Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.welches der scheidende Arzt alle zweckmäßigen Vor- Gegen Morgen stellte sich Ruhe ein, mit ihr, welches der ſcheidende Arzt alle zweckmaͤßigen Vor- Gegen Morgen ſtellte ſich Ruhe ein, mit ihr, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0052" n="48"/> welches der ſcheidende Arzt alle zweckmaͤßigen Vor-<lb/> kehrungen und Milderungsmittel angeordnet hatte;<lb/> welches alſo Niemand erſchreckte. Anton phanta-<lb/> ſirte heftig und mengte wunderliche Dinge durchein-<lb/> ander, behielt aber dennoch, ſogar im exaltirteſten<lb/> Zuſtande, Willenskraft uͤbrig, keine Silbe ſich ent-<lb/> ſchluͤpfen zu laſſen, die ſein Verhaͤltniß zu der graͤfli-<lb/> chen Familie auf Erlenſtein andeuten konnte. Da-<lb/> gegen ergingen ſich ſeine lebhaften Traͤume, gleichſam<lb/> luſtwandelnd, in allen Richtungen des verfloſſenen<lb/> Lebens, von Luſt zu Gram, von Gluͤck zu Leiden<lb/> uͤberſpringend. Dadurch regte er, weil er die Namen<lb/> von Perſonen und Orten im bunteſten Wechſel durch-<lb/> einander warf, den redeluſtigen Schkramprl auf, mit<lb/> hineinzuſchwatzen, ſeine eigenen Abentheuer mit den<lb/> Phantaſieen des Kranken zu vermiſchen, ihn an Toll-<lb/> heit zu uͤberbieten. Die Jaͤgerburſchen, nur durch<lb/> eine duͤnne Wand von ihnen getrennt, wußten zuletzt<lb/> nicht, wer groͤßeren Unſinn ſchwatzte, ob der Kranke<lb/> im Fieber, ob der Waͤrter, der dem Kranken Luͤge<lb/> uͤber Luͤge erzaͤhlte.</p><lb/> <p>Gegen Morgen ſtellte ſich Ruhe ein, mit ihr,<lb/> durch ſie der Schlaf. Und als die Gerichtsperſonen,<lb/> durch der Foͤrſters Rapport entboten, in den Hof ein-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [48/0052]
welches der ſcheidende Arzt alle zweckmaͤßigen Vor-
kehrungen und Milderungsmittel angeordnet hatte;
welches alſo Niemand erſchreckte. Anton phanta-
ſirte heftig und mengte wunderliche Dinge durchein-
ander, behielt aber dennoch, ſogar im exaltirteſten
Zuſtande, Willenskraft uͤbrig, keine Silbe ſich ent-
ſchluͤpfen zu laſſen, die ſein Verhaͤltniß zu der graͤfli-
chen Familie auf Erlenſtein andeuten konnte. Da-
gegen ergingen ſich ſeine lebhaften Traͤume, gleichſam
luſtwandelnd, in allen Richtungen des verfloſſenen
Lebens, von Luſt zu Gram, von Gluͤck zu Leiden
uͤberſpringend. Dadurch regte er, weil er die Namen
von Perſonen und Orten im bunteſten Wechſel durch-
einander warf, den redeluſtigen Schkramprl auf, mit
hineinzuſchwatzen, ſeine eigenen Abentheuer mit den
Phantaſieen des Kranken zu vermiſchen, ihn an Toll-
heit zu uͤberbieten. Die Jaͤgerburſchen, nur durch
eine duͤnne Wand von ihnen getrennt, wußten zuletzt
nicht, wer groͤßeren Unſinn ſchwatzte, ob der Kranke
im Fieber, ob der Waͤrter, der dem Kranken Luͤge
uͤber Luͤge erzaͤhlte.
Gegen Morgen ſtellte ſich Ruhe ein, mit ihr,
durch ſie der Schlaf. Und als die Gerichtsperſonen,
durch der Foͤrſters Rapport entboten, in den Hof ein-
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