Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.Aller Augen nach ihm gerichtet. Einige Frauen erin- Ohne daß es ihnen geboten ward, drückten sie sich Anton blieb regungslos. Da erhob sich die Dame in Trauerkleidern, stieg Anton fühlte, wie die Frau zitterte. Doch als sie die Stufen neben ihm hinanstieg, Der Gemeinde von Liebenau stell' ich meinen "Gräfin Julia!" rief Anton. Aller Augen nach ihm gerichtet. Einige Frauen erin- Ohne daß es ihnen geboten ward, druͤckten ſie ſich Anton blieb regungslos. Da erhob ſich die Dame in Trauerkleidern, ſtieg Anton fuͤhlte, wie die Frau zitterte. Doch als ſie die Stufen neben ihm hinanſtieg, Der Gemeinde von Liebenau ſtell’ ich meinen „Graͤfin Julia!“ rief Anton. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0102" n="98"/> Aller Augen nach ihm gerichtet. Einige Frauen erin-<lb/> nerten ſich dunkel ſeiner Zuͤge. Hier und da klang<lb/> ein: „Anton! Anton, der Korbmacherjunge! Der<lb/> Enkel der Mutter Gokſch!“ aus dem Gedraͤnge.</p><lb/> <p>Ohne daß es ihnen geboten ward, druͤckten ſie ſich<lb/> dichter zuſammen und bildeten eine freie Gaſſe, vom<lb/> Eingang der Bogenlaube, wo Anton ſtand, bis zum<lb/> Eingang in’s Schloß.</p><lb/> <p>Anton blieb regungslos.</p><lb/> <p>Da erhob ſich die Dame in Trauerkleidern, ſtieg<lb/> die Stufen hinab und ſchritt, wie eine Ueberirdiſche,<lb/> ſo ſtolz, ſo ſanft, ſo weiblich bis dahin, wo Anton<lb/> ſtand. Freundlich loͤſete ſie ſeine Hand vom Arme<lb/> des alten Tiſchlers Fiebig und fuͤhrte ihn dann zuruͤck,<lb/> bis an die Gerichtstafel.</p><lb/> <p>Anton fuͤhlte, wie die Frau zitterte.</p><lb/> <p>Doch als ſie die Stufen neben ihm hinanſtieg,<lb/> hatte ſie ſich bereits ermannt. Mit feſter Stimme<lb/> ſprach ſie, und laut, daß auch die Fernſtehenden es<lb/> deutlich vernahmen:</p><lb/> <p>Der Gemeinde von Liebenau ſtell’ ich meinen<lb/> Pflegeſohn Anton Hahn vor, als ihren neuen Guts-<lb/> herrn. Gott ſegne ſeinen Einzug!</p><lb/> <p>„Graͤfin Julia!“ rief Anton.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [98/0102]
Aller Augen nach ihm gerichtet. Einige Frauen erin-
nerten ſich dunkel ſeiner Zuͤge. Hier und da klang
ein: „Anton! Anton, der Korbmacherjunge! Der
Enkel der Mutter Gokſch!“ aus dem Gedraͤnge.
Ohne daß es ihnen geboten ward, druͤckten ſie ſich
dichter zuſammen und bildeten eine freie Gaſſe, vom
Eingang der Bogenlaube, wo Anton ſtand, bis zum
Eingang in’s Schloß.
Anton blieb regungslos.
Da erhob ſich die Dame in Trauerkleidern, ſtieg
die Stufen hinab und ſchritt, wie eine Ueberirdiſche,
ſo ſtolz, ſo ſanft, ſo weiblich bis dahin, wo Anton
ſtand. Freundlich loͤſete ſie ſeine Hand vom Arme
des alten Tiſchlers Fiebig und fuͤhrte ihn dann zuruͤck,
bis an die Gerichtstafel.
Anton fuͤhlte, wie die Frau zitterte.
Doch als ſie die Stufen neben ihm hinanſtieg,
hatte ſie ſich bereits ermannt. Mit feſter Stimme
ſprach ſie, und laut, daß auch die Fernſtehenden es
deutlich vernahmen:
Der Gemeinde von Liebenau ſtell’ ich meinen
Pflegeſohn Anton Hahn vor, als ihren neuen Guts-
herrn. Gott ſegne ſeinen Einzug!
„Graͤfin Julia!“ rief Anton.
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