Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.verlassen, darf mich wirklich rühmen, einen Lebens- "Wau wau!" machte jetzt im anstoßenden verlaſſen, darf mich wirklich ruͤhmen, einen Lebens- „Wau wau!“ machte jetzt im anſtoßenden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0142" n="138"/> verlaſſen, darf mich wirklich ruͤhmen, einen Lebens-<lb/> wandel gefuͤhrt zu haben, und obenein nach gewoͤhn-<lb/> lichen Begriffen, einen ſchlechten. Aber wenn ich mich<lb/> ehrlich frage, ob ich ſchlecht dabei geworden bin, darf<lb/> ich eben ſo ehrlich antworten: noch nicht! Doch will<lb/> ich auch nicht ableugnen, daß es die hoͤchſte Zeit waͤre,<lb/> dem Dinge ein Ende zu machen; ſonſt ſteh’ ich fuͤr<lb/> nichts. Mir iſt um’s Herz, als waͤre nun der Wende-<lb/> punkt erreicht: nur noch ein Jahr bis zur Volljaͤh-<lb/> rigkeit!? Dann ſoll der ganze Mann da ſtehen! <hi rendition="#g">Ach,</hi><lb/> und ich komme mir ſo oft noch wie ein Junge vor!<lb/> Und wenn ich an Adelheid denke, wie ein recht dum-<lb/> mer Junge!</p><lb/> <p>„Wau wau!“ machte jetzt im anſtoßenden<lb/> Nebenzimmer eine derbe Hundeſtimme, wie wenn ſie<lb/> den dummen Jungen beſtaͤtigen wollte. Dann folg-<lb/> ten weibliche Schmeicheltoͤne, die wieder mit allerlei<lb/> Drohworten abwechſelten; hernach lies eine heiſere<lb/> Maͤnnerſtimme ſich vernehmen, die abſcheuliche<lb/> Schmaͤhungen gegen Gott und Menſchen ausſtieß;<lb/> dazwiſchen erklang die Weiberſtimme, zornig, im<lb/> hoͤchſten Affekt, und rief: „Pack’ ihn, greif’ ihn,<lb/> mein Thierchen; ſo ſchoͤn! An der Bruſt! Beſſer!<lb/> Schuͤttle ihn! Wirf ihn zu Boden, den niedertraͤchti-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [138/0142]
verlaſſen, darf mich wirklich ruͤhmen, einen Lebens-
wandel gefuͤhrt zu haben, und obenein nach gewoͤhn-
lichen Begriffen, einen ſchlechten. Aber wenn ich mich
ehrlich frage, ob ich ſchlecht dabei geworden bin, darf
ich eben ſo ehrlich antworten: noch nicht! Doch will
ich auch nicht ableugnen, daß es die hoͤchſte Zeit waͤre,
dem Dinge ein Ende zu machen; ſonſt ſteh’ ich fuͤr
nichts. Mir iſt um’s Herz, als waͤre nun der Wende-
punkt erreicht: nur noch ein Jahr bis zur Volljaͤh-
rigkeit!? Dann ſoll der ganze Mann da ſtehen! Ach,
und ich komme mir ſo oft noch wie ein Junge vor!
Und wenn ich an Adelheid denke, wie ein recht dum-
mer Junge!
„Wau wau!“ machte jetzt im anſtoßenden
Nebenzimmer eine derbe Hundeſtimme, wie wenn ſie
den dummen Jungen beſtaͤtigen wollte. Dann folg-
ten weibliche Schmeicheltoͤne, die wieder mit allerlei
Drohworten abwechſelten; hernach lies eine heiſere
Maͤnnerſtimme ſich vernehmen, die abſcheuliche
Schmaͤhungen gegen Gott und Menſchen ausſtieß;
dazwiſchen erklang die Weiberſtimme, zornig, im
hoͤchſten Affekt, und rief: „Pack’ ihn, greif’ ihn,
mein Thierchen; ſo ſchoͤn! An der Bruſt! Beſſer!
Schuͤttle ihn! Wirf ihn zu Boden, den niedertraͤchti-
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