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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

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gefallenes Milliönchen auf dieser Fußreise in Thaler
zu übersetzen! Um sicher zu gehen, behandelte man
ihn mit Auszeichnung; doch als weder Thaler noch
Dollars zum Vorschein kamen, schlug sich die Mehr-
zahl der Beobachter auf die Seite des Wahnsinns
und gab das Kind der Liebe und der amerikanischen
Millionen auf.

Um so viel leichter wanderte unser Held von
dannen.

Er gelangte, einen Rückschritt machend, nach E.,
woselbst er, unter jeder Bedingung, ein Unterkom-
men suchen wollte. Nöthigenfalls war er entschlos-
sen, in ein dort liegendes Regiment als gemeiner
Soldat einzutreten, wohl bekannt mit den Aussich-
ten, die einem solchen im Frieden blühen konnten,
zog er die langweilige Einförmigkeit des Garnison-
dienstes endlich doch der Heimkehr nach Liebenau bei
Weitem vor. Er sah sich bereits, einen Liebling sei-
nes Hauptmanns, zum Unteroffizier befördert und
gefiel sich gar nicht übel, wenn er zur Parole ging
und aus allen Fenstern die schönen Töchter des Lan-
des nach ihm blickten. Mitten in diese bescheidenen
Träume hinein sprengte freilich das längst verblichene,
nun wieder auflebende Bild des Kunstreiters Antoine

gefallenes Millioͤnchen auf dieſer Fußreiſe in Thaler
zu uͤberſetzen! Um ſicher zu gehen, behandelte man
ihn mit Auszeichnung; doch als weder Thaler noch
Dollars zum Vorſchein kamen, ſchlug ſich die Mehr-
zahl der Beobachter auf die Seite des Wahnſinns
und gab das Kind der Liebe und der amerikaniſchen
Millionen auf.

Um ſo viel leichter wanderte unſer Held von
dannen.

Er gelangte, einen Ruͤckſchritt machend, nach E.,
woſelbſt er, unter jeder Bedingung, ein Unterkom-
men ſuchen wollte. Noͤthigenfalls war er entſchloſ-
ſen, in ein dort liegendes Regiment als gemeiner
Soldat einzutreten, wohl bekannt mit den Ausſich-
ten, die einem ſolchen im Frieden bluͤhen konnten,
zog er die langweilige Einfoͤrmigkeit des Garniſon-
dienſtes endlich doch der Heimkehr nach Liebenau bei
Weitem vor. Er ſah ſich bereits, einen Liebling ſei-
nes Hauptmanns, zum Unteroffizier befoͤrdert und
gefiel ſich gar nicht uͤbel, wenn er zur Parole ging
und aus allen Fenſtern die ſchoͤnen Toͤchter des Lan-
des nach ihm blickten. Mitten in dieſe beſcheidenen
Traͤume hinein ſprengte freilich das laͤngſt verblichene,
nun wieder auflebende Bild des Kunſtreiters Antoine

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[144/0148] gefallenes Millioͤnchen auf dieſer Fußreiſe in Thaler zu uͤberſetzen! Um ſicher zu gehen, behandelte man ihn mit Auszeichnung; doch als weder Thaler noch Dollars zum Vorſchein kamen, ſchlug ſich die Mehr- zahl der Beobachter auf die Seite des Wahnſinns und gab das Kind der Liebe und der amerikaniſchen Millionen auf. Um ſo viel leichter wanderte unſer Held von dannen. Er gelangte, einen Ruͤckſchritt machend, nach E., woſelbſt er, unter jeder Bedingung, ein Unterkom- men ſuchen wollte. Noͤthigenfalls war er entſchloſ- ſen, in ein dort liegendes Regiment als gemeiner Soldat einzutreten, wohl bekannt mit den Ausſich- ten, die einem ſolchen im Frieden bluͤhen konnten, zog er die langweilige Einfoͤrmigkeit des Garniſon- dienſtes endlich doch der Heimkehr nach Liebenau bei Weitem vor. Er ſah ſich bereits, einen Liebling ſei- nes Hauptmanns, zum Unteroffizier befoͤrdert und gefiel ſich gar nicht uͤbel, wenn er zur Parole ging und aus allen Fenſtern die ſchoͤnen Toͤchter des Lan- des nach ihm blickten. Mitten in dieſe beſcheidenen Traͤume hinein ſprengte freilich das laͤngſt verblichene, nun wieder auflebende Bild des Kunſtreiters Antoine

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/148>, abgerufen am 24.11.2024.