erringen, vielleicht manche neue Sachen erfinden, die noch nicht gesehen wurden; die mich selbst zufrieden stellen auf einige Zeit, weil sie der Menge gefallen! -- Aber dann wiederum entsann er sich, daß ihm die Jartour, als eine in ihrem Metier sehr erfahrene und routinirte Kennerin, allerlei Bedenklichkeiten gegen seine Zukunft als Kunstreiter nicht vorenthalten habe. Sie sind zu spät dazu gekommen, -- hatte sie ihm bei ihren Abendgesprächen, als Krankenwärterin, ge- sagt, -- sie werden immer ein Eleve bleiben, denn die eigentliche Sicherheit, die rücksichtslose Zuversicht mangelt. Daß Sie jetzt Beifall fanden, ist ganz natürlich. Jhre jugendlich-schöne Erscheinung, Jhr angeborener Anstand, Jhr musikalisches Talent, Jhr Muth, -- dies Alles im Vereine überrascht und ent- zückt die Zuschauer. Hat es doch auch uns, die wir vom Handwerk sind, überrascht und entzückt. Aber bei all' dem haben Sie -- mir wenigstens niemals den Eindruck eines wirklichen Artisten gemacht. Sie sind mir immer erschienen, wie ein junger, vornehmer Herr, der aus Kaprize, und mehr zu seinem, als zu des Publikums Vergnügen, diese Exercitien mitmachen will. Jeder von den Jungen, die wir als Lehrlinge bei der Truppe haben, wie er Jhnen an Eleganz und
erringen, vielleicht manche neue Sachen erfinden, die noch nicht geſehen wurden; die mich ſelbſt zufrieden ſtellen auf einige Zeit, weil ſie der Menge gefallen! — Aber dann wiederum entſann er ſich, daß ihm die Jartour, als eine in ihrem Metier ſehr erfahrene und routinirte Kennerin, allerlei Bedenklichkeiten gegen ſeine Zukunft als Kunſtreiter nicht vorenthalten habe. Sie ſind zu ſpaͤt dazu gekommen, — hatte ſie ihm bei ihren Abendgeſpraͤchen, als Krankenwaͤrterin, ge- ſagt, — ſie werden immer ein Eleve bleiben, denn die eigentliche Sicherheit, die ruͤckſichtsloſe Zuverſicht mangelt. Daß Sie jetzt Beifall fanden, iſt ganz natuͤrlich. Jhre jugendlich-ſchoͤne Erſcheinung, Jhr angeborener Anſtand, Jhr muſikaliſches Talent, Jhr Muth, — dies Alles im Vereine uͤberraſcht und ent- zuͤckt die Zuſchauer. Hat es doch auch uns, die wir vom Handwerk ſind, uͤberraſcht und entzuͤckt. Aber bei all’ dem haben Sie — mir wenigſtens niemals den Eindruck eines wirklichen Artiſten gemacht. Sie ſind mir immer erſchienen, wie ein junger, vornehmer Herr, der aus Kaprize, und mehr zu ſeinem, als zu des Publikums Vergnuͤgen, dieſe Exercitien mitmachen will. Jeder von den Jungen, die wir als Lehrlinge bei der Truppe haben, wie er Jhnen an Eleganz und
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erringen, vielleicht manche neue Sachen erfinden, die
noch nicht geſehen wurden; die mich ſelbſt zufrieden
ſtellen auf einige Zeit, weil ſie der Menge gefallen!
— Aber dann wiederum entſann er ſich, daß ihm die
Jartour, als eine in ihrem Metier ſehr erfahrene und
routinirte Kennerin, allerlei Bedenklichkeiten gegen
ſeine Zukunft als Kunſtreiter nicht vorenthalten habe.
Sie ſind zu ſpaͤt dazu gekommen, — hatte ſie ihm
bei ihren Abendgeſpraͤchen, als Krankenwaͤrterin, ge-
ſagt, — ſie werden immer ein Eleve bleiben, denn die
eigentliche Sicherheit, die ruͤckſichtsloſe Zuverſicht
mangelt. Daß Sie jetzt Beifall fanden, iſt ganz
natuͤrlich. Jhre jugendlich-ſchoͤne Erſcheinung, Jhr
angeborener Anſtand, Jhr muſikaliſches Talent, Jhr
Muth, — dies Alles im Vereine uͤberraſcht und ent-
zuͤckt die Zuſchauer. Hat es doch auch uns, die wir
vom Handwerk ſind, uͤberraſcht und entzuͤckt. Aber
bei all’ dem haben Sie — mir wenigſtens niemals
den Eindruck eines wirklichen Artiſten gemacht. Sie
ſind mir immer erſchienen, wie ein junger, vornehmer
Herr, der aus Kaprize, und mehr zu ſeinem, als zu
des Publikums Vergnuͤgen, dieſe Exercitien mitmachen
will. Jeder von den Jungen, die wir als Lehrlinge
bei der Truppe haben, wie er Jhnen an Eleganz und
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/96>, abgerufen am 24.11.2024.
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