werden Sie, neben mancherlei verschiedenen und wun- derlich gemischten Abbildungen von Menschen und Oertern, -- (es sind nur solche, die irgend wie in einer Beziehung zu mir und meinem Schicksale stehen) -- zwei Personen zu Pferde finden. Die erste dieser Personen heißt "Antoine" und streicht ihre Violine bei mäßigem Galopp; die zweite, im wil- desten Laufe, schwingt flatternde Fahnen, mit der Unterschrift: "Adele Jartour." Hedwig hat, wäh- rend unseres Aufenthaltes in Berlin diese Blätter bei irgend einem Bilderhändler aus dem Staube der Vergessenheit gegraben und wie im Triumphe nach Hause gebracht. Jch bin überzeugt, wenn ein Por- trait von Laura zu finden wäre, zu welchem Preise immer, sie würde ihre Sparkasse leeren und ihm einen Ehren-Platz im Museum-Antoine anweisen. Sehen Sie, durch ihr großartiges Eingehen in mein unbegrenztes Vertrauen, hat sich dieses Weib meiner ganzen Liebe und Anhänglichkeit so sehr bemächtiget, daß ich eigentlich nur noch in ihr lebe. Von der Stunde an, wo sie mir völlige, vollkommene Freiheit gab; wo sie mir mit dem Ausdruck innigster Wahr- heit jedes Vorrecht eines ungebundenen, freien Men- schen wieder einräumte; -- von dieser Stunde ist
werden Sie, neben mancherlei verſchiedenen und wun- derlich gemiſchten Abbildungen von Menſchen und Oertern, — (es ſind nur ſolche, die irgend wie in einer Beziehung zu mir und meinem Schickſale ſtehen) — zwei Perſonen zu Pferde finden. Die erſte dieſer Perſonen heißt „Antoine“ und ſtreicht ihre Violine bei maͤßigem Galopp; die zweite, im wil- deſten Laufe, ſchwingt flatternde Fahnen, mit der Unterſchrift: „Adele Jartour.“ Hedwig hat, waͤh- rend unſeres Aufenthaltes in Berlin dieſe Blaͤtter bei irgend einem Bilderhaͤndler aus dem Staube der Vergeſſenheit gegraben und wie im Triumphe nach Hauſe gebracht. Jch bin uͤberzeugt, wenn ein Por- trait von Laura zu finden waͤre, zu welchem Preiſe immer, ſie wuͤrde ihre Sparkaſſe leeren und ihm einen Ehren-Platz im Muſeum-Antoine anweiſen. Sehen Sie, durch ihr großartiges Eingehen in mein unbegrenztes Vertrauen, hat ſich dieſes Weib meiner ganzen Liebe und Anhaͤnglichkeit ſo ſehr bemaͤchtiget, daß ich eigentlich nur noch in ihr lebe. Von der Stunde an, wo ſie mir voͤllige, vollkommene Freiheit gab; wo ſie mir mit dem Ausdruck innigſter Wahr- heit jedes Vorrecht eines ungebundenen, freien Men- ſchen wieder einraͤumte; — von dieſer Stunde iſt
<TEI><text><back><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0223"n="219"/>
werden Sie, neben mancherlei verſchiedenen und wun-<lb/>
derlich gemiſchten Abbildungen von Menſchen und<lb/>
Oertern, — (es ſind nur ſolche, die irgend wie in<lb/>
einer Beziehung zu mir und <hirendition="#g">meinem</hi> Schickſale<lb/>ſtehen) — zwei Perſonen zu Pferde finden. Die<lb/>
erſte dieſer Perſonen heißt „Antoine“ und ſtreicht<lb/>
ihre Violine bei maͤßigem Galopp; die zweite, im wil-<lb/>
deſten Laufe, ſchwingt flatternde Fahnen, mit der<lb/>
Unterſchrift: „Adele Jartour.“ Hedwig hat, waͤh-<lb/>
rend unſeres Aufenthaltes in Berlin dieſe Blaͤtter<lb/>
bei irgend einem Bilderhaͤndler aus dem Staube der<lb/>
Vergeſſenheit gegraben und wie im Triumphe nach<lb/>
Hauſe gebracht. Jch bin uͤberzeugt, wenn ein Por-<lb/>
trait von Laura zu finden waͤre, zu welchem Preiſe<lb/>
immer, ſie wuͤrde ihre Sparkaſſe leeren und ihm<lb/>
einen Ehren-Platz im Muſeum-Antoine anweiſen.<lb/>
Sehen Sie, durch ihr großartiges Eingehen in mein<lb/>
unbegrenztes Vertrauen, hat ſich dieſes Weib meiner<lb/>
ganzen Liebe und Anhaͤnglichkeit ſo ſehr bemaͤchtiget,<lb/>
daß ich eigentlich nur noch in ihr lebe. Von der<lb/>
Stunde an, wo ſie mir voͤllige, vollkommene Freiheit<lb/>
gab; wo ſie mir mit dem Ausdruck innigſter Wahr-<lb/>
heit jedes Vorrecht eines ungebundenen, freien Men-<lb/>ſchen wieder einraͤumte; — von dieſer Stunde iſt<lb/></p></div></div></div></back></text></TEI>
[219/0223]
werden Sie, neben mancherlei verſchiedenen und wun-
derlich gemiſchten Abbildungen von Menſchen und
Oertern, — (es ſind nur ſolche, die irgend wie in
einer Beziehung zu mir und meinem Schickſale
ſtehen) — zwei Perſonen zu Pferde finden. Die
erſte dieſer Perſonen heißt „Antoine“ und ſtreicht
ihre Violine bei maͤßigem Galopp; die zweite, im wil-
deſten Laufe, ſchwingt flatternde Fahnen, mit der
Unterſchrift: „Adele Jartour.“ Hedwig hat, waͤh-
rend unſeres Aufenthaltes in Berlin dieſe Blaͤtter
bei irgend einem Bilderhaͤndler aus dem Staube der
Vergeſſenheit gegraben und wie im Triumphe nach
Hauſe gebracht. Jch bin uͤberzeugt, wenn ein Por-
trait von Laura zu finden waͤre, zu welchem Preiſe
immer, ſie wuͤrde ihre Sparkaſſe leeren und ihm
einen Ehren-Platz im Muſeum-Antoine anweiſen.
Sehen Sie, durch ihr großartiges Eingehen in mein
unbegrenztes Vertrauen, hat ſich dieſes Weib meiner
ganzen Liebe und Anhaͤnglichkeit ſo ſehr bemaͤchtiget,
daß ich eigentlich nur noch in ihr lebe. Von der
Stunde an, wo ſie mir voͤllige, vollkommene Freiheit
gab; wo ſie mir mit dem Ausdruck innigſter Wahr-
heit jedes Vorrecht eines ungebundenen, freien Men-
ſchen wieder einraͤumte; — von dieſer Stunde iſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden04_1852/223>, abgerufen am 05.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.