Dich unwürdig behandelte, der Dich schlug wie Du behauptest -- (ich begreife das nicht?) -- argwöhnen lassen, er sei Dir noch gefährlich. Und ich will nicht zum Betrüger an einem guten Manne werden, der mir wohlwollend entgegenkam. Zeige jetzt, wie eine Frau von Geist und Bildung ihre Stellung zu behaupten versteht; halte den groben Luftspringer durch kalte Höflichkeit fern und wenn er sich vertrau- liche Anreden erlaubt, so weise ihn mit der Bemerkung zurück, daß er jedes Recht auf Dich längst verscherzt habe.
"Und wenn Du mir Scenen machst? Wenn Du mich mit Eifersucht plagst? Gott, welche Existenz!"
Fürchte nichts. Jch werde Dich nicht plagen. Du sollst mit mir zufrieden sein. So beschloß Anton die Unterhaltung.
Aber Laura war nichts weniger denn zufrieden. Anton's besonnene Kälte mißfiel ihr. Wenn er wenig- stens gedroht hätte, meinen Gemal zu tödten, mur- melte sie, das wäre doch etwas!
Jch habe durchaus nicht darüber klar werden kön- nen, warum Herr Amelot, Laura's Bitten und Schmeicheleien bei'm Direktor entgegen; Adelaidens Einwendungen zum Trotz, -- denn Letztere fürchtete
Dich unwuͤrdig behandelte, der Dich ſchlug wie Du behaupteſt — (ich begreife das nicht?) — argwoͤhnen laſſen, er ſei Dir noch gefaͤhrlich. Und ich will nicht zum Betruͤger an einem guten Manne werden, der mir wohlwollend entgegenkam. Zeige jetzt, wie eine Frau von Geiſt und Bildung ihre Stellung zu behaupten verſteht; halte den groben Luftſpringer durch kalte Hoͤflichkeit fern und wenn er ſich vertrau- liche Anreden erlaubt, ſo weiſe ihn mit der Bemerkung zuruͤck, daß er jedes Recht auf Dich laͤngſt verſcherzt habe.
„Und wenn Du mir Scenen machſt? Wenn Du mich mit Eiferſucht plagſt? Gott, welche Exiſtenz!“
Fuͤrchte nichts. Jch werde Dich nicht plagen. Du ſollſt mit mir zufrieden ſein. So beſchloß Anton die Unterhaltung.
Aber Laura war nichts weniger denn zufrieden. Anton’s beſonnene Kaͤlte mißfiel ihr. Wenn er wenig- ſtens gedroht haͤtte, meinen Gemal zu toͤdten, mur- melte ſie, das waͤre doch etwas!
Jch habe durchaus nicht daruͤber klar werden koͤn- nen, warum Herr Amelot, Laura’s Bitten und Schmeicheleien bei’m Direktor entgegen; Adelaidens Einwendungen zum Trotz, — denn Letztere fuͤrchtete
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0046"n="44"/>
Dich unwuͤrdig behandelte, der Dich ſchlug wie Du<lb/>
behaupteſt — (ich begreife das nicht?) — argwoͤhnen<lb/>
laſſen, er ſei Dir noch gefaͤhrlich. Und ich will nicht<lb/>
zum Betruͤger an einem guten Manne werden, der<lb/>
mir wohlwollend entgegenkam. Zeige jetzt, wie eine<lb/>
Frau von Geiſt und Bildung ihre Stellung zu<lb/>
behaupten verſteht; halte den groben Luftſpringer<lb/>
durch kalte Hoͤflichkeit fern und wenn er ſich vertrau-<lb/>
liche Anreden erlaubt, ſo weiſe ihn mit der Bemerkung<lb/>
zuruͤck, daß er jedes Recht auf Dich laͤngſt verſcherzt<lb/>
habe.</p><lb/><p>„Und wenn Du mir Scenen machſt? Wenn Du<lb/>
mich mit Eiferſucht plagſt? Gott, welche Exiſtenz!“</p><lb/><p>Fuͤrchte nichts. Jch werde Dich nicht plagen.<lb/>
Du ſollſt mit mir zufrieden ſein. So beſchloß Anton<lb/>
die Unterhaltung.</p><lb/><p>Aber Laura war nichts weniger denn zufrieden.<lb/>
Anton’s beſonnene Kaͤlte mißfiel ihr. Wenn er wenig-<lb/>ſtens gedroht haͤtte, meinen Gemal zu toͤdten, mur-<lb/>
melte ſie, das waͤre doch etwas!</p><lb/><p>Jch habe durchaus nicht daruͤber klar werden koͤn-<lb/>
nen, warum Herr Amelot, Laura’s Bitten und<lb/>
Schmeicheleien bei’m Direktor entgegen; Adelaidens<lb/>
Einwendungen zum Trotz, — denn Letztere fuͤrchtete<lb/></p></div></body></text></TEI>
[44/0046]
Dich unwuͤrdig behandelte, der Dich ſchlug wie Du
behaupteſt — (ich begreife das nicht?) — argwoͤhnen
laſſen, er ſei Dir noch gefaͤhrlich. Und ich will nicht
zum Betruͤger an einem guten Manne werden, der
mir wohlwollend entgegenkam. Zeige jetzt, wie eine
Frau von Geiſt und Bildung ihre Stellung zu
behaupten verſteht; halte den groben Luftſpringer
durch kalte Hoͤflichkeit fern und wenn er ſich vertrau-
liche Anreden erlaubt, ſo weiſe ihn mit der Bemerkung
zuruͤck, daß er jedes Recht auf Dich laͤngſt verſcherzt
habe.
„Und wenn Du mir Scenen machſt? Wenn Du
mich mit Eiferſucht plagſt? Gott, welche Exiſtenz!“
Fuͤrchte nichts. Jch werde Dich nicht plagen.
Du ſollſt mit mir zufrieden ſein. So beſchloß Anton
die Unterhaltung.
Aber Laura war nichts weniger denn zufrieden.
Anton’s beſonnene Kaͤlte mißfiel ihr. Wenn er wenig-
ſtens gedroht haͤtte, meinen Gemal zu toͤdten, mur-
melte ſie, das waͤre doch etwas!
Jch habe durchaus nicht daruͤber klar werden koͤn-
nen, warum Herr Amelot, Laura’s Bitten und
Schmeicheleien bei’m Direktor entgegen; Adelaidens
Einwendungen zum Trotz, — denn Letztere fuͤrchtete
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/46>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.