reich zu beschwichtigen; sie verstummte wieder, holte tief Athem und las weiter.
Blämert reichte Anton die Rechte: Schlagen Sie ein. Wir sind in Ordnung. Die Geldbedingungen halt' ich annehmbar für beide Theile. Sie empfan- gen Kost und Wohnung bei uns; Sie gehören zu meiner Familie. Jhre Gage beträgt monatlich zwei Louisd'ors; sie wird aus der Kasse bezahlt, in welche die Extraspenden fließen für Anschauung des Jhrer Obhut anvertrauten verschlossenen Kämmerleins. Den Ueberschuß theilen Sie mit mir. Sind Sie's zufrieden? Anton schlug ein. Vlämert schüttelte ihm tüchtig die Hand und sagte: sie fürchtet sich noch vor Jhnen. Das giebt sich bald. Sie ist schüch- tern, wie ein Kind; bürgerliche Erziehung; kleine Häuslichkeit; fremd in der Welt, obgleich aus einer Weltstadt gebürtig. Aber gerade weil sie so ist, hab' ich sie in London zur Frau genommen.
Anton empfahl sich Käthchen mit einer artigen Verbeugung, die mehr verlegen, wie freundlich erwie- dert wurde. Vlämert leuchtete seinem neuen Gehül- fen über die Stiege.
Als die blonde Katharina, von ihrem Gatten Käthe genannt, allein war, faltete sie die weißen
reich zu beſchwichtigen; ſie verſtummte wieder, holte tief Athem und las weiter.
Blaͤmert reichte Anton die Rechte: Schlagen Sie ein. Wir ſind in Ordnung. Die Geldbedingungen halt’ ich annehmbar fuͤr beide Theile. Sie empfan- gen Koſt und Wohnung bei uns; Sie gehoͤren zu meiner Familie. Jhre Gage betraͤgt monatlich zwei Louisd’ors; ſie wird aus der Kaſſe bezahlt, in welche die Extraſpenden fließen fuͤr Anſchauung des Jhrer Obhut anvertrauten verſchloſſenen Kaͤmmerleins. Den Ueberſchuß theilen Sie mit mir. Sind Sie’s zufrieden? Anton ſchlug ein. Vlaͤmert ſchuͤttelte ihm tuͤchtig die Hand und ſagte: ſie fuͤrchtet ſich noch vor Jhnen. Das giebt ſich bald. Sie iſt ſchuͤch- tern, wie ein Kind; buͤrgerliche Erziehung; kleine Haͤuslichkeit; fremd in der Welt, obgleich aus einer Weltſtadt gebuͤrtig. Aber gerade weil ſie ſo iſt, hab’ ich ſie in London zur Frau genommen.
Anton empfahl ſich Kaͤthchen mit einer artigen Verbeugung, die mehr verlegen, wie freundlich erwie- dert wurde. Vlaͤmert leuchtete ſeinem neuen Gehuͤl- fen uͤber die Stiege.
Als die blonde Katharina, von ihrem Gatten Kaͤthe genannt, allein war, faltete ſie die weißen
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reich zu beſchwichtigen; ſie verſtummte wieder, holte
tief Athem und las weiter.
Blaͤmert reichte Anton die Rechte: Schlagen Sie
ein. Wir ſind in Ordnung. Die Geldbedingungen
halt’ ich annehmbar fuͤr beide Theile. Sie empfan-
gen Koſt und Wohnung bei uns; Sie gehoͤren zu
meiner Familie. Jhre Gage betraͤgt monatlich zwei
Louisd’ors; ſie wird aus der Kaſſe bezahlt, in welche
die Extraſpenden fließen fuͤr Anſchauung des Jhrer
Obhut anvertrauten verſchloſſenen Kaͤmmerleins.
Den Ueberſchuß theilen Sie mit mir. Sind Sie’s
zufrieden? Anton ſchlug ein. Vlaͤmert ſchuͤttelte
ihm tuͤchtig die Hand und ſagte: ſie fuͤrchtet ſich
noch vor Jhnen. Das giebt ſich bald. Sie iſt ſchuͤch-
tern, wie ein Kind; buͤrgerliche Erziehung; kleine
Haͤuslichkeit; fremd in der Welt, obgleich aus einer
Weltſtadt gebuͤrtig. Aber gerade weil ſie ſo iſt, hab’
ich ſie in London zur Frau genommen.
Anton empfahl ſich Kaͤthchen mit einer artigen
Verbeugung, die mehr verlegen, wie freundlich erwie-
dert wurde. Vlaͤmert leuchtete ſeinem neuen Gehuͤl-
fen uͤber die Stiege.
Als die blonde Katharina, von ihrem Gatten
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/221>, abgerufen am 19.05.2024.
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