wo er sie und sie ihn zum Erstenmale im Theater gesehen; -- nur, um für den Fall eines erwünschten Zusammentreffens gleich versorgt zu sein. Während sie ihm diesen und noch hundert kleine Umstände mit- theilte, die sämmtlich darauf berechnet waren, ihn immer mehr zu entflammen, redete sie ihn nicht anders an, als mit "Herr Baron!" Als diese Anrede ihm zum Erstenmale entgegengeschleudert wurde, stand er schon im Begriff, sie zurück zu werfen, wie eine ihm nicht gebührende; besann sich aber noch bei rechter Zeit; dachte, das mag Bärbel verantworten, die am Besten wissen muß, wie und warum es in ihren Kram taugt, ließ sich sodann in einen Sessel sinken und sprach zur Wirthin: meine gute Dame, sollt' ich etwas bedürfen, so werd' ich läuten.
Und wie er allein war fügte er hinzu: Warum sollt ich nicht auf Baron spielen können? Trau' ich mir doch zu, einen Grafen herauszubringen, wie sie jetzt mitunter laufen! Was die Bärbel so eigentlich mit mir will! Wo es hinaus soll! Das weiß ich frei- lich noch nicht. Aber nun ist schon Alles Eins. Ob sie mich packen und festnehmen, weil ich mit eines Anderen Reise-Paß nach Paris kam? (-- und etwas dergleichen blüht mir, sobald ich mich zur Rückreise
wo er ſie und ſie ihn zum Erſtenmale im Theater geſehen; — nur, um fuͤr den Fall eines erwuͤnſchten Zuſammentreffens gleich verſorgt zu ſein. Waͤhrend ſie ihm dieſen und noch hundert kleine Umſtaͤnde mit- theilte, die ſaͤmmtlich darauf berechnet waren, ihn immer mehr zu entflammen, redete ſie ihn nicht anders an, als mit „Herr Baron!“ Als dieſe Anrede ihm zum Erſtenmale entgegengeſchleudert wurde, ſtand er ſchon im Begriff, ſie zuruͤck zu werfen, wie eine ihm nicht gebuͤhrende; beſann ſich aber noch bei rechter Zeit; dachte, das mag Baͤrbel verantworten, die am Beſten wiſſen muß, wie und warum es in ihren Kram taugt, ließ ſich ſodann in einen Seſſel ſinken und ſprach zur Wirthin: meine gute Dame, ſollt’ ich etwas beduͤrfen, ſo werd’ ich laͤuten.
Und wie er allein war fuͤgte er hinzu: Warum ſollt ich nicht auf Baron ſpielen koͤnnen? Trau’ ich mir doch zu, einen Grafen herauszubringen, wie ſie jetzt mitunter laufen! Was die Baͤrbel ſo eigentlich mit mir will! Wo es hinaus ſoll! Das weiß ich frei- lich noch nicht. Aber nun iſt ſchon Alles Eins. Ob ſie mich packen und feſtnehmen, weil ich mit eines Anderen Reiſe-Paß nach Paris kam? (— und etwas dergleichen bluͤht mir, ſobald ich mich zur Ruͤckreiſe
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wo er ſie und ſie ihn zum Erſtenmale im Theater
geſehen; — nur, um fuͤr den Fall eines erwuͤnſchten
Zuſammentreffens gleich verſorgt zu ſein. Waͤhrend
ſie ihm dieſen und noch hundert kleine Umſtaͤnde mit-
theilte, die ſaͤmmtlich darauf berechnet waren, ihn
immer mehr zu entflammen, redete ſie ihn nicht anders
an, als mit „Herr Baron!“ Als dieſe Anrede ihm
zum Erſtenmale entgegengeſchleudert wurde, ſtand er
ſchon im Begriff, ſie zuruͤck zu werfen, wie eine ihm
nicht gebuͤhrende; beſann ſich aber noch bei rechter
Zeit; dachte, das mag Baͤrbel verantworten, die am
Beſten wiſſen muß, wie und warum es in ihren Kram
taugt, ließ ſich ſodann in einen Seſſel ſinken und
ſprach zur Wirthin: meine gute Dame, ſollt’ ich
etwas beduͤrfen, ſo werd’ ich laͤuten.
Und wie er allein war fuͤgte er hinzu: Warum
ſollt ich nicht auf Baron ſpielen koͤnnen? Trau’ ich
mir doch zu, einen Grafen herauszubringen, wie ſie
jetzt mitunter laufen! Was die Baͤrbel ſo eigentlich
mit mir will! Wo es hinaus ſoll! Das weiß ich frei-
lich noch nicht. Aber nun iſt ſchon Alles Eins. Ob
ſie mich packen und feſtnehmen, weil ich mit eines
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/289>, abgerufen am 24.11.2024.
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