ohne Beziehung auf Herrin und Diener setzte er hinzu: ich habe genug geseh'n.
Aber zum Teufel, was fällt Jhnen ein, Schkramprl? rief er fast ärgerlich, wie sie nur erst wieder im Freien sich befanden; wie können Sie mich in solcher Art blos stellen? Der verdammte Schuft muß ja wirklich glauben, ich wollte mich zwischen ihn und seine -- Gebieterin drängen?
"Dacht' ich denn an ihn? Jch sah ihn nicht, und meinte, er läge im Wirthshause, wo er den größten Theil seines Lebens versäuft. O ich hasse ihn, souverainement!Er war auch Riese."
Man merkt es ihm an, und, es muß Sie nicht beleidigen, aber ich denke, wenn er sich zusammen nehmen will, er kann einen gefährlichen Nebenbuhler für Sie abgeben!
"Ah, bah! hab' ich doch den Riesen längst bei Seite gelegt! Furchtbar ist er mir nicht mehr. Jch hasse ihn aus allgemein-menschlichen, moralischen Prinzipien. Er ist ein Unthier. Dieses arme, alte, tolle Weib --"
Toll?
"Mannstoll, ja! Wird von ihm gemißhandelt und beraubt. Ohne ihn müßte sie reich sein, denn sie
ohne Beziehung auf Herrin und Diener ſetzte er hinzu: ich habe genug geſeh’n.
Aber zum Teufel, was faͤllt Jhnen ein, Schkramprl? rief er faſt aͤrgerlich, wie ſie nur erſt wieder im Freien ſich befanden; wie koͤnnen Sie mich in ſolcher Art blos ſtellen? Der verdammte Schuft muß ja wirklich glauben, ich wollte mich zwiſchen ihn und ſeine — Gebieterin draͤngen?
„Dacht’ ich denn an ihn? Jch ſah ihn nicht, und meinte, er laͤge im Wirthshauſe, wo er den groͤßten Theil ſeines Lebens verſaͤuft. O ich haſſe ihn, souverainement!Er war auch Rieſe.“
Man merkt es ihm an, und, es muß Sie nicht beleidigen, aber ich denke, wenn er ſich zuſammen nehmen will, er kann einen gefaͤhrlichen Nebenbuhler fuͤr Sie abgeben!
„Ah, bah! hab’ ich doch den Rieſen laͤngſt bei Seite gelegt! Furchtbar iſt er mir nicht mehr. Jch haſſe ihn aus allgemein-menſchlichen, moraliſchen Prinzipien. Er iſt ein Unthier. Dieſes arme, alte, tolle Weib —“
Toll?
„Mannstoll, ja! Wird von ihm gemißhandelt und beraubt. Ohne ihn muͤßte ſie reich ſein, denn ſie
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0200"n="198"/>
ohne Beziehung auf Herrin und Diener ſetzte er hinzu:<lb/>
ich habe genug geſeh’n.</p><lb/><p>Aber zum Teufel, was faͤllt Jhnen ein,<lb/>
Schkramprl? rief er faſt aͤrgerlich, wie ſie nur erſt<lb/>
wieder im Freien ſich befanden; wie koͤnnen Sie<lb/>
mich in ſolcher Art blos ſtellen? Der verdammte<lb/>
Schuft muß ja wirklich glauben, ich wollte mich<lb/>
zwiſchen ihn und ſeine — Gebieterin draͤngen?</p><lb/><p>„<hirendition="#g">Dacht’</hi> ich denn an ihn? Jch ſah ihn nicht,<lb/>
und meinte, er laͤge im Wirthshauſe, wo er den<lb/>
groͤßten Theil ſeines Lebens verſaͤuft. O ich haſſe<lb/>
ihn, <hirendition="#aq">souverainement!</hi><hirendition="#g">Er war auch Rieſe.</hi>“</p><lb/><p>Man merkt es ihm an, und, es muß Sie nicht<lb/>
beleidigen, aber ich denke, wenn er ſich zuſammen<lb/>
nehmen will, er kann einen gefaͤhrlichen Nebenbuhler<lb/>
fuͤr Sie abgeben!</p><lb/><p>„Ah, bah! hab’ ich doch den Rieſen laͤngſt bei<lb/>
Seite gelegt! Furchtbar iſt er mir nicht mehr. Jch<lb/>
haſſe ihn aus allgemein-menſchlichen, moraliſchen<lb/>
Prinzipien. Er iſt ein Unthier. Dieſes arme, alte,<lb/>
tolle Weib —“</p><lb/><p>Toll?</p><lb/><p>„Mannstoll, ja! Wird von ihm gemißhandelt<lb/>
und beraubt. Ohne ihn muͤßte ſie reich ſein, denn ſie<lb/></p></div></body></text></TEI>
[198/0200]
ohne Beziehung auf Herrin und Diener ſetzte er hinzu:
ich habe genug geſeh’n.
Aber zum Teufel, was faͤllt Jhnen ein,
Schkramprl? rief er faſt aͤrgerlich, wie ſie nur erſt
wieder im Freien ſich befanden; wie koͤnnen Sie
mich in ſolcher Art blos ſtellen? Der verdammte
Schuft muß ja wirklich glauben, ich wollte mich
zwiſchen ihn und ſeine — Gebieterin draͤngen?
„Dacht’ ich denn an ihn? Jch ſah ihn nicht,
und meinte, er laͤge im Wirthshauſe, wo er den
groͤßten Theil ſeines Lebens verſaͤuft. O ich haſſe
ihn, souverainement! Er war auch Rieſe.“
Man merkt es ihm an, und, es muß Sie nicht
beleidigen, aber ich denke, wenn er ſich zuſammen
nehmen will, er kann einen gefaͤhrlichen Nebenbuhler
fuͤr Sie abgeben!
„Ah, bah! hab’ ich doch den Rieſen laͤngſt bei
Seite gelegt! Furchtbar iſt er mir nicht mehr. Jch
haſſe ihn aus allgemein-menſchlichen, moraliſchen
Prinzipien. Er iſt ein Unthier. Dieſes arme, alte,
tolle Weib —“
Toll?
„Mannstoll, ja! Wird von ihm gemißhandelt
und beraubt. Ohne ihn muͤßte ſie reich ſein, denn ſie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/200>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.