dere Stunden zeigen möge, als unsere Tanzstunden Jhnen gegeben."
Mit dieser furchtsam-gestotterten Anrede übergab sie ihm das Päckchen und zog sich eiligst zurück.
Anton vermochte gar nichts zu erwiedern, ver- beugte sich stumm, verließ das Haus, welches jemals wieder zu betreten er keine Aussicht hatte, rannte nach seinem Stübchen, schob die hübsche Uhr gleichgültig fort und prüfte nur die, in ein zweites Papier gehüllte, seidene Schnur, die kunstreich geschlungen, ohne Zwei- fel von den zarten Fingern einer dieser Schülerinnen herrührte.
"Wenn ich wüßte, ob Hedwig -- --?"
Er ergriff noch einmal das Blatt. An der äußer- sten Ecke desselben, kaum lesbar, in kleinsten Schrift- zügen, stand ein H...
Anton küßte das Blatt, legte es in seine Brief- tasche, hing die Schnur um seinen Hals, steckte die Uhr, daran befestiget, in die Westentasche, ging einige- male heftig auf und ab und sagte dann: Jetzt ist es Zeit, aufzubrechen und diese Stadt zu verlassen.
dere Stunden zeigen moͤge, als unſere Tanzſtunden Jhnen gegeben.“
Mit dieſer furchtſam-geſtotterten Anrede uͤbergab ſie ihm das Paͤckchen und zog ſich eiligſt zuruͤck.
Anton vermochte gar nichts zu erwiedern, ver- beugte ſich ſtumm, verließ das Haus, welches jemals wieder zu betreten er keine Ausſicht hatte, rannte nach ſeinem Stuͤbchen, ſchob die huͤbſche Uhr gleichgültig fort und pruͤfte nur die, in ein zweites Papier gehuͤllte, ſeidene Schnur, die kunſtreich geſchlungen, ohne Zwei- fel von den zarten Fingern einer dieſer Schuͤlerinnen herruͤhrte.
„Wenn ich wuͤßte, ob Hedwig — —?“
Er ergriff noch einmal das Blatt. An der aͤußer- ſten Ecke deſſelben, kaum lesbar, in kleinſten Schrift- zuͤgen, ſtand ein H...
Anton kuͤßte das Blatt, legte es in ſeine Brief- taſche, hing die Schnur um ſeinen Hals, ſteckte die Uhr, daran befeſtiget, in die Weſtentaſche, ging einige- male heftig auf und ab und ſagte dann: Jetzt iſt es Zeit, aufzubrechen und dieſe Stadt zu verlaſſen.
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dere Stunden zeigen moͤge, als unſere Tanzſtunden
Jhnen gegeben.“
Mit dieſer furchtſam-geſtotterten Anrede uͤbergab
ſie ihm das Paͤckchen und zog ſich eiligſt zuruͤck.
Anton vermochte gar nichts zu erwiedern, ver-
beugte ſich ſtumm, verließ das Haus, welches jemals
wieder zu betreten er keine Ausſicht hatte, rannte nach
ſeinem Stuͤbchen, ſchob die huͤbſche Uhr gleichgültig
fort und pruͤfte nur die, in ein zweites Papier gehuͤllte,
ſeidene Schnur, die kunſtreich geſchlungen, ohne Zwei-
fel von den zarten Fingern einer dieſer Schuͤlerinnen
herruͤhrte.
„Wenn ich wuͤßte, ob Hedwig — —?“
Er ergriff noch einmal das Blatt. An der aͤußer-
ſten Ecke deſſelben, kaum lesbar, in kleinſten Schrift-
zuͤgen, ſtand ein H...
Anton kuͤßte das Blatt, legte es in ſeine Brief-
taſche, hing die Schnur um ſeinen Hals, ſteckte die
Uhr, daran befeſtiget, in die Weſtentaſche, ging einige-
male heftig auf und ab und ſagte dann: Jetzt iſt es
Zeit, aufzubrechen und dieſe Stadt zu verlaſſen.
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/157>, abgerufen am 05.07.2024.
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