nach und nach durch die heisere, umschleierte, vielleicht eben deshalb so tief in sein Herz dringende Stimme der kranken Frau für sie gewonnen. Jene Wehmuth, die ihn gestern Abend berührt, da sie im Namen der figurirenden Puppen geredet, stellte sich jetzt wieder bei ihm ein, wo sie in ihrem eigenen Namen zu ihm sprach. Er bot sich freundlich dar zu der gewünschten Aushülfe und erklärte sich bereit, einige Rollen zu übernehmen, möchten es nun belagerte Jsraeliten, möchten es Kriegeshelden sein, aus der Truppe des Holofernes, so man seinem geringen Darstellungs- talente anvertrauen wolle.
Die Frau lächelte ihn durch Thränen an.
"Deuten Sie auf einen Scherz, den Sie sich heute mit sich -- und mit uns machen wollen? Oder verbirgt sich hinter Jhrem Anerbieten eine Absicht für die Zukunft? Sie müssen diese letztere Frage nicht übel nehmen; weiß ich doch sogar nicht, wen ich die Ehre habe, bei mir zu sehen und in wie fern Jhre Verhältnisse diese meine unbescheidene Auslegung Jhres vielleicht unüberlegten Anerbietnes gestatten? Wär' es möglich, daß Sie --"
Hier stockte ihre Stimme, von Thränen bedrängt. Zugleich strahlte ihr abgemagertes, in Gram und Leid
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nach und nach durch die heiſere, umſchleierte, vielleicht eben deshalb ſo tief in ſein Herz dringende Stimme der kranken Frau fuͤr ſie gewonnen. Jene Wehmuth, die ihn geſtern Abend beruͤhrt, da ſie im Namen der figurirenden Puppen geredet, ſtellte ſich jetzt wieder bei ihm ein, wo ſie in ihrem eigenen Namen zu ihm ſprach. Er bot ſich freundlich dar zu der gewuͤnſchten Aushuͤlfe und erklaͤrte ſich bereit, einige Rollen zu uͤbernehmen, moͤchten es nun belagerte Jſraeliten, moͤchten es Kriegeshelden ſein, aus der Truppe des Holofernes, ſo man ſeinem geringen Darſtellungs- talente anvertrauen wolle.
Die Frau laͤchelte ihn durch Thraͤnen an.
„Deuten Sie auf einen Scherz, den Sie ſich heute mit ſich — und mit uns machen wollen? Oder verbirgt ſich hinter Jhrem Anerbieten eine Abſicht fuͤr die Zukunft? Sie muͤſſen dieſe letztere Frage nicht uͤbel nehmen; weiß ich doch ſogar nicht, wen ich die Ehre habe, bei mir zu ſehen und in wie fern Jhre Verhaͤltniſſe dieſe meine unbeſcheidene Auslegung Jhres vielleicht unuͤberlegten Anerbietnes geſtatten? Waͤr’ es moͤglich, daß Sie —“
Hier ſtockte ihre Stimme, von Thraͤnen bedraͤngt. Zugleich ſtrahlte ihr abgemagertes, in Gram und Leid
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nach und nach durch die heiſere, umſchleierte, vielleicht
eben deshalb ſo tief in ſein Herz dringende Stimme
der kranken Frau fuͤr ſie gewonnen. Jene Wehmuth,
die ihn geſtern Abend beruͤhrt, da ſie im Namen der
figurirenden Puppen geredet, ſtellte ſich jetzt wieder
bei ihm ein, wo ſie in ihrem eigenen Namen zu ihm
ſprach. Er bot ſich freundlich dar zu der gewuͤnſchten
Aushuͤlfe und erklaͤrte ſich bereit, einige Rollen zu
uͤbernehmen, moͤchten es nun belagerte Jſraeliten,
moͤchten es Kriegeshelden ſein, aus der Truppe des
Holofernes, ſo man ſeinem geringen Darſtellungs-
talente anvertrauen wolle.
Die Frau laͤchelte ihn durch Thraͤnen an.
„Deuten Sie auf einen Scherz, den Sie ſich
heute mit ſich — und mit uns machen wollen? Oder
verbirgt ſich hinter Jhrem Anerbieten eine Abſicht fuͤr
die Zukunft? Sie muͤſſen dieſe letztere Frage nicht
uͤbel nehmen; weiß ich doch ſogar nicht, wen ich die
Ehre habe, bei mir zu ſehen und in wie fern Jhre
Verhaͤltniſſe dieſe meine unbeſcheidene Auslegung
Jhres vielleicht unuͤberlegten Anerbietnes geſtatten?
Waͤr’ es moͤglich, daß Sie —“
Hier ſtockte ihre Stimme, von Thraͤnen bedraͤngt.
Zugleich ſtrahlte ihr abgemagertes, in Gram und Leid
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/183>, abgerufen am 05.07.2024.
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