Sendschreiben des Herrn Anton Hahn auf Liebenau an Herrn Karl von Holtei
irgendwo!
Schloß Liebenau, 13. Nov. 1850.
Mein lieber Freund Holtei!
Hedwig, Ottilie -- (ich meine die alte), -- die Kinder und ich kehren so eben von Sophienthal heim, wo wir unsere Gräfin Julia begruben.
Jch vermag Jhnen weiter nichts über die letzten Tage dieser Heiligen zu berichten; sie starb, wie sie lebte.
Jhr Verlust ist durch nichts zu ersetzen; auch die Zeit wird ihn nicht lindern. So lange wir leben, wird sie uns fehlen. Wir jammern nicht; wir haben uns die Haare nicht gerauft, als sie verschied, -- von dieser ungebehrdigen Art ist unser Schmerz nicht; er hätte diese Sterbestunde nur entweiht. Wilde Klagen verstummen im Geräusch des neuen Lebens; milde Trauer endet erst mit dem Leben.
Wir sind Alle gesund. Meine Tochter Ottilie hat einen Knaben, mein Sohn Guido studirt Arzneikunde, Julchen und Adele werden nach und nach Jungfrauen
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Sendſchreiben des Herrn Anton Hahn auf Liebenau an Herrn Karl von Holtei
irgendwo!
Schloß Liebenau, 13. Nov. 1850.
Mein lieber Freund Holtei!
Hedwig, Ottilie — (ich meine die alte), — die Kinder und ich kehren ſo eben von Sophienthal heim, wo wir unſere Graͤfin Julia begruben.
Jch vermag Jhnen weiter nichts uͤber die letzten Tage dieſer Heiligen zu berichten; ſie ſtarb, wie ſie lebte.
Jhr Verluſt iſt durch nichts zu erſetzen; auch die Zeit wird ihn nicht lindern. So lange wir leben, wird ſie uns fehlen. Wir jammern nicht; wir haben uns die Haare nicht gerauft, als ſie verſchied, — von dieſer ungebehrdigen Art iſt unſer Schmerz nicht; er haͤtte dieſe Sterbeſtunde nur entweiht. Wilde Klagen verſtummen im Geraͤuſch des neuen Lebens; milde Trauer endet erſt mit dem Leben.
Wir ſind Alle geſund. Meine Tochter Ottilie hat einen Knaben, mein Sohn Guido ſtudirt Arzneikunde, Julchen und Adele werden nach und nach Jungfrauen
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Sendſchreiben
des Herrn Anton Hahn auf Liebenau
an Herrn Karl von Holtei
irgendwo!
Schloß Liebenau, 13. Nov. 1850.
Mein lieber Freund Holtei!
Hedwig, Ottilie — (ich meine die alte), — die
Kinder und ich kehren ſo eben von Sophienthal heim,
wo wir unſere Graͤfin Julia begruben.
Jch vermag Jhnen weiter nichts uͤber die letzten
Tage dieſer Heiligen zu berichten; ſie ſtarb, wie ſie lebte.
Jhr Verluſt iſt durch nichts zu erſetzen; auch die
Zeit wird ihn nicht lindern. So lange wir leben,
wird ſie uns fehlen. Wir jammern nicht; wir haben
uns die Haare nicht gerauft, als ſie verſchied, — von
dieſer ungebehrdigen Art iſt unſer Schmerz nicht; er
haͤtte dieſe Sterbeſtunde nur entweiht. Wilde Klagen
verſtummen im Geraͤuſch des neuen Lebens; milde
Trauer endet erſt mit dem Leben.
Wir ſind Alle geſund. Meine Tochter Ottilie hat
einen Knaben, mein Sohn Guido ſtudirt Arzneikunde,
Julchen und Adele werden nach und nach Jungfrauen
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/231>, abgerufen am 05.07.2024.
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