Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.sogar wenn sie es thäten, müßte ich sie unter den jetzi- Ottilie, gewöhnlich Zeugin dieser Gespräche, hätte ſogar wenn ſie es thaͤten, muͤßte ich ſie unter den jetzi- Ottilie, gewoͤhnlich Zeugin dieſer Geſpraͤche, haͤtte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0182" n="178"/> ſogar wenn ſie es thaͤten, muͤßte ich ſie unter den jetzi-<lb/> gen Verhaͤltniſſen meiden. Was ſoll ich in jenem<lb/> Geraͤuſch, wenn es mir keine Freude macht?</p><lb/> <p>Ottilie, gewoͤhnlich Zeugin dieſer Geſpraͤche, haͤtte<lb/> gern gehoͤrt, daß Hedwig ihren Weigerungen noch<lb/> ein Wort der Aufforderung fuͤr Anton beigefuͤgt, und<lb/> ihm vorgeſchlagen haͤtte, er, ſeinerſeits, moͤge allein<lb/> gehen und Zerſtreuungen aufſuchen. Sie war begie-<lb/> rig, wie er ſolchen Vorſchlag aufgenommen haͤtte.<lb/> Doch daran dachte Hedwig nicht. Sie, in ihrer<lb/> Unſchuld, vermochte nicht zu ahnen, daß es außerhalb<lb/> ſeines Hauſes Freuden fuͤr Denjenigen geben koͤnne,<lb/> ohne welchen es fuͤr <hi rendition="#g">ſie</hi> keine Freude gab. Nicht<lb/> ſelbſtſuͤchtige Mißgunſt, nur Unerfahrenheit ließ ſie<lb/> daruͤber ſchweigen. Ottilie jedoch, die aus Antons<lb/> Mienen las und verſtand, was ſeine Lippen zuruͤck-<lb/> hielten, ſuchte Hedwigs Weigerung noch von einer<lb/> andern Seite zu unterſtuͤtzen. Sie erklaͤrte ſich unum-<lb/> wunden gegen die Gewohnheit vieler Gutsbeſitzer,<lb/> den Winter uͤber ihrer laͤndlichen Einſamkeit zu ent-<lb/> fliehen; ſie leitete, mit ſehr verſtaͤndig entwickelten<lb/> Gruͤnden, aus dieſem Gebrauch eine lange Reihe von<lb/> Mißbraͤuchen und Uebeln her, die nicht wenig dazu<lb/> beitruͤgen, die Angelegenheiten im Kleineren wie im<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [178/0182]
ſogar wenn ſie es thaͤten, muͤßte ich ſie unter den jetzi-
gen Verhaͤltniſſen meiden. Was ſoll ich in jenem
Geraͤuſch, wenn es mir keine Freude macht?
Ottilie, gewoͤhnlich Zeugin dieſer Geſpraͤche, haͤtte
gern gehoͤrt, daß Hedwig ihren Weigerungen noch
ein Wort der Aufforderung fuͤr Anton beigefuͤgt, und
ihm vorgeſchlagen haͤtte, er, ſeinerſeits, moͤge allein
gehen und Zerſtreuungen aufſuchen. Sie war begie-
rig, wie er ſolchen Vorſchlag aufgenommen haͤtte.
Doch daran dachte Hedwig nicht. Sie, in ihrer
Unſchuld, vermochte nicht zu ahnen, daß es außerhalb
ſeines Hauſes Freuden fuͤr Denjenigen geben koͤnne,
ohne welchen es fuͤr ſie keine Freude gab. Nicht
ſelbſtſuͤchtige Mißgunſt, nur Unerfahrenheit ließ ſie
daruͤber ſchweigen. Ottilie jedoch, die aus Antons
Mienen las und verſtand, was ſeine Lippen zuruͤck-
hielten, ſuchte Hedwigs Weigerung noch von einer
andern Seite zu unterſtuͤtzen. Sie erklaͤrte ſich unum-
wunden gegen die Gewohnheit vieler Gutsbeſitzer,
den Winter uͤber ihrer laͤndlichen Einſamkeit zu ent-
fliehen; ſie leitete, mit ſehr verſtaͤndig entwickelten
Gruͤnden, aus dieſem Gebrauch eine lange Reihe von
Mißbraͤuchen und Uebeln her, die nicht wenig dazu
beitruͤgen, die Angelegenheiten im Kleineren wie im
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