftreten zu
können, machen wir gegenwärtige Kunstreise und
rechnen auf Mäcene, die Jhnen ähnlich, gnädiger
Herr -- ..."

Madame, unterbrach sie Anton, es war ohnedies
mein Wille, das Deklamatorium dieses Abends zu
besuchen; und ich hoffe, ich werde dies dürfen, ohne
die Titel zu führen, mit denen Jhre freigebige Ein-
bildungskraft mich schmückt. Gewiß werd' ich mich
einstellen und mein Scherflein zu Jhrer glorreichen
Ausstattung für die Residenz um so sicherer beitragen,
als wir alte Bekannte sind.

"Wär' es möglich? Hätten die Schlangenwin-
dungen meiner Laufbahn die Jhrige schon einmal
durchkreuzt?"

Gatte, mein Mortimer, bei Hoſe deklamire und dann,
— o nein, — lang lebe der Koͤnig, es freue ſich, was
oben athmet im roſigten Licht, — nein, dann kann
es nicht fehlen, daß ihm Auszeichnung, Belohnung
und Rang zu Theil werden; er wird, ich zweifle nicht,
— feſt gemauert in der Erden ſteht mein Glaube, —
eine Anſtellung erhalten als koͤniglicher Kunſtredner
und wirklicher Ober-Gefuͤhls-Veredler fuͤr Gymna-
ſien und Buͤrger-Schulen. Um dies erreichen, um
in der ſtolzen Reſidenz unſerer wuͤrdig auftreten zu
koͤnnen, machen wir gegenwaͤrtige Kunſtreiſe und
rechnen auf Maͤcene, die Jhnen aͤhnlich, gnaͤdiger
Herr — ...“

Madame, unterbrach ſie Anton, es war ohnedies
mein Wille, das Deklamatorium dieſes Abends zu
beſuchen; und ich hoffe, ich werde dies duͤrfen, ohne
die Titel zu fuͤhren, mit denen Jhre freigebige Ein-
bildungskraft mich ſchmuͤckt. Gewiß werd’ ich mich
einſtellen und mein Scherflein zu Jhrer glorreichen
Ausſtattung fuͤr die Reſidenz um ſo ſicherer beitragen,
als wir alte Bekannte ſind.

„Waͤr’ es moͤglich? Haͤtten die Schlangenwin-
dungen meiner Laufbahn die Jhrige ſchon einmal
durchkreuzt?“

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[74/0078] Gatte, mein Mortimer, bei Hoſe deklamire und dann, — o nein, — lang lebe der Koͤnig, es freue ſich, was oben athmet im roſigten Licht, — nein, dann kann es nicht fehlen, daß ihm Auszeichnung, Belohnung und Rang zu Theil werden; er wird, ich zweifle nicht, — feſt gemauert in der Erden ſteht mein Glaube, — eine Anſtellung erhalten als koͤniglicher Kunſtredner und wirklicher Ober-Gefuͤhls-Veredler fuͤr Gymna- ſien und Buͤrger-Schulen. Um dies erreichen, um in der ſtolzen Reſidenz unſerer wuͤrdig auftreten zu koͤnnen, machen wir gegenwaͤrtige Kunſtreiſe und rechnen auf Maͤcene, die Jhnen aͤhnlich, gnaͤdiger Herr — ...“ Madame, unterbrach ſie Anton, es war ohnedies mein Wille, das Deklamatorium dieſes Abends zu beſuchen; und ich hoffe, ich werde dies duͤrfen, ohne die Titel zu fuͤhren, mit denen Jhre freigebige Ein- bildungskraft mich ſchmuͤckt. Gewiß werd’ ich mich einſtellen und mein Scherflein zu Jhrer glorreichen Ausſtattung fuͤr die Reſidenz um ſo ſicherer beitragen, als wir alte Bekannte ſind. „Waͤr’ es moͤglich? Haͤtten die Schlangenwin- dungen meiner Laufbahn die Jhrige ſchon einmal durchkreuzt?“

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/78>, abgerufen am 27.04.2024.