Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Aber wenn er mich nach meiner Heimath zurück-
weiset?

"Nun, was verlangen Sie mehr? Ou peut on
etre mieux, qu'au sein de sa famille?"

Ach, Herr Kommissair, ich habe keine Familie und
keine Heimath.

"Armer Junge! Nur Muth; gehen Sie dreist,
wohin die Adresse dieses Briefes Sie weiset. Er
kommt von mächtiger Hand. Mehr darf ich nicht
sagen. Vielleicht verschafft er Jhnen Erlaubniß, den
Weg einzuschlagen, auf welchem Sie eine Heimath
suchen können."

Sie sind unterrichtet, mein gütiger Herr? Sie
sind --

"Jch bin -- von der Polizei. Damit Basta. Und
dies Schreiben ist, .... o junger Freund, Sie thaten
sehr wohl, die Protektion frommer Schwestern bei
frommen Personen zu gewinnen. Ohne diese möcht'
ich für nichts stehen. Jetzt Finger auf den Mund, --
und glückliche Reise!"



Anton konnte nicht sogleich in sein Kämmerchen
heimkehren. Er fühlte das Bedürfniß, erst noch in

Aber wenn er mich nach meiner Heimath zuruͤck-
weiſet?

„Nun, was verlangen Sie mehr? Ou peut on
être mieux, qu’au sein de sa famille?“

Ach, Herr Kommiſſair, ich habe keine Familie und
keine Heimath.

„Armer Junge! Nur Muth; gehen Sie dreiſt,
wohin die Adreſſe dieſes Briefes Sie weiſet. Er
kommt von maͤchtiger Hand. Mehr darf ich nicht
ſagen. Vielleicht verſchafft er Jhnen Erlaubniß, den
Weg einzuſchlagen, auf welchem Sie eine Heimath
ſuchen koͤnnen.“

Sie ſind unterrichtet, mein guͤtiger Herr? Sie
ſind —

„Jch bin — von der Polizei. Damit Baſta. Und
dies Schreiben iſt, .... o junger Freund, Sie thaten
ſehr wohl, die Protektion frommer Schweſtern bei
frommen Perſonen zu gewinnen. Ohne dieſe moͤcht’
ich fuͤr nichts ſtehen. Jetzt Finger auf den Mund, —
und gluͤckliche Reiſe!“



Anton konnte nicht ſogleich in ſein Kaͤmmerchen
heimkehren. Er fuͤhlte das Beduͤrfniß, erſt noch in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0024" n="20"/>
        <p>Aber wenn er mich nach meiner Heimath zuru&#x0364;ck-<lb/>
wei&#x017F;et?</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nun, was verlangen Sie mehr? <hi rendition="#aq">Ou peut on<lb/>
être mieux, qu&#x2019;au sein de sa famille?&#x201C;</hi></p><lb/>
        <p>Ach, Herr Kommi&#x017F;&#x017F;air, ich habe keine Familie und<lb/>
keine Heimath.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Armer Junge! Nur Muth; gehen Sie drei&#x017F;t,<lb/>
wohin die Adre&#x017F;&#x017F;e die&#x017F;es Briefes Sie wei&#x017F;et. Er<lb/>
kommt von ma&#x0364;chtiger Hand. Mehr darf ich nicht<lb/>
&#x017F;agen. Vielleicht ver&#x017F;chafft er Jhnen Erlaubniß, den<lb/>
Weg einzu&#x017F;chlagen, auf welchem Sie eine Heimath<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;uchen</hi> ko&#x0364;nnen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Sie &#x017F;ind unterrichtet, mein gu&#x0364;tiger Herr? Sie<lb/>
&#x017F;ind &#x2014;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Jch bin &#x2014; von der Polizei. Damit Ba&#x017F;ta. Und<lb/>
dies Schreiben i&#x017F;t, .... o junger Freund, Sie thaten<lb/>
&#x017F;ehr wohl, die Protektion frommer Schwe&#x017F;tern bei<lb/>
frommen Per&#x017F;onen zu gewinnen. Ohne die&#x017F;e mo&#x0364;cht&#x2019;<lb/>
ich fu&#x0364;r nichts &#x017F;tehen. Jetzt Finger auf den Mund, &#x2014;<lb/>
und glu&#x0364;ckliche Rei&#x017F;e!&#x201C;</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Anton konnte nicht &#x017F;ogleich in &#x017F;ein Ka&#x0364;mmerchen<lb/>
heimkehren. Er fu&#x0364;hlte das Bedu&#x0364;rfniß, er&#x017F;t noch in<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0024] Aber wenn er mich nach meiner Heimath zuruͤck- weiſet? „Nun, was verlangen Sie mehr? Ou peut on être mieux, qu’au sein de sa famille?“ Ach, Herr Kommiſſair, ich habe keine Familie und keine Heimath. „Armer Junge! Nur Muth; gehen Sie dreiſt, wohin die Adreſſe dieſes Briefes Sie weiſet. Er kommt von maͤchtiger Hand. Mehr darf ich nicht ſagen. Vielleicht verſchafft er Jhnen Erlaubniß, den Weg einzuſchlagen, auf welchem Sie eine Heimath ſuchen koͤnnen.“ Sie ſind unterrichtet, mein guͤtiger Herr? Sie ſind — „Jch bin — von der Polizei. Damit Baſta. Und dies Schreiben iſt, .... o junger Freund, Sie thaten ſehr wohl, die Protektion frommer Schweſtern bei frommen Perſonen zu gewinnen. Ohne dieſe moͤcht’ ich fuͤr nichts ſtehen. Jetzt Finger auf den Mund, — und gluͤckliche Reiſe!“ Anton konnte nicht ſogleich in ſein Kaͤmmerchen heimkehren. Er fuͤhlte das Beduͤrfniß, erſt noch in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/24
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/24>, abgerufen am 02.05.2024.