endlich das ganze Stück mit Bleifedern während der Aufführung auf Papier gebracht, und Einer -- Horn glaub' ich war sein Name, hat's gar drucken lassen. Das nenn' ich gestohlen. Uebrigens hat auch ein gewisser Göthe einen Faust gemacht, aber das ist dummes Zeug: reim' Dich, oder ich freß' Dich; lau- ter unverständlicher Bombast; und nicht einmal der Kasperle kommt in selbigem Göthe vor. Der ist aber da am allernöthigsten; denn wann ich keinen Kasperl nicht hab', wer soll mir dann die Teufel necken, ihnen Sessel und Tisch in's Gesicht schleudern, sie auf die Schwänz' treten, wenn er's nicht thut? Das sind meine allerschönste Scenen! Aber was ich sagen wollt' wegen Jhnen, Herr Hahn, seh'n Sie, das müssen wir uns reiflich überlegen. Hinter meine Gardinen, i[n] mein kleines Laboratorium, darf kein Fremder einen Blick thun; das ist wider unsere Zunftgesetze. Wollen Sie sich ganz und gar zum Puppenspieler machen; wollen Sie einen Eid ablegen, sich in alle Regeln zu fügen, -- na, wir werden sehen. Einen Sohn hab' ich nicht .... wie gesagt, wir werden sehen. Morgen reden wir mehr davon; heute schauen Sie wieder zu ... und Du, Nettel, mach' Dich zurecht und geh' an die Kasse, es ist Zeit, daß wir uns richten!" --
endlich das ganze Stuͤck mit Bleifedern waͤhrend der Auffuͤhrung auf Papier gebracht, und Einer — Horn glaub’ ich war ſein Name, hat’s gar drucken laſſen. Das nenn’ ich geſtohlen. Uebrigens hat auch ein gewiſſer Goͤthe einen Fauſt gemacht, aber das iſt dummes Zeug: reim’ Dich, oder ich freß’ Dich; lau- ter unverſtaͤndlicher Bombaſt; und nicht einmal der Kasperle kommt in ſelbigem Goͤthe vor. Der iſt aber da am allernoͤthigſten; denn wann ich keinen Kasperl nicht hab’, wer ſoll mir dann die Teufel necken, ihnen Seſſel und Tiſch in’s Geſicht ſchleudern, ſie auf die Schwaͤnz’ treten, wenn er’s nicht thut? Das ſind meine allerſchoͤnſte Scenen! Aber was ich ſagen wollt’ wegen Jhnen, Herr Hahn, ſeh’n Sie, das muͤſſen wir uns reiflich uͤberlegen. Hinter meine Gardinen, i[n] mein kleines Laboratorium, darf kein Fremder einen Blick thun; das iſt wider unſere Zunftgeſetze. Wollen Sie ſich ganz und gar zum Puppenſpieler machen; wollen Sie einen Eid ablegen, ſich in alle Regeln zu fuͤgen, — na, wir werden ſehen. Einen Sohn hab’ ich nicht .... wie geſagt, wir werden ſehen. Morgen reden wir mehr davon; heute ſchauen Sie wieder zu ... und Du, Nettel, mach’ Dich zurecht und geh’ an die Kaſſe, es iſt Zeit, daß wir uns richten!“ —
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endlich das ganze Stuͤck mit Bleifedern waͤhrend der
Auffuͤhrung auf Papier gebracht, und Einer — Horn
glaub’ ich war ſein Name, hat’s gar drucken laſſen.
Das nenn’ ich geſtohlen. Uebrigens hat auch ein
gewiſſer Goͤthe einen Fauſt gemacht, aber das iſt
dummes Zeug: reim’ Dich, oder ich freß’ Dich; lau-
ter unverſtaͤndlicher Bombaſt; und nicht einmal der
Kasperle kommt in ſelbigem Goͤthe vor. Der iſt aber
da am allernoͤthigſten; denn wann ich keinen Kasperl
nicht hab’, wer ſoll mir dann die Teufel necken, ihnen
Seſſel und Tiſch in’s Geſicht ſchleudern, ſie auf die
Schwaͤnz’ treten, wenn er’s nicht thut? Das ſind
meine allerſchoͤnſte Scenen! Aber was ich ſagen wollt’
wegen Jhnen, Herr Hahn, ſeh’n Sie, das muͤſſen
wir uns reiflich uͤberlegen. Hinter meine Gardinen,
in mein kleines Laboratorium, darf kein Fremder einen
Blick thun; das iſt wider unſere Zunftgeſetze. Wollen
Sie ſich ganz und gar zum Puppenſpieler machen;
wollen Sie einen Eid ablegen, ſich in alle Regeln zu
fuͤgen, — na, wir werden ſehen. Einen Sohn hab’
ich nicht .... wie geſagt, wir werden ſehen. Morgen
reden wir mehr davon; heute ſchauen Sie wieder
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/186>, abgerufen am 24.11.2024.
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