Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.wiederholte, ausdrückliche Erklärung abgelegt hatte, "Ein Anderer soll sie nicht haben!" murmelte Merkwürdig und zugleich erschütternd für den Und diese künstlich ineinander gefügten Glieder wiederholte, ausdruͤckliche Erklaͤrung abgelegt hatte, „Ein Anderer ſoll ſie nicht haben!“ murmelte Merkwuͤrdig und zugleich erſchuͤtternd fuͤr den Und dieſe kuͤnſtlich ineinander gefuͤgten Glieder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0276" n="272"/> wiederholte, ausdruͤckliche Erklaͤrung abgelegt hatte,<lb/> er ſei unwiderruflich feſt entſchloſſen, das Gewerbe<lb/> eines Puppenſpielers nicht weiter fort zu ſetzen.</p><lb/> <p>„Ein Anderer ſoll ſie nicht haben!“ murmelte<lb/> der Greis und arbeitete mit groͤßerem Eifer an der<lb/> Vernichtung ſeiner Lieblinge, der Marionetten, und<lb/> ſeines Stolzes: der Maſchinerien, als er jemals<lb/> Eifer und Fleiß auf deren Konſtruktion gewendet<lb/> haben konnte. Nur mit dem Unterſchiede, daß Stun-<lb/> den hinreichten, zu zerſtoͤren, was lange Jahre muͤh-<lb/> ſam geſchaffen.</p><lb/> <p>Merkwuͤrdig und zugleich erſchuͤtternd fuͤr den<lb/> Zuſchauer wurde der Kampf, den der alte, halbwirrte<lb/> Mechaniker mit ſeinem Liebling, ſeinem Schooskinde,<lb/> ſeinem verzogenen, uͤbermuͤthigen Kaſperle einging.<lb/> Nicht allein in meiſterhafter Durchfuͤhrung des vor-<lb/> trefflich gehaltenen komiſchen Charakters hatte ſich<lb/> des Meiſters Vorliebe fuͤr dieſe Figur immer kund<lb/> gegeben. Auch der Bau der Figur ſelbſt war ungleich<lb/> kunſtreicher, komplizirter, wie alle uͤbrigen. Die<lb/> Puppe Kasperl, lenkſam, gewand und kraͤftig,<lb/> bewegte ſich, von ihrem Schoͤpfer geleitet, wie ein<lb/> lebendiger Menſch.</p><lb/> <p>Und dieſe kuͤnſtlich ineinander gefuͤgten Glieder<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [272/0276]
wiederholte, ausdruͤckliche Erklaͤrung abgelegt hatte,
er ſei unwiderruflich feſt entſchloſſen, das Gewerbe
eines Puppenſpielers nicht weiter fort zu ſetzen.
„Ein Anderer ſoll ſie nicht haben!“ murmelte
der Greis und arbeitete mit groͤßerem Eifer an der
Vernichtung ſeiner Lieblinge, der Marionetten, und
ſeines Stolzes: der Maſchinerien, als er jemals
Eifer und Fleiß auf deren Konſtruktion gewendet
haben konnte. Nur mit dem Unterſchiede, daß Stun-
den hinreichten, zu zerſtoͤren, was lange Jahre muͤh-
ſam geſchaffen.
Merkwuͤrdig und zugleich erſchuͤtternd fuͤr den
Zuſchauer wurde der Kampf, den der alte, halbwirrte
Mechaniker mit ſeinem Liebling, ſeinem Schooskinde,
ſeinem verzogenen, uͤbermuͤthigen Kaſperle einging.
Nicht allein in meiſterhafter Durchfuͤhrung des vor-
trefflich gehaltenen komiſchen Charakters hatte ſich
des Meiſters Vorliebe fuͤr dieſe Figur immer kund
gegeben. Auch der Bau der Figur ſelbſt war ungleich
kunſtreicher, komplizirter, wie alle uͤbrigen. Die
Puppe Kasperl, lenkſam, gewand und kraͤftig,
bewegte ſich, von ihrem Schoͤpfer geleitet, wie ein
lebendiger Menſch.
Und dieſe kuͤnſtlich ineinander gefuͤgten Glieder
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