mir günstige Erfolge. Die guten Pflegeeltern statte- ten mich gehörig aus, mit Allem, was mir nöthig war und entließen mich, als selbstständige Künstlerin.
Du wirst mir das Bekenntniß meiner Jrrthümer im Einzelnen erlassen. Es kann Dir keine Freude machen, die Anklagen Deiner strafbaren Mutter, von ihrer eigenen Hand niedergeschrieben, zu lesen. Erlaube mir also über diese Jahre meines sogenann- ten Glückes flüchtig andeutend hinzugleiten. Nur was für Dich von Wichtigkeit ist, weil es sich auf meine Empfindungen für Dich bezieht, werd' ich noch umständlich enthüllen, ohne Schonung gegen mich.
Von den Verhältnissen, die ich dem Leichtsinn, der im Kulissentreiben vorherrscht, angemessen mit jungen Männern knüpfte, um sie bei Anknüpfung eines neuen Engagements gedankenlos wieder aufzu- geben, nenne ich nur eines; theils, weil dieses in sei- nen Folgen bis an das Ende meiner Laufbahn nach- wirkte; theils, weil es in unmittelbarer Beziehung auf Dich, mein Sohn, steht. Ein Musiker, der sich den Namen Carino beigelegt, der jedoch eben so wenig seine deutsche Herkunft verleugnete, als "Sig- nora Antonia" die ihre vor ihm geheim halten wollte,
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mir guͤnſtige Erfolge. Die guten Pflegeeltern ſtatte- ten mich gehoͤrig aus, mit Allem, was mir noͤthig war und entließen mich, als ſelbſtſtaͤndige Kuͤnſtlerin.
Du wirſt mir das Bekenntniß meiner Jrrthuͤmer im Einzelnen erlaſſen. Es kann Dir keine Freude machen, die Anklagen Deiner ſtrafbaren Mutter, von ihrer eigenen Hand niedergeſchrieben, zu leſen. Erlaube mir alſo uͤber dieſe Jahre meines ſogenann- ten Gluͤckes fluͤchtig andeutend hinzugleiten. Nur was fuͤr Dich von Wichtigkeit iſt, weil es ſich auf meine Empfindungen fuͤr Dich bezieht, werd’ ich noch umſtaͤndlich enthuͤllen, ohne Schonung gegen mich.
Von den Verhaͤltniſſen, die ich dem Leichtſinn, der im Kuliſſentreiben vorherrſcht, angemeſſen mit jungen Maͤnnern knuͤpfte, um ſie bei Anknuͤpfung eines neuen Engagements gedankenlos wieder aufzu- geben, nenne ich nur eines; theils, weil dieſes in ſei- nen Folgen bis an das Ende meiner Laufbahn nach- wirkte; theils, weil es in unmittelbarer Beziehung auf Dich, mein Sohn, ſteht. Ein Muſiker, der ſich den Namen Carino beigelegt, der jedoch eben ſo wenig ſeine deutſche Herkunft verleugnete, als „Sig- nora Antonia“ die ihre vor ihm geheim halten wollte,
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mir guͤnſtige Erfolge. Die guten Pflegeeltern ſtatte-
ten mich gehoͤrig aus, mit Allem, was mir noͤthig
war und entließen mich, als ſelbſtſtaͤndige Kuͤnſtlerin.
Du wirſt mir das Bekenntniß meiner Jrrthuͤmer
im Einzelnen erlaſſen. Es kann Dir keine Freude
machen, die Anklagen Deiner ſtrafbaren Mutter, von
ihrer eigenen Hand niedergeſchrieben, zu leſen.
Erlaube mir alſo uͤber dieſe Jahre meines ſogenann-
ten Gluͤckes fluͤchtig andeutend hinzugleiten. Nur
was fuͤr Dich von Wichtigkeit iſt, weil es ſich auf
meine Empfindungen fuͤr Dich bezieht, werd’ ich
noch umſtaͤndlich enthuͤllen, ohne Schonung gegen
mich.
Von den Verhaͤltniſſen, die ich dem Leichtſinn,
der im Kuliſſentreiben vorherrſcht, angemeſſen mit
jungen Maͤnnern knuͤpfte, um ſie bei Anknuͤpfung
eines neuen Engagements gedankenlos wieder aufzu-
geben, nenne ich nur eines; theils, weil dieſes in ſei-
nen Folgen bis an das Ende meiner Laufbahn nach-
wirkte; theils, weil es in unmittelbarer Beziehung
auf Dich, mein Sohn, ſteht. Ein Muſiker, der ſich
den Namen Carino beigelegt, der jedoch eben ſo
wenig ſeine deutſche Herkunft verleugnete, als „Sig-
nora Antonia“ die ihre vor ihm geheim halten wollte,
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/263>, abgerufen am 17.02.2025.
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