melszelte zu weilen, unter welchem verspätete Schwal- ben hin und her schwebten. Anders war es mit An- ton. Dieser verschlang jede Silbe. Und weniger viel- leicht waren es Erlebnisse, Schicksale, Thaten und Erfolge, deren sich der Erzähler rühmte, als vielmehr der stete Wechsel der verschiedensten Schauplätze, auf denen dieser wandernde Musikus erschien, zu denen er sich Bahn zu brechen gewußt. Eben erst in Prag eingeschlichen, blies er schon als Mitglied in der Pri- vatkapelle eines Starosten zu Warschau die Klari- nette. Kaum verhallten dort die Töne, als er bereits durch Galizien nach Wien gelangt und daselbst bei dem Orchester eines Vorstadttheaters Violinist gewor- den war. Bald darauf begleitete er irgend eine berühmte Sängerin auf dem Pianoforte, wie im Reise- wagen, nach Mailand, -- und plötzlich hören wir ihn zu Neapel in einem Hofkonzerte das Brumm- eisen spielen, auf welchem er es zu seltener Fertigkeit gebracht haben will. Endlich läuft er in Konstanti- nopel sichtliche Gefahr, gesäckt und ersäuft zu werden, wie ein Nest voll blinder, junger Hunde, stiehlt sich aber über Bucharest und ähnliche, höchst musikalisch gestimmte Städte nach Deutschland zurück, wo er gerade zu rechter Zeit anlangt, um Seiner Durch-
melszelte zu weilen, unter welchem verſpaͤtete Schwal- ben hin und her ſchwebten. Anders war es mit An- ton. Dieſer verſchlang jede Silbe. Und weniger viel- leicht waren es Erlebniſſe, Schickſale, Thaten und Erfolge, deren ſich der Erzaͤhler ruͤhmte, als vielmehr der ſtete Wechſel der verſchiedenſten Schauplaͤtze, auf denen dieſer wandernde Muſikus erſchien, zu denen er ſich Bahn zu brechen gewußt. Eben erſt in Prag eingeſchlichen, blies er ſchon als Mitglied in der Pri- vatkapelle eines Staroſten zu Warſchau die Klari- nette. Kaum verhallten dort die Toͤne, als er bereits durch Galizien nach Wien gelangt und daſelbſt bei dem Orcheſter eines Vorſtadttheaters Violiniſt gewor- den war. Bald darauf begleitete er irgend eine beruͤhmte Saͤngerin auf dem Pianoforte, wie im Reiſe- wagen, nach Mailand, — und ploͤtzlich hoͤren wir ihn zu Neapel in einem Hofkonzerte das Brumm- eiſen ſpielen, auf welchem er es zu ſeltener Fertigkeit gebracht haben will. Endlich laͤuft er in Konſtanti- nopel ſichtliche Gefahr, geſaͤckt und erſaͤuft zu werden, wie ein Neſt voll blinder, junger Hunde, ſtiehlt ſich aber uͤber Buchareſt und aͤhnliche, hoͤchſt muſikaliſch geſtimmte Staͤdte nach Deutſchland zuruͤck, wo er gerade zu rechter Zeit anlangt, um Seiner Durch-
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melszelte zu weilen, unter welchem verſpaͤtete Schwal-
ben hin und her ſchwebten. Anders war es mit An-
ton. Dieſer verſchlang jede Silbe. Und weniger viel-
leicht waren es Erlebniſſe, Schickſale, Thaten und
Erfolge, deren ſich der Erzaͤhler ruͤhmte, als vielmehr
der ſtete Wechſel der verſchiedenſten Schauplaͤtze, auf
denen dieſer wandernde Muſikus erſchien, zu denen
er ſich Bahn zu brechen gewußt. Eben erſt in Prag
eingeſchlichen, blies er ſchon als Mitglied in der Pri-
vatkapelle eines Staroſten zu Warſchau die Klari-
nette. Kaum verhallten dort die Toͤne, als er bereits
durch Galizien nach Wien gelangt und daſelbſt bei
dem Orcheſter eines Vorſtadttheaters Violiniſt gewor-
den war. Bald darauf begleitete er irgend eine
beruͤhmte Saͤngerin auf dem Pianoforte, wie im Reiſe-
wagen, nach Mailand, — und ploͤtzlich hoͤren wir
ihn zu Neapel in einem Hofkonzerte das Brumm-
eiſen ſpielen, auf welchem er es zu ſeltener Fertigkeit
gebracht haben will. Endlich laͤuft er in Konſtanti-
nopel ſichtliche Gefahr, geſaͤckt und erſaͤuft zu werden,
wie ein Neſt voll blinder, junger Hunde, ſtiehlt ſich
aber uͤber Buchareſt und aͤhnliche, hoͤchſt muſikaliſch
geſtimmte Staͤdte nach Deutſchland zuruͤck, wo er
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/79>, abgerufen am 22.11.2024.
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