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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.

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"Erwarten vielleicht eigene Gelegenheit?"

Habe sie schon, Herr Doktor, wie gesagt; habe
sie schon in diesen Beinen.

"Belieben zu scherzen!"

Herr, was wollen Sie mit Jhren Andeutungen?
Mit diesen versteckten Winken? Halten Sie mich für
etwas Anderes, als ich bin, das heißt, für etwas
Anderes als einen armen, hergelaufenen Burschen,
der jeder Eitelkeit und jedem Anspruch entfliehend,
die nied're Hütte seiner Heimath aufsucht, so sind
Sie im Jrrthum. Jch bin ein Korbflechter, der
Arbeit braucht, und wenn Sie in Jhrer Wirthschaft
zerbrochene Körbe haben, die ich ausbessern kann,
dann lassen Sie mich Jhr Honorar für ärztliche
Bemühungen abarbeiten; Sie sollen sehen, wie ich
es ernstlich meine.

Der Arzt wurde stutzig. Die innerste Ueberzeu-
gung in Anton's Worten sing an, ihn irre zu machen.
Schon stand er im Begriff, sich auf Erklärungen ein-
zulassen, da ging die Stubenthür auf, eine aben-
theuerlich aufgetakelte Frauenperson trat ein; sie
begann mit feierlich-tremulirender Stimme:

"Der Ruf Jhrer Huld, gnädiger Herr, dringt,
rosenduftigen Zephiren gleich, in die Laubengewinde

„Erwarten vielleicht eigene Gelegenheit?“

Habe ſie ſchon, Herr Doktor, wie geſagt; habe
ſie ſchon in dieſen Beinen.

„Belieben zu ſcherzen!“

Herr, was wollen Sie mit Jhren Andeutungen?
Mit dieſen verſteckten Winken? Halten Sie mich fuͤr
etwas Anderes, als ich bin, das heißt, fuͤr etwas
Anderes als einen armen, hergelaufenen Burſchen,
der jeder Eitelkeit und jedem Anſpruch entfliehend,
die nied’re Huͤtte ſeiner Heimath aufſucht, ſo ſind
Sie im Jrrthum. Jch bin ein Korbflechter, der
Arbeit braucht, und wenn Sie in Jhrer Wirthſchaft
zerbrochene Koͤrbe haben, die ich ausbeſſern kann,
dann laſſen Sie mich Jhr Honorar fuͤr aͤrztliche
Bemuͤhungen abarbeiten; Sie ſollen ſehen, wie ich
es ernſtlich meine.

Der Arzt wurde ſtutzig. Die innerſte Ueberzeu-
gung in Anton’s Worten ſing an, ihn irre zu machen.
Schon ſtand er im Begriff, ſich auf Erklaͤrungen ein-
zulaſſen, da ging die Stubenthuͤr auf, eine aben-
theuerlich aufgetakelte Frauenperſon trat ein; ſie
begann mit feierlich-tremulirender Stimme:

„Der Ruf Jhrer Huld, gnaͤdiger Herr, dringt,
roſenduftigen Zephiren gleich, in die Laubengewinde

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[72/0076] „Erwarten vielleicht eigene Gelegenheit?“ Habe ſie ſchon, Herr Doktor, wie geſagt; habe ſie ſchon in dieſen Beinen. „Belieben zu ſcherzen!“ Herr, was wollen Sie mit Jhren Andeutungen? Mit dieſen verſteckten Winken? Halten Sie mich fuͤr etwas Anderes, als ich bin, das heißt, fuͤr etwas Anderes als einen armen, hergelaufenen Burſchen, der jeder Eitelkeit und jedem Anſpruch entfliehend, die nied’re Huͤtte ſeiner Heimath aufſucht, ſo ſind Sie im Jrrthum. Jch bin ein Korbflechter, der Arbeit braucht, und wenn Sie in Jhrer Wirthſchaft zerbrochene Koͤrbe haben, die ich ausbeſſern kann, dann laſſen Sie mich Jhr Honorar fuͤr aͤrztliche Bemuͤhungen abarbeiten; Sie ſollen ſehen, wie ich es ernſtlich meine. Der Arzt wurde ſtutzig. Die innerſte Ueberzeu- gung in Anton’s Worten ſing an, ihn irre zu machen. Schon ſtand er im Begriff, ſich auf Erklaͤrungen ein- zulaſſen, da ging die Stubenthuͤr auf, eine aben- theuerlich aufgetakelte Frauenperſon trat ein; ſie begann mit feierlich-tremulirender Stimme: „Der Ruf Jhrer Huld, gnaͤdiger Herr, dringt, roſenduftigen Zephiren gleich, in die Laubengewinde

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/76>, abgerufen am 23.11.2024.