nauer Gemeindehirt sich oftmalen zu äußern beliebte. Dabei stahl er wie ein Rabe."
vom 13. August.
"M. ist kleiner wie F. aber eine freundliche Stadt. Jch möchte wissen, woran es liegt, daß finstere Vor- ahnungen mich bedrängten, gleich bei meinem Ein- tritt? Hier sind sie wahrlich unpassend, denn Alles was mich umgiebt, athmet Heiterkeit und Frohsinn. Jch trage etwas düsteres in mir; eine Bangigkeit, die mir für gewöhnlich auch fremd ist. Ernst könnt' ich wohl gestimmt sein, doch warum ängstlich?
Vielleicht sind es die Gewitter, die seit acht Tagen so schwer in der Luft hängen, welche mich bedrücken!"
vom 14.
"Das war eine Nacht! Wie wenn die Welt unter- ginge! Solch' ein Donnerwetter hab' ich noch nicht erlebt. Das Rollen und Krachen setzte nicht aus und ein Blitz ging so zu sagen im andern auf, daß man sie gar nicht mehr auseinander zu sondern vermochte. Es war ein fünfstündiger Blitz. Jch lag in meinem Kämmerlein ohne zu schlafen, doch auch ohne mich zu ängstigen. Blitze haben nur dann etwas Pein- liches für mich, wenn sie in großen Zwischenräumen
nauer Gemeindehirt ſich oftmalen zu aͤußern beliebte. Dabei ſtahl er wie ein Rabe.“
vom 13. Auguſt.
„M. iſt kleiner wie F. aber eine freundliche Stadt. Jch moͤchte wiſſen, woran es liegt, daß finſtere Vor- ahnungen mich bedraͤngten, gleich bei meinem Ein- tritt? Hier ſind ſie wahrlich unpaſſend, denn Alles was mich umgiebt, athmet Heiterkeit und Frohſinn. Jch trage etwas duͤſteres in mir; eine Bangigkeit, die mir fuͤr gewoͤhnlich auch fremd iſt. Ernſt koͤnnt’ ich wohl geſtimmt ſein, doch warum aͤngſtlich?
Vielleicht ſind es die Gewitter, die ſeit acht Tagen ſo ſchwer in der Luft haͤngen, welche mich bedruͤcken!“
vom 14.
„Das war eine Nacht! Wie wenn die Welt unter- ginge! Solch’ ein Donnerwetter hab’ ich noch nicht erlebt. Das Rollen und Krachen ſetzte nicht aus und ein Blitz ging ſo zu ſagen im andern auf, daß man ſie gar nicht mehr auseinander zu ſondern vermochte. Es war ein fuͤnfſtuͤndiger Blitz. Jch lag in meinem Kaͤmmerlein ohne zu ſchlafen, doch auch ohne mich zu aͤngſtigen. Blitze haben nur dann etwas Pein- liches fuͤr mich, wenn ſie in großen Zwiſchenraͤumen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divtype="diaryEntry"><p><pbfacs="#f0233"n="231"/>
nauer Gemeindehirt ſich oftmalen zu aͤußern beliebte.<lb/>
Dabei ſtahl er wie ein Rabe.“</p></div><lb/><divtype="diaryEntry"><dateline><hirendition="#et">vom 13. Auguſt.</hi></dateline><lb/><p>„M. iſt kleiner wie F. aber eine freundliche Stadt.<lb/>
Jch moͤchte wiſſen, woran es liegt, daß finſtere Vor-<lb/>
ahnungen mich bedraͤngten, gleich bei meinem Ein-<lb/>
tritt? Hier ſind ſie wahrlich unpaſſend, denn Alles<lb/>
was mich umgiebt, athmet Heiterkeit und Frohſinn.<lb/>
Jch trage etwas duͤſteres in mir; eine Bangigkeit,<lb/>
die mir fuͤr gewoͤhnlich auch fremd iſt. Ernſt koͤnnt’<lb/>
ich wohl geſtimmt ſein, doch warum aͤngſtlich?</p><lb/><p>Vielleicht ſind es die Gewitter, die ſeit acht<lb/>
Tagen ſo ſchwer in der Luft haͤngen, welche mich<lb/>
bedruͤcken!“</p></div><lb/><divtype="diaryEntry"><dateline><hirendition="#et">vom 14.</hi></dateline><lb/><p>„Das war eine Nacht! Wie wenn die Welt unter-<lb/>
ginge! Solch’ ein Donnerwetter hab’ ich noch nicht<lb/>
erlebt. Das Rollen und Krachen ſetzte nicht aus und<lb/>
ein Blitz ging ſo zu ſagen im andern auf, daß man<lb/>ſie gar nicht mehr auseinander zu ſondern vermochte.<lb/>
Es war ein fuͤnfſtuͤndiger Blitz. Jch lag in meinem<lb/>
Kaͤmmerlein ohne zu ſchlafen, doch auch ohne mich<lb/>
zu aͤngſtigen. Blitze haben nur dann etwas Pein-<lb/>
liches fuͤr mich, wenn ſie in großen Zwiſchenraͤumen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[231/0233]
nauer Gemeindehirt ſich oftmalen zu aͤußern beliebte.
Dabei ſtahl er wie ein Rabe.“
vom 13. Auguſt.
„M. iſt kleiner wie F. aber eine freundliche Stadt.
Jch moͤchte wiſſen, woran es liegt, daß finſtere Vor-
ahnungen mich bedraͤngten, gleich bei meinem Ein-
tritt? Hier ſind ſie wahrlich unpaſſend, denn Alles
was mich umgiebt, athmet Heiterkeit und Frohſinn.
Jch trage etwas duͤſteres in mir; eine Bangigkeit,
die mir fuͤr gewoͤhnlich auch fremd iſt. Ernſt koͤnnt’
ich wohl geſtimmt ſein, doch warum aͤngſtlich?
Vielleicht ſind es die Gewitter, die ſeit acht
Tagen ſo ſchwer in der Luft haͤngen, welche mich
bedruͤcken!“
vom 14.
„Das war eine Nacht! Wie wenn die Welt unter-
ginge! Solch’ ein Donnerwetter hab’ ich noch nicht
erlebt. Das Rollen und Krachen ſetzte nicht aus und
ein Blitz ging ſo zu ſagen im andern auf, daß man
ſie gar nicht mehr auseinander zu ſondern vermochte.
Es war ein fuͤnfſtuͤndiger Blitz. Jch lag in meinem
Kaͤmmerlein ohne zu ſchlafen, doch auch ohne mich
zu aͤngſtigen. Blitze haben nur dann etwas Pein-
liches fuͤr mich, wenn ſie in großen Zwiſchenraͤumen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/233>, abgerufen am 19.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.