Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

waren Hintertheil, Verdeck, Kutschersitz so vollgeladen
und die Besitzthümer des Herrn Schkramprl steigerten
sich so mächtig empor, daß man ein wandelndes Haus
zu erblicken vermeinte.

Nun, murmelte Anton: diese Pferde, diese Last,
frischer Schnee und dazu der gute Wille unseres
Kutschers, -- das wird eine flotte Fahrt! Aber wo
bleibt mein Reisegefährte?

Sie sind vorangegangen, meinte der Kutscher
lächelnd, Sie wollten sich nicht in den Wagen setzen,
weil Sie sagten, es wäre zu schenirt für Sie, wegen
der Längde von die Perschon. Die Kleinen sind schon
d'rein, alle drei. Steigen Sie nur auch ein, Herr
"Anthahn," den Langen kriegen wir bald, sammt
seinen hochen Spazierhölzern.

Also es gab junge Schkramprl's. Jhrer drei,
sagt der Kutscher. Wäre auch Schade, um Namen
und Race, wenn beide ausstürben.

Der Hauptsitz des Wagens wurde durch "die
Kleinen" eingenommen. Sie lagen in Pelze und
Decken verhüllt, eine bei der Finsterniß des Winter-
morgens unerkennbare Masse. Der Schnee warf nur
so viel Schein auf sie zurück, daß Anton drei Köpfe
aus den Umhüllungen herauszählen konnte.

waren Hintertheil, Verdeck, Kutſcherſitz ſo vollgeladen
und die Beſitzthuͤmer des Herrn Schkramprl ſteigerten
ſich ſo maͤchtig empor, daß man ein wandelndes Haus
zu erblicken vermeinte.

Nun, murmelte Anton: dieſe Pferde, dieſe Laſt,
friſcher Schnee und dazu der gute Wille unſeres
Kutſchers, — das wird eine flotte Fahrt! Aber wo
bleibt mein Reiſegefaͤhrte?

Sie ſind vorangegangen, meinte der Kutſcher
laͤchelnd, Sie wollten ſich nicht in den Wagen ſetzen,
weil Sie ſagten, es waͤre zu ſchenirt fuͤr Sie, wegen
der Laͤngde von die Perſchon. Die Kleinen ſind ſchon
d’rein, alle drei. Steigen Sie nur auch ein, Herr
„Anthahn,“ den Langen kriegen wir bald, ſammt
ſeinen hochen Spazierhoͤlzern.

Alſo es gab junge Schkramprl’s. Jhrer drei,
ſagt der Kutſcher. Waͤre auch Schade, um Namen
und Race, wenn beide ausſtuͤrben.

Der Hauptſitz des Wagens wurde durch „die
Kleinen“ eingenommen. Sie lagen in Pelze und
Decken verhuͤllt, eine bei der Finſterniß des Winter-
morgens unerkennbare Maſſe. Der Schnee warf nur
ſo viel Schein auf ſie zuruͤck, daß Anton drei Koͤpfe
aus den Umhuͤllungen herauszaͤhlen konnte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0143" n="141"/>
waren Hintertheil, Verdeck, Kut&#x017F;cher&#x017F;itz &#x017F;o vollgeladen<lb/>
und die Be&#x017F;itzthu&#x0364;mer des Herrn Schkramprl &#x017F;teigerten<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;o ma&#x0364;chtig empor, daß man ein wandelndes Haus<lb/>
zu erblicken vermeinte.</p><lb/>
        <p>Nun, murmelte Anton: die&#x017F;e Pferde, die&#x017F;e La&#x017F;t,<lb/>
fri&#x017F;cher Schnee und dazu der gute Wille un&#x017F;eres<lb/>
Kut&#x017F;chers, &#x2014; das wird eine flotte Fahrt! Aber wo<lb/>
bleibt mein Rei&#x017F;egefa&#x0364;hrte?</p><lb/>
        <p>Sie &#x017F;ind vorangegangen, meinte der Kut&#x017F;cher<lb/>
la&#x0364;chelnd, Sie wollten &#x017F;ich nicht in den Wagen &#x017F;etzen,<lb/>
weil Sie &#x017F;agten, es wa&#x0364;re zu &#x017F;chenirt fu&#x0364;r Sie, wegen<lb/>
der La&#x0364;ngde von die Per&#x017F;chon. Die Kleinen &#x017F;ind &#x017F;chon<lb/>
d&#x2019;rein, alle drei. Steigen Sie nur auch ein, Herr<lb/>
&#x201E;Anthahn,&#x201C; den Langen kriegen wir bald, &#x017F;ammt<lb/>
&#x017F;einen hochen Spazierho&#x0364;lzern.</p><lb/>
        <p>Al&#x017F;o es gab junge Schkramprl&#x2019;s. Jhrer drei,<lb/>
&#x017F;agt der Kut&#x017F;cher. Wa&#x0364;re auch Schade, um Namen<lb/>
und Race, wenn beide aus&#x017F;tu&#x0364;rben.</p><lb/>
        <p>Der Haupt&#x017F;itz des Wagens wurde durch &#x201E;die<lb/>
Kleinen&#x201C; eingenommen. Sie lagen in Pelze und<lb/>
Decken verhu&#x0364;llt, eine bei der Fin&#x017F;terniß des Winter-<lb/>
morgens unerkennbare Ma&#x017F;&#x017F;e. Der Schnee warf nur<lb/>
&#x017F;o viel Schein auf &#x017F;ie zuru&#x0364;ck, daß Anton drei Ko&#x0364;pfe<lb/>
aus den Umhu&#x0364;llungen herausza&#x0364;hlen konnte.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0143] waren Hintertheil, Verdeck, Kutſcherſitz ſo vollgeladen und die Beſitzthuͤmer des Herrn Schkramprl ſteigerten ſich ſo maͤchtig empor, daß man ein wandelndes Haus zu erblicken vermeinte. Nun, murmelte Anton: dieſe Pferde, dieſe Laſt, friſcher Schnee und dazu der gute Wille unſeres Kutſchers, — das wird eine flotte Fahrt! Aber wo bleibt mein Reiſegefaͤhrte? Sie ſind vorangegangen, meinte der Kutſcher laͤchelnd, Sie wollten ſich nicht in den Wagen ſetzen, weil Sie ſagten, es waͤre zu ſchenirt fuͤr Sie, wegen der Laͤngde von die Perſchon. Die Kleinen ſind ſchon d’rein, alle drei. Steigen Sie nur auch ein, Herr „Anthahn,“ den Langen kriegen wir bald, ſammt ſeinen hochen Spazierhoͤlzern. Alſo es gab junge Schkramprl’s. Jhrer drei, ſagt der Kutſcher. Waͤre auch Schade, um Namen und Race, wenn beide ausſtuͤrben. Der Hauptſitz des Wagens wurde durch „die Kleinen“ eingenommen. Sie lagen in Pelze und Decken verhuͤllt, eine bei der Finſterniß des Winter- morgens unerkennbare Maſſe. Der Schnee warf nur ſo viel Schein auf ſie zuruͤck, daß Anton drei Koͤpfe aus den Umhuͤllungen herauszaͤhlen konnte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/143
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/143>, abgerufen am 19.05.2024.