Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.Wir wollen den verworfensten aller Vagabunden, Wir wollen uns nur an ein kleines Pröbchen ihrer, Herr von Schmutzel erzählte: Vor zehn Jahren etwa, im Beginn meiner Lehr- *) Spieler von Metier lieben es, mit einigen aufge-
schnappten Phrasen aus Dichtern, die sie selbst niemals lasen, um sich zu werfen, damit man sie für Leute von ästhetischer Bildung halte. Wir wollen den verworfenſten aller Vagabunden, Wir wollen uns nur an ein kleines Proͤbchen ihrer, Herr von Schmutzel erzaͤhlte: Vor zehn Jahren etwa, im Beginn meiner Lehr- *) Spieler von Metier lieben es, mit einigen aufge-
ſchnappten Phraſen aus Dichtern, die ſie ſelbſt niemals laſen, um ſich zu werfen, damit man ſie für Leute von äſthetiſcher Bildung halte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0308" n="306"/> <p>Wir wollen den verworfenſten aller Vagabunden,<lb/> dieſen umherziehenden Spielern von Handwerk, moͤ-<lb/> gen ſie nun in Europa’s Hauptſtaͤdten und Bade-<lb/> oͤrtern mit Golde prunken; moͤgen ſie in ſchmutziger<lb/> Kneipe betrunkenen Bauern ihr Kupfergeld abgewin-<lb/> nen, — wir wollen ihnen in dieſem Buͤchlein den<lb/> Raum nicht goͤnnen, den harmloſere, wenn auch<lb/> geringgeſchaͤtzte Umhertreiber anderer Gattung beſſer<lb/> und unterhaltender ausfuͤllen wuͤrden.</p><lb/> <p>Wir wollen uns nur an <hi rendition="#g">ein</hi> kleines Proͤbchen ihrer,<lb/> durch Baͤrbels Champagner aufgeſtoͤrter und zur Sprache<lb/> gebrachter Prahlereien im Gebiete ihrer Heldenthaten<lb/> halten und ſelbiges in gedraͤngter Kuͤrze mittheilen.</p><lb/> <p>Herr von Schmutzel erzaͤhlte:</p><lb/> <p>Vor zehn Jahren etwa, im Beginn meiner Lehr-<lb/> lingszeit, befand ich mich gaͤnzlich auf dem Trocknen.<lb/> Kein <hi rendition="#aq">coup</hi> wollte gelingen; nirgend eine Ausſicht;<lb/> die verfluchte Polizei hinter uns her; wenig Geld im<lb/> Staͤdtel: hochbeinige Zeiten; keine Kurage — mochte<lb/> kein Hund ſo laͤnger leben! <note place="foot" n="*)">Spieler von Metier lieben es, mit einigen aufge-<lb/> ſchnappten Phraſen aus Dichtern, die ſie ſelbſt niemals laſen,<lb/> um ſich zu werfen, damit man ſie für Leute von äſthetiſcher<lb/> Bildung halte.</note> Wer kommt eines Mor-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [306/0308]
Wir wollen den verworfenſten aller Vagabunden,
dieſen umherziehenden Spielern von Handwerk, moͤ-
gen ſie nun in Europa’s Hauptſtaͤdten und Bade-
oͤrtern mit Golde prunken; moͤgen ſie in ſchmutziger
Kneipe betrunkenen Bauern ihr Kupfergeld abgewin-
nen, — wir wollen ihnen in dieſem Buͤchlein den
Raum nicht goͤnnen, den harmloſere, wenn auch
geringgeſchaͤtzte Umhertreiber anderer Gattung beſſer
und unterhaltender ausfuͤllen wuͤrden.
Wir wollen uns nur an ein kleines Proͤbchen ihrer,
durch Baͤrbels Champagner aufgeſtoͤrter und zur Sprache
gebrachter Prahlereien im Gebiete ihrer Heldenthaten
halten und ſelbiges in gedraͤngter Kuͤrze mittheilen.
Herr von Schmutzel erzaͤhlte:
Vor zehn Jahren etwa, im Beginn meiner Lehr-
lingszeit, befand ich mich gaͤnzlich auf dem Trocknen.
Kein coup wollte gelingen; nirgend eine Ausſicht;
die verfluchte Polizei hinter uns her; wenig Geld im
Staͤdtel: hochbeinige Zeiten; keine Kurage — mochte
kein Hund ſo laͤnger leben! *) Wer kommt eines Mor-
*) Spieler von Metier lieben es, mit einigen aufge-
ſchnappten Phraſen aus Dichtern, die ſie ſelbſt niemals laſen,
um ſich zu werfen, damit man ſie für Leute von äſthetiſcher
Bildung halte.
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