Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.Ueberall standen Riesen auf. Einmal trafen wir in Die Jhnen ihre Hand reichte? "Nein; den Fuß." Versteh' ich recht? Sie gab Jhnen einen Fußtritt? "Gewissermaßen. Doch nur aus Liebe. Sie war Und sie war Künstlerin? Ohne Arme? "Daß sie keine Arme besaß, darin eben bestand 10 *
Ueberall ſtanden Rieſen auf. Einmal trafen wir in Die Jhnen ihre Hand reichte? „Nein; den Fuß.“ Verſteh’ ich recht? Sie gab Jhnen einen Fußtritt? „Gewiſſermaßen. Doch nur aus Liebe. Sie war Und ſie war Kuͤnſtlerin? Ohne Arme? „Daß ſie keine Arme beſaß, darin eben beſtand 10 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0149" n="147"/> Ueberall ſtanden Rieſen auf. Einmal trafen wir in<lb/> einem kleinen, erbaͤrmlichen Neſte von engliſcher<lb/> Stadt, unſerer Drei zuſammen. Die Konkurrenz<lb/> wurde zu ſtark, die Einnahmen immer ſchwaͤcher; ich<lb/> mußte mich nach etwas Anderem umthun. Ein<lb/> Mann ward ich auch, des Schwaͤrmens und Liebelns<lb/> laͤngſt uͤberdruͤſſig, mein Herz ſehnte ſich nach haͤus-<lb/> lichem Gluͤck, ich beſchloß zu heirathen. Und ich<lb/> fand bald eine brave ſolide Frau, mit mir in gleichem<lb/> Alter, auch Kuͤnſtlerin..“</p><lb/> <p>Die Jhnen ihre Hand reichte?</p><lb/> <p>„Nein; den Fuß.“</p><lb/> <p>Verſteh’ ich recht? Sie gab Jhnen einen Fußtritt?</p><lb/> <p>„Gewiſſermaßen. Doch nur aus Liebe. Sie war<lb/> ohne Arme geboren, folglich fehlten ihr die Haͤnde, folg-<lb/> lich vermochte ſie nicht, mir ihre Hand zu reichen,<lb/> auch bei’m beſten Willen nicht. Es folgt Eines aus<lb/> dem Anderen.“</p><lb/> <p>Und ſie war Kuͤnſtlerin? Ohne Arme?</p><lb/> <p>„Daß ſie keine Arme beſaß, darin eben beſtand<lb/> ihre Kunſt: denn ſie ſchrieb mit den Fuͤßen. Mit<lb/> beiden Fuͤßen, mein Herr. Die Feder hielt ſie zwiſchen<lb/> den Zehen und ſchrieb eine Hand, — einen Fuß viel-<lb/> mehr, — zum kuͤſſen. Aechte Kalligraphie! Und<lb/> <fw place="bottom" type="sig">10 *</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [147/0149]
Ueberall ſtanden Rieſen auf. Einmal trafen wir in
einem kleinen, erbaͤrmlichen Neſte von engliſcher
Stadt, unſerer Drei zuſammen. Die Konkurrenz
wurde zu ſtark, die Einnahmen immer ſchwaͤcher; ich
mußte mich nach etwas Anderem umthun. Ein
Mann ward ich auch, des Schwaͤrmens und Liebelns
laͤngſt uͤberdruͤſſig, mein Herz ſehnte ſich nach haͤus-
lichem Gluͤck, ich beſchloß zu heirathen. Und ich
fand bald eine brave ſolide Frau, mit mir in gleichem
Alter, auch Kuͤnſtlerin..“
Die Jhnen ihre Hand reichte?
„Nein; den Fuß.“
Verſteh’ ich recht? Sie gab Jhnen einen Fußtritt?
„Gewiſſermaßen. Doch nur aus Liebe. Sie war
ohne Arme geboren, folglich fehlten ihr die Haͤnde, folg-
lich vermochte ſie nicht, mir ihre Hand zu reichen,
auch bei’m beſten Willen nicht. Es folgt Eines aus
dem Anderen.“
Und ſie war Kuͤnſtlerin? Ohne Arme?
„Daß ſie keine Arme beſaß, darin eben beſtand
ihre Kunſt: denn ſie ſchrieb mit den Fuͤßen. Mit
beiden Fuͤßen, mein Herr. Die Feder hielt ſie zwiſchen
den Zehen und ſchrieb eine Hand, — einen Fuß viel-
mehr, — zum kuͤſſen. Aechte Kalligraphie! Und
10 *
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