Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.einem wilden Thiere ähnlich, wüthend in ihr Antlitz Während ich noch stand, kam ein kleiner, freund- Er faßte meine Hand und ich ließ mich ohne einem wilden Thiere aͤhnlich, wuͤthend in ihr Antlitz Waͤhrend ich noch ſtand, kam ein kleiner, freund- Er faßte meine Hand und ich ließ mich ohne <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0241" n="237"/> einem wilden Thiere aͤhnlich, wuͤthend in ihr Antlitz<lb/> mich zu ſtuͤrzen, und ihr die Augen auszureißen, die<lb/> meinem Verderben geleuchtet! — Oder, um ihre Kniee<lb/> zu umfaſſen, mich im Staube vor ihr zu winden??<lb/> Faſt galt beides mir gleich, wenn ich ſie nur ſah!</p><lb/> <p>Waͤhrend ich noch ſtand, kam ein kleiner, freund-<lb/> licher Mann auf mich zu, ging einigemale um mich<lb/> herum und fluͤſterte mir dann zu: Sie ſind’s ja doch,<lb/> Mamſellchen, die ich ſuche; der Herr Haushofmeiſter<lb/> ſchickt mich, daß ich nach Jhnen ſehen ſoll und Sie<lb/> in mein Haͤuschen fuͤhren; wir kriegen noch ſchlecht<lb/> Wetter auf die Nacht. Jch bin der Gaͤrtner.</p><lb/> <p>Er faßte meine Hand und ich ließ mich ohne<lb/> Widerſtand von ihm nach ſeiner Wohnung fuͤhren,<lb/> wo eine kleine Frau, noch viel kleiner als er, uns<lb/> empfing und auf ein leiſe geſprochenes Wort von ihm<lb/> mir ſogleich ein Kaͤmmerchen neben ihrem niedern,<lb/> von altem Geraͤthe uͤberfuͤllten Wohnſtuͤbchen anwies.<lb/> Es wurde mir ein Lager zurecht gemacht, ſie brachten<lb/> mir eine warme Weinſuppe, und nachdem die kleine<lb/> Frau mich auch mit Waͤſche verſehen, zog ſie ſich<lb/> eiligſt zuruͤck in ihr Gemach, wo ich ſie mit ihrem<lb/> Manne lange noch eintoͤnig plaudern und murmeln<lb/> hoͤrte. Aus dem mir angewieſenen Kaͤmmerchen fuͤhrte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [237/0241]
einem wilden Thiere aͤhnlich, wuͤthend in ihr Antlitz
mich zu ſtuͤrzen, und ihr die Augen auszureißen, die
meinem Verderben geleuchtet! — Oder, um ihre Kniee
zu umfaſſen, mich im Staube vor ihr zu winden??
Faſt galt beides mir gleich, wenn ich ſie nur ſah!
Waͤhrend ich noch ſtand, kam ein kleiner, freund-
licher Mann auf mich zu, ging einigemale um mich
herum und fluͤſterte mir dann zu: Sie ſind’s ja doch,
Mamſellchen, die ich ſuche; der Herr Haushofmeiſter
ſchickt mich, daß ich nach Jhnen ſehen ſoll und Sie
in mein Haͤuschen fuͤhren; wir kriegen noch ſchlecht
Wetter auf die Nacht. Jch bin der Gaͤrtner.
Er faßte meine Hand und ich ließ mich ohne
Widerſtand von ihm nach ſeiner Wohnung fuͤhren,
wo eine kleine Frau, noch viel kleiner als er, uns
empfing und auf ein leiſe geſprochenes Wort von ihm
mir ſogleich ein Kaͤmmerchen neben ihrem niedern,
von altem Geraͤthe uͤberfuͤllten Wohnſtuͤbchen anwies.
Es wurde mir ein Lager zurecht gemacht, ſie brachten
mir eine warme Weinſuppe, und nachdem die kleine
Frau mich auch mit Waͤſche verſehen, zog ſie ſich
eiligſt zuruͤck in ihr Gemach, wo ich ſie mit ihrem
Manne lange noch eintoͤnig plaudern und murmeln
hoͤrte. Aus dem mir angewieſenen Kaͤmmerchen fuͤhrte
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