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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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menraffen muß, wo ich anlange, im Zaume hielte.
Die Stücke die zu unserer Arbeit aufgespielt werden,
sind nicht schwierig; doch hör' ich sie gern im Takt
und rein. Große Trommel sammt Blechinstrumen-
ten bleiben bei mir stumm. Wissen Sie was: kom-
men Sie mit mir zum Mittagstisch. Meine Jungen
warten längst auf mich mit dem Essen; ich war nur
hierher gegangen, Sie zu finden. Reichen Sie mir
den Arm; zu Hause können wir das Nähere verab-
reden.

Anton willigte ein und sie gingen miteinander.

Der Weg nach Terzy's Wohnung führte sie bei ver-
schiedenen Buden vorüber, die Anton an Schkramprl's
Seite noch nicht besucht. Nordische Herkulesse, Stein-
fresser, Jongleur's. Beim Anblick eines solchen, der
vor dem Eingange seiner geringen Hütte vor etlichen
Bauern der Umgegend Uebungen in der Ueberredungs-
kunst anstellte, um ihr Geld aus der Tasche und sie
in die Hütte zu locken, brach Terzy in fanatische Lob-
preisungen aus für den Jndianer Moto Sami, der
diese Spielereien zuerst nach Deutschland gebracht
und dann ein unübersehbares Heer plumper Nach-
ahmer hervorgerufen habe. "Was bei diesen lang-
weilig und ermüdend wird, sobald man es einmal

menraffen muß, wo ich anlange, im Zaume hielte.
Die Stuͤcke die zu unſerer Arbeit aufgeſpielt werden,
ſind nicht ſchwierig; doch hoͤr’ ich ſie gern im Takt
und rein. Große Trommel ſammt Blechinſtrumen-
ten bleiben bei mir ſtumm. Wiſſen Sie was: kom-
men Sie mit mir zum Mittagstiſch. Meine Jungen
warten laͤngſt auf mich mit dem Eſſen; ich war nur
hierher gegangen, Sie zu finden. Reichen Sie mir
den Arm; zu Hauſe koͤnnen wir das Naͤhere verab-
reden.

Anton willigte ein und ſie gingen miteinander.

Der Weg nach Terzy’s Wohnung fuͤhrte ſie bei ver-
ſchiedenen Buden voruͤber, die Anton an Schkramprl’s
Seite noch nicht beſucht. Nordiſche Herkuleſſe, Stein-
freſſer, Jongleur’s. Beim Anblick eines ſolchen, der
vor dem Eingange ſeiner geringen Huͤtte vor etlichen
Bauern der Umgegend Uebungen in der Ueberredungs-
kunſt anſtellte, um ihr Geld aus der Taſche und ſie
in die Huͤtte zu locken, brach Terzy in fanatiſche Lob-
preiſungen aus fuͤr den Jndianer Moto Sami, der
dieſe Spielereien zuerſt nach Deutſchland gebracht
und dann ein unuͤberſehbares Heer plumper Nach-
ahmer hervorgerufen habe. „Was bei dieſen lang-
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[208/0210] menraffen muß, wo ich anlange, im Zaume hielte. Die Stuͤcke die zu unſerer Arbeit aufgeſpielt werden, ſind nicht ſchwierig; doch hoͤr’ ich ſie gern im Takt und rein. Große Trommel ſammt Blechinſtrumen- ten bleiben bei mir ſtumm. Wiſſen Sie was: kom- men Sie mit mir zum Mittagstiſch. Meine Jungen warten laͤngſt auf mich mit dem Eſſen; ich war nur hierher gegangen, Sie zu finden. Reichen Sie mir den Arm; zu Hauſe koͤnnen wir das Naͤhere verab- reden. Anton willigte ein und ſie gingen miteinander. Der Weg nach Terzy’s Wohnung fuͤhrte ſie bei ver- ſchiedenen Buden voruͤber, die Anton an Schkramprl’s Seite noch nicht beſucht. Nordiſche Herkuleſſe, Stein- freſſer, Jongleur’s. Beim Anblick eines ſolchen, der vor dem Eingange ſeiner geringen Huͤtte vor etlichen Bauern der Umgegend Uebungen in der Ueberredungs- kunſt anſtellte, um ihr Geld aus der Taſche und ſie in die Huͤtte zu locken, brach Terzy in fanatiſche Lob- preiſungen aus fuͤr den Jndianer Moto Sami, der dieſe Spielereien zuerſt nach Deutſchland gebracht und dann ein unuͤberſehbares Heer plumper Nach- ahmer hervorgerufen habe. „Was bei dieſen lang- weilig und ermuͤdend wird, ſobald man es einmal

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/210>, abgerufen am 24.11.2024.