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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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und Laura wie Ottilie verschwammen in leere Luft,
-- bis endlich Adele ihn ernst und traurig ansah.

Sie ist dieses Treibens auch überdrüßig, fuhr er
in seinen Betrachtungen fort: sie erkennt auch die
Nichtigkeit ihrer Bestrebungen. Und doch ist sie nur
ein Frauenzimmer, bei der es ziemlich auf Eins her-
auskommt, ob sie Strümpfe strickt und Kinder wiegt,
oder ob sie auf munterm Pferde ihr Amazonen-
Dasein fristet. Aber ich bin ein Mann; ich trage
Fähigkeiten in mir; hege das Bedürfniß mich weiter
fortzubilden, zu lernen. -- Und bei alle dem werd'
ich es in dieser brodlosen Kunst niemals so weit brin-
gen, ihr nur die Schuhriemen aufzulösen; ihr, die an
sich selbst verachtet, was die Andern ihr "schönes
Talent" nennen! Ueberhaupt ist es nicht unwürdig,
den müßigen Leuten, die uns wie ihre Narren betrach-
ten, Künste vorzumachen, um ihren Beifall zu buh-
len, und seine Knochen für sie zu Markte zu tragen?
Sie nehmen nicht einmal Antheil an uns, wenn Einer
von uns den Hals bräche, vor ihren Augen würden
sie obenein noch sagen: es geschieht ihm Recht, wer
heißt ihn solche unnütze Thorheiten treiben? -- Ja,
wenn man dagegen die Schauspieler und ihre Kunst
betrachtet, das ist ein ander Ding! Ein solches Thea-

und Laura wie Ottilie verſchwammen in leere Luft,
— bis endlich Adele ihn ernſt und traurig anſah.

Sie iſt dieſes Treibens auch uͤberdruͤßig, fuhr er
in ſeinen Betrachtungen fort: ſie erkennt auch die
Nichtigkeit ihrer Beſtrebungen. Und doch iſt ſie nur
ein Frauenzimmer, bei der es ziemlich auf Eins her-
auskommt, ob ſie Struͤmpfe ſtrickt und Kinder wiegt,
oder ob ſie auf munterm Pferde ihr Amazonen-
Daſein friſtet. Aber ich bin ein Mann; ich trage
Faͤhigkeiten in mir; hege das Beduͤrfniß mich weiter
fortzubilden, zu lernen. — Und bei alle dem werd’
ich es in dieſer brodloſen Kunſt niemals ſo weit brin-
gen, ihr nur die Schuhriemen aufzuloͤſen; ihr, die an
ſich ſelbſt verachtet, was die Andern ihr „ſchoͤnes
Talent“ nennen! Ueberhaupt iſt es nicht unwuͤrdig,
den muͤßigen Leuten, die uns wie ihre Narren betrach-
ten, Kuͤnſte vorzumachen, um ihren Beifall zu buh-
len, und ſeine Knochen fuͤr ſie zu Markte zu tragen?
Sie nehmen nicht einmal Antheil an uns, wenn Einer
von uns den Hals braͤche, vor ihren Augen wuͤrden
ſie obenein noch ſagen: es geſchieht ihm Recht, wer
heißt ihn ſolche unnuͤtze Thorheiten treiben? — Ja,
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[96/0098] und Laura wie Ottilie verſchwammen in leere Luft, — bis endlich Adele ihn ernſt und traurig anſah. Sie iſt dieſes Treibens auch uͤberdruͤßig, fuhr er in ſeinen Betrachtungen fort: ſie erkennt auch die Nichtigkeit ihrer Beſtrebungen. Und doch iſt ſie nur ein Frauenzimmer, bei der es ziemlich auf Eins her- auskommt, ob ſie Struͤmpfe ſtrickt und Kinder wiegt, oder ob ſie auf munterm Pferde ihr Amazonen- Daſein friſtet. Aber ich bin ein Mann; ich trage Faͤhigkeiten in mir; hege das Beduͤrfniß mich weiter fortzubilden, zu lernen. — Und bei alle dem werd’ ich es in dieſer brodloſen Kunſt niemals ſo weit brin- gen, ihr nur die Schuhriemen aufzuloͤſen; ihr, die an ſich ſelbſt verachtet, was die Andern ihr „ſchoͤnes Talent“ nennen! Ueberhaupt iſt es nicht unwuͤrdig, den muͤßigen Leuten, die uns wie ihre Narren betrach- ten, Kuͤnſte vorzumachen, um ihren Beifall zu buh- len, und ſeine Knochen fuͤr ſie zu Markte zu tragen? Sie nehmen nicht einmal Antheil an uns, wenn Einer von uns den Hals braͤche, vor ihren Augen wuͤrden ſie obenein noch ſagen: es geſchieht ihm Recht, wer heißt ihn ſolche unnuͤtze Thorheiten treiben? — Ja, wenn man dagegen die Schauſpieler und ihre Kunſt betrachtet, das iſt ein ander Ding! Ein ſolches Thea-

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/98>, abgerufen am 23.11.2024.