schen Augenblicke daran und er muß den Mund zum Lächeln verziehn, weil er sich's nicht ableugnen kann, daß es dieses nämlichen jungen Herren Gelder sind, womit der neue Herr Baron sich ausstaffirte. So ändern sich die Zeiten, -- und wir in ihnen, seufzt er er leise.
Herr Baron, empfängt ihn Theodor, Sie häufen Großmuth auf Güte: gestern retten Sie meine -- meine Frau aus der schmachvollsten Verlegenheit und heute kommen Sie mir zuvor, der ich mich vergebens bemühete, Jhre Wohnung auszukundschaften, was um so schwerer ward, da ich Jhren Namen nur ober- flächlich kannte. Das ist der Herr, -- mit diesen Worten wendete sich der Sprechende zu einem dritten Anwesenden und schien froh, diesen seinen deutschen Landsmann deutsch anreden zu können, -- das ist der Herr, der meinem Bärbchen gestern einen kolossalen Dienst erwiesen hat. Stellen Sie sich vor, liebster Schmutzel, Bärbchen läßt vor einer großen Putz- handlung halten; schickt, weil das Wetter gut ist, Kutsche und Diener fort, in der thörichten Absicht, die wenigen Schritte, die sie nach unserem Hotel noch zu machen habe, allein zu wagen. Sie wirthschaftet und befiehlt im Magazin herum, jagt Frauen und
ſchen Augenblicke daran und er muß den Mund zum Laͤcheln verziehn, weil er ſich’s nicht ableugnen kann, daß es dieſes naͤmlichen jungen Herren Gelder ſind, womit der neue Herr Baron ſich ausſtaffirte. So aͤndern ſich die Zeiten, — und wir in ihnen, ſeufzt er er leiſe.
Herr Baron, empfaͤngt ihn Theodor, Sie haͤufen Großmuth auf Guͤte: geſtern retten Sie meine — meine Frau aus der ſchmachvollſten Verlegenheit und heute kommen Sie mir zuvor, der ich mich vergebens bemuͤhete, Jhre Wohnung auszukundſchaften, was um ſo ſchwerer ward, da ich Jhren Namen nur ober- flaͤchlich kannte. Das iſt der Herr, — mit dieſen Worten wendete ſich der Sprechende zu einem dritten Anweſenden und ſchien froh, dieſen ſeinen deutſchen Landsmann deutſch anreden zu koͤnnen, — das iſt der Herr, der meinem Baͤrbchen geſtern einen koloſſalen Dienſt erwieſen hat. Stellen Sie ſich vor, liebſter Schmutzel, Baͤrbchen laͤßt vor einer großen Putz- handlung halten; ſchickt, weil das Wetter gut iſt, Kutſche und Diener fort, in der thoͤrichten Abſicht, die wenigen Schritte, die ſie nach unſerem Hôtel noch zu machen habe, allein zu wagen. Sie wirthſchaftet und befiehlt im Magazin herum, jagt Frauen und
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ſchen Augenblicke daran und er muß den Mund zum
Laͤcheln verziehn, weil er ſich’s nicht ableugnen kann,
daß es dieſes naͤmlichen jungen Herren Gelder ſind,
womit der neue Herr Baron ſich ausſtaffirte. So
aͤndern ſich die Zeiten, — und wir in ihnen, ſeufzt er
er leiſe.
Herr Baron, empfaͤngt ihn Theodor, Sie haͤufen
Großmuth auf Guͤte: geſtern retten Sie meine —
meine Frau aus der ſchmachvollſten Verlegenheit und
heute kommen Sie mir zuvor, der ich mich vergebens
bemuͤhete, Jhre Wohnung auszukundſchaften, was
um ſo ſchwerer ward, da ich Jhren Namen nur ober-
flaͤchlich kannte. Das iſt der Herr, — mit dieſen
Worten wendete ſich der Sprechende zu einem dritten
Anweſenden und ſchien froh, dieſen ſeinen deutſchen
Landsmann deutſch anreden zu koͤnnen, — das iſt der
Herr, der meinem Baͤrbchen geſtern einen koloſſalen
Dienſt erwieſen hat. Stellen Sie ſich vor, liebſter
Schmutzel, Baͤrbchen laͤßt vor einer großen Putz-
handlung halten; ſchickt, weil das Wetter gut iſt,
Kutſche und Diener fort, in der thoͤrichten Abſicht, die
wenigen Schritte, die ſie nach unſerem Hôtel noch zu
machen habe, allein zu wagen. Sie wirthſchaftet
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/295>, abgerufen am 24.11.2024.
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