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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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"Erst kein Geld bei sich haben? Dann seine eigene
Wohnung nicht wissen? Fort zum Kommissair!"

Jn diesem schrecklichen Moment erscheint der Herr
Baron, -- ein Wort, im Vorübergehen vernommen,
genügt, ihn zurückzukehren, er bietet seine Dienste an,
er bezahlt die Note, schenkt dem Träger einen Napo-
leon, nennt ihn einen impertinenten Schurken, reicht
Bärbchen den Arm, bringt sie bis hierher, nennt drin-
gend befragt flüchtig seinen Namen und entzieht sich
unserm Danke. Heute aber bemüht er sich, uns die
erste Visite zu schenken! -- Das heiß' ich einen wah-
ren Gentleman!

Während dieser Rede, die Anton nicht mit anzu-
hören brauchte, weil der Jnhalt derselben schon auf
seinem Register stand, wiederholte er sich die ganze
Aufgabe im Gedächtniß; und da er auf den fünften
Paragraphen der Jnstruktion stieß, welcher ausdrück-
lich lautet: "bisweilen deutsch reden, doch nur gebro-
chen," nahm er alsogleich im schönsten gebrochensten
Französisch-Deutsch das Wort, Herrn van der Helfft
zu versichern, er sei gekommen, nicht um sich danken
zu lassen für eine Kleinigkeit, die sich ja von selbst
verstehe, sondern lediglich, um nicht den Anschein zu
geben, als wolle er zögern, seine Auslage wieder zu

„Erſt kein Geld bei ſich haben? Dann ſeine eigene
Wohnung nicht wiſſen? Fort zum Kommiſſair!“

Jn dieſem ſchrecklichen Moment erſcheint der Herr
Baron, — ein Wort, im Voruͤbergehen vernommen,
genuͤgt, ihn zuruͤckzukehren, er bietet ſeine Dienſte an,
er bezahlt die Note, ſchenkt dem Traͤger einen Napo-
leon, nennt ihn einen impertinenten Schurken, reicht
Baͤrbchen den Arm, bringt ſie bis hierher, nennt drin-
gend befragt fluͤchtig ſeinen Namen und entzieht ſich
unſerm Danke. Heute aber bemuͤht er ſich, uns die
erſte Viſite zu ſchenken! — Das heiß’ ich einen wah-
ren Gentleman!

Waͤhrend dieſer Rede, die Anton nicht mit anzu-
hoͤren brauchte, weil der Jnhalt derſelben ſchon auf
ſeinem Regiſter ſtand, wiederholte er ſich die ganze
Aufgabe im Gedaͤchtniß; und da er auf den fuͤnften
Paragraphen der Jnſtruktion ſtieß, welcher ausdruͤck-
lich lautet: „bisweilen deutſch reden, doch nur gebro-
chen,“ nahm er alſogleich im ſchoͤnſten gebrochenſten
Franzoͤſiſch-Deutſch das Wort, Herrn van der Helfft
zu verſichern, er ſei gekommen, nicht um ſich danken
zu laſſen fuͤr eine Kleinigkeit, die ſich ja von ſelbſt
verſtehe, ſondern lediglich, um nicht den Anſchein zu
geben, als wolle er zoͤgern, ſeine Auslage wieder zu

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[295/0297] „Erſt kein Geld bei ſich haben? Dann ſeine eigene Wohnung nicht wiſſen? Fort zum Kommiſſair!“ Jn dieſem ſchrecklichen Moment erſcheint der Herr Baron, — ein Wort, im Voruͤbergehen vernommen, genuͤgt, ihn zuruͤckzukehren, er bietet ſeine Dienſte an, er bezahlt die Note, ſchenkt dem Traͤger einen Napo- leon, nennt ihn einen impertinenten Schurken, reicht Baͤrbchen den Arm, bringt ſie bis hierher, nennt drin- gend befragt fluͤchtig ſeinen Namen und entzieht ſich unſerm Danke. Heute aber bemuͤht er ſich, uns die erſte Viſite zu ſchenken! — Das heiß’ ich einen wah- ren Gentleman! Waͤhrend dieſer Rede, die Anton nicht mit anzu- hoͤren brauchte, weil der Jnhalt derſelben ſchon auf ſeinem Regiſter ſtand, wiederholte er ſich die ganze Aufgabe im Gedaͤchtniß; und da er auf den fuͤnften Paragraphen der Jnſtruktion ſtieß, welcher ausdruͤck- lich lautet: „bisweilen deutſch reden, doch nur gebro- chen,“ nahm er alſogleich im ſchoͤnſten gebrochenſten Franzoͤſiſch-Deutſch das Wort, Herrn van der Helfft zu verſichern, er ſei gekommen, nicht um ſich danken zu laſſen fuͤr eine Kleinigkeit, die ſich ja von ſelbſt verſtehe, ſondern lediglich, um nicht den Anſchein zu geben, als wolle er zoͤgern, ſeine Auslage wieder zu

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/297>, abgerufen am 24.11.2024.