Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.Noch einmal wendete Guido einen bittenden Dieser nahm das Wort: Herr Graf, ich habe nur die Befehle meiner ster- "Anton, bleibe, bleibe bei mir! Er liebt uns Noch einmal wendete Guido einen bittenden Dieſer nahm das Wort: Herr Graf, ich habe nur die Befehle meiner ſter- „Anton, bleibe, bleibe bei mir! Er liebt uns <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0040" n="36"/> <p>Noch einmal wendete Guido einen bittenden<lb/> Blick auf Anton, der ſo viel ſagen ſollte, als: recht-<lb/> fertige Dich!</p><lb/> <p>Dieſer nahm das Wort:</p><lb/> <p>Herr Graf, ich habe nur die Befehle meiner ſter-<lb/> benden Mutter ausgefuͤhrt, da ich hier, mit innerli-<lb/> chem Widerſtreben eindrang. Sie haben mich liebe-<lb/> voll aufgenommen, ich danke Jhnen fuͤr die vaͤterlich-<lb/> edlen Abſichten, die Sie mir kund gethan; ich nehme,<lb/> ſcheidend, Achtung und kindliche Verehrung fuͤr Sie<lb/> in meinem Herzen mit mir fort; aber ich muß ſchei-<lb/> den. Jch kann und darf mich zwiſchen Sie und<lb/> Jhren Sohn nicht draͤngen. Die Theilnahme, die Sie<lb/> mir, nah oder fern goͤnnen wollten, muͤßte ewigen<lb/> Zwieſpalt herbeifuͤhren. Von Verſoͤhnung zwiſchen<lb/><hi rendition="#g">ihm</hi> und mir kann niemals die Rede ſein. Er haßt<lb/> mich auf Leben und Tod; er weiß, warum er es thut;<lb/> er hat Recht mich zu haſſen. Jch geb’ es ihm von<lb/> ganzer Seele zuruͤck. Doch er iſt Jhr Sohn, er iſt<lb/> der Sohn der Graͤfin Julia, und ich weiche ihm.<lb/> Leben Sie wohl mein — mein Herr Graf!</p><lb/> <p>„Anton, bleibe, bleibe bei mir! Er liebt uns<lb/> nicht. Du haͤtteſt mich geliebt und ich Dich. Rei-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [36/0040]
Noch einmal wendete Guido einen bittenden
Blick auf Anton, der ſo viel ſagen ſollte, als: recht-
fertige Dich!
Dieſer nahm das Wort:
Herr Graf, ich habe nur die Befehle meiner ſter-
benden Mutter ausgefuͤhrt, da ich hier, mit innerli-
chem Widerſtreben eindrang. Sie haben mich liebe-
voll aufgenommen, ich danke Jhnen fuͤr die vaͤterlich-
edlen Abſichten, die Sie mir kund gethan; ich nehme,
ſcheidend, Achtung und kindliche Verehrung fuͤr Sie
in meinem Herzen mit mir fort; aber ich muß ſchei-
den. Jch kann und darf mich zwiſchen Sie und
Jhren Sohn nicht draͤngen. Die Theilnahme, die Sie
mir, nah oder fern goͤnnen wollten, muͤßte ewigen
Zwieſpalt herbeifuͤhren. Von Verſoͤhnung zwiſchen
ihm und mir kann niemals die Rede ſein. Er haßt
mich auf Leben und Tod; er weiß, warum er es thut;
er hat Recht mich zu haſſen. Jch geb’ es ihm von
ganzer Seele zuruͤck. Doch er iſt Jhr Sohn, er iſt
der Sohn der Graͤfin Julia, und ich weiche ihm.
Leben Sie wohl mein — mein Herr Graf!
„Anton, bleibe, bleibe bei mir! Er liebt uns
nicht. Du haͤtteſt mich geliebt und ich Dich. Rei-
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