Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.man ihn hörte, wenn er nur ununterbrochen reden Anders jedoch gestalteten sich die Dinge, als der man ihn hoͤrte, wenn er nur ununterbrochen reden Anders jedoch geſtalteten ſich die Dinge, als der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0056" n="52"/> man ihn hoͤrte, wenn er nur ununterbrochen reden<lb/> durfte. Damit war beiden Theilen geholfen.</p><lb/> <p>Anders jedoch geſtalteten ſich die Dinge, als der<lb/> „Kammerjaͤger“ von Schloß Erlenſtein wiederkehrte,<lb/> wohin ihm ſein in der Nachbarſchaft verbreitetes<lb/> Renomm<hi rendition="#aq">é</hi> eine, durch Peterl uͤberbrachte, Aufforderung<lb/> zugezogen. Ohne zu ahnen, wie tief ſein Zuhoͤrer da<lb/> beruͤhrt werde, machte er eine traurige Schilderung<lb/> der dortigen Verhaͤltniſſe mit welchen er durch Dienſt-<lb/> boten und Landleute bekannt worden war. Zwiſchen<lb/> Vater und Sohn ſollten ſchreckliche Auftritte vorge-<lb/> fallen ſein, deren Schuld von ſaͤmmtlichen Dorfbe-<lb/> wohnern auf den Sohn geworfen und dem Vater<lb/> nur in ſofern zugeſchoben wurde, als er viel zu nach-<lb/> giebig und gut gegen den boͤſen Buben geweſen waͤre.<lb/> Einzig und allein die Autoritaͤt der Graͤfin, von wel-<lb/> cher Alle und Jeder wie von einem Weſen hoͤherer<lb/> Gattung redeten, wende bis jetzt noch das Aeußerſte<lb/> ab; wozu es jedoch beinahe ſchon gekommen ſein<lb/> ſollte, nachdem ein fremder junger Herr, waͤhrend<lb/> ihrer Abweſenheit, auf dem Schloſſe bei’m Grafen<lb/> war und mit dem Sohne in heftigen Wortwechſel<lb/> gerieth. Seitdem darf der junge Graf des Vaters<lb/> Zimmer nicht mehr betreten; er treibt ſich fluchend<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [52/0056]
man ihn hoͤrte, wenn er nur ununterbrochen reden
durfte. Damit war beiden Theilen geholfen.
Anders jedoch geſtalteten ſich die Dinge, als der
„Kammerjaͤger“ von Schloß Erlenſtein wiederkehrte,
wohin ihm ſein in der Nachbarſchaft verbreitetes
Renommé eine, durch Peterl uͤberbrachte, Aufforderung
zugezogen. Ohne zu ahnen, wie tief ſein Zuhoͤrer da
beruͤhrt werde, machte er eine traurige Schilderung
der dortigen Verhaͤltniſſe mit welchen er durch Dienſt-
boten und Landleute bekannt worden war. Zwiſchen
Vater und Sohn ſollten ſchreckliche Auftritte vorge-
fallen ſein, deren Schuld von ſaͤmmtlichen Dorfbe-
wohnern auf den Sohn geworfen und dem Vater
nur in ſofern zugeſchoben wurde, als er viel zu nach-
giebig und gut gegen den boͤſen Buben geweſen waͤre.
Einzig und allein die Autoritaͤt der Graͤfin, von wel-
cher Alle und Jeder wie von einem Weſen hoͤherer
Gattung redeten, wende bis jetzt noch das Aeußerſte
ab; wozu es jedoch beinahe ſchon gekommen ſein
ſollte, nachdem ein fremder junger Herr, waͤhrend
ihrer Abweſenheit, auf dem Schloſſe bei’m Grafen
war und mit dem Sohne in heftigen Wortwechſel
gerieth. Seitdem darf der junge Graf des Vaters
Zimmer nicht mehr betreten; er treibt ſich fluchend
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